Ausstellung verlängert Relief-Intarsien noch bis Januar

Raffiniertes Handwerk: Nur bei genauer Betrachtung lassen sich die feinen Details der Intarsien erkennen. Foto: Florian Miedl

Das Egerland-Museum in Marktredwitz zeigt „Allerley Kunststück – Reliefintarsien aus Eger“. Sie rückt Möbel in den Fokus, die Politik und Geschichte beeinflussten.

 
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Die Ausstellung „Allerley Kunststück – Reliefintarsien aus Eger“ im Egerland-Museum Marktredwitz wird verlängert. Das Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Marktredwitz, dem Egerland-Museums und dem Sudetendeutschen Museum kann noch bis zum 21. Januar 2024 besucht werden. Das teilt die Stadt Marktredwitz mit.

Die Stadt Eger und ihre Kunsttischler schufen einzigartige und wertvolle Möbel mit filigran beschnitzten Einlegearbeiten, sogenannte Relief-Intarsien. Diese sind, wie es in der Mitteilung heißt, eine besondere Form von dreidimensionalen Intarsien. Sie gelten als kunsthistorische Raritäten und wurden im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert ausschließlich in Eger (heute Cheb) hergestellt. Sie faszinieren durch virtuose Schnitztechnik und eine akribische Detaildarstellung mit mikroskopisch kleinen Einlagen. Das verleiht den Möbeln, darunter Kabinettschränke, Schatullen, Brettspiele und Bildtafeln, eine besondere Ästhetik und Attraktivität.

Kompliziert und teuer

Die Egerer Relief-Intarsien-Arbeiten hatten den Rang von Kunstkammerstücken. Ihre Fertigung war außerordentlich kompliziert, langwierig und damit sehr teuer. Dargestellt sind Szenen aus der Mythologie und der biblischen Geschichte, historische Ereignisse oder hochrangige politische Persönlichkeiten. Kunden waren Landesherren, sehr reiche Adelige, Geistliche oder betuchte Bürger. Zu den eifrigsten Bestellern gehörte der Egerer Magistrat selbst. Er nutzte die Luxusprodukte als diplomatische Geschenke, um im Dreißigjährigen Krieg politische Entscheidungen zu beeinflussen. Das verdeutlicht die enge Verflechtung von Kunsthandwerk, Politik und Zeitgeschichte.

Das wertvolle Mobiliar regt an, genau hinzusehen. Dabei lassen sich feine Details und raffinierte Handwerkstechniken der Egerer Bilderschneider ablesen.

Das Egerland-Museum stellt mit der Ausstellung bedeutende Meister vor. Dazu zählen Adam Eck (1604 bis 1724), Johann Karl Haberstumpf (1654 bis 1724) oder der anonyme „Meister mit dem ornamentierten Hintergrund“. Seine charakteristische Handschrift, die dichte Ornamentierung der Bildhintergründe mit gepunzten Arabesken, hat auch die Gestalter der Ausstellung inspiriert.

Von Fleißen nach Langley

Die meisten Exponate dieser Ausstellung stammen aus der Kunstsammlung von Eric W. Pasold (1906 bis 1978). In Fleißen (heute Plesná) bei Eger leitete er die große Wirkwarenfabrik seiner Familie. 1932 entstand ein Zweigwerk in Langley, westlich von London. Nach Vertreibung und Enteignung wurde es 1945 zum Hauptsitz. Pasolds besondere Leidenschaft galt den in der Heimat entstandenen Relief-Intarsien. 1957 legte er den Grundstein für diese einmalige und umfassende Sammlung. Heute befindet sie sich als Dauerleihgabe im Sudetendeutschen Museum. Dieses stellte zusätzliche Relief-Intarsien aus seinem Bestand zur Verfügung. Nicht zuletzt wird das wertvolle Poseidon-Kabinett des Egerland-Museums in den Fokus gerückt.

„Allerley Kunststück – Reliefintarsien aus Eger“ wurde vom Sudetendeutschen Museum konzipiert und ist in etwas abgewandelter Form im Egerland-Museum zu sehen. Die Ausstellung ist noch bis zum 21. Januar 2024 zu den regulären Öffnungszeiten im Egerland-Museum zu sehen: dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr. Für Gruppen und nach Anmeldung ist ein Besuch auch zu anderen Zeiten möglich.

Gefördert wird das Ausstellungsprojekt der Stadt Marktredwitz von der Oberfrankenstiftung, dem Kulturfonds Bayern, der Stiftung Egerland-Museum, der Stiftung Egerer Stadtwald sowie dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds.

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