Die Schau in Schwarzenbach an der Saale, die 33 Bilder umfasst, trägt einen Titel, bei dem man erst einmal stutzt: „still leben“. In der Kunstgeschichte wird der Begriff, der die Darstellung toter oder regloser Gegenstände benennt, groß- und zusammengeschrieben. Hier nun erhält er eine neue Bedeutung. Galerieleiterin Swanti Bräsecke-Bartsch, die sich dies einfallen ließ, sagt, sie sei inspiriert worden von der Zeit, in der wir leben. Die Pandemie habe vieles zum Stillstand gebracht, und es erweise sich als schwierig, da wieder herauszukommen. Und nun sind da diese Bilder, die dazu passen. Bilder, die „Sommerdunkel“ oder „Herzschmerz“ heißen. Oder, tatsächlich, „Schreiendes Stillleben“. Da gehen Münder auf, zeigen Zähne und schreien, weil sie verletzt sind und nicht still sein können. Schon seit drei Jahrzehnten malt die 1963 in Kaiserhammer geborene Marion Lucka Bilder, die nur eine Deutung zulassen: Sie sind ein Aufschrei der Seele. In jüngster Zeit aber hat sie ihr Œuvre um Motive erweitert, in deren Mittelpunkt Blumen – oder etwas, das Blumen ähnlich sieht – stehen, präsentiert in Vasen oder in etwas, das wie Vasen aussieht. „Stillleben“ mit Zeichen oder mit Vögeln, mit Rosen oder Zitronen. Aber richtig dekorativ und nett sind allenfalls die „Friedlichen Blumen“ geraten. Das andere – das Gespenstische, die Tränen, die Schnitte in der Haut, das Blut – ist immer dabei. Und es muss dabei sein, sagt die Galerieleiterin, „nur nett passt einfach nicht“.