Auszeichnung Naturnahe Gärten im Fichtelgebirge gesucht

Ein naturnaher Garten muss keine Wildnis sein, darauf legt Claudia Büttner Wert. Mit Obstbaum, Fassadenbegrünung, Nutzgarten und Wiese erfüllt auch Hans-Martin Bäckers Garten alle Anforderungen. Foto: Gerd Pöhlmann

Der Kreisverband für Gartenkultur zeichnet vielfältig und ökologisch gestaltete Gärten aus. Die Teilnahme ist nicht kompliziert, und als Zeichen winkt eine Porzellanplakette.

 
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Wunsiedel - Kiesgarten oder Stauden, englischer Rasen oder Blumenwiese. Wahrscheinlich jeder Gärtner hat so seine eigenen Ansichten, wie ein idealer Garten auszusehen hat. Vielfältig und ökologisch gestaltete Gärten aber bieten nicht nur was fürs Auge, sondern halten auch verschiedenste Lebensräume bereit. Der Landkreis Wunsiedel und der Kreisverband für Gartenkultur und Landespflege Fichtelgebirge zeichnen naturnahe Privatgärten aus.

Trittbretter für die Natur

„Wir leben in einer immer naturfeindlicheren Welt“, sagt Claudia Büttner, Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Wunsiedel. Wegen der steigenden Flächenversiegelung stehe immer weniger Platz für den Artenschutz zur Verfügung. „Andererseits haben 36 Millionen Menschen einen Hausgarten. Und wenn wir die gut gestalten, können sie Trittbretter für die Natur sein.“ Das Volksbegehren Artenschutz habe viele Menschen sensibilisiert und das Interesse geweckt. Die Auszeichnung „Naturgarten Fichtelgebirge“, sagt Claudia Büttner, soll ein Anreiz für Gärtner sein.

Noch in diesem Jahr möchte sie die ersten Gärten zertifizieren. Die Auszeichnung selbst soll zu einer dauerhaften Einrichtung werden und dem Trend zu Schottergärten entgegenwirken. „Wir wollen die nicht verdammen, aber eben einen Kontrapunkt setzen. Schottergärten wirken sich ja auch negativ auf das Ortsbild aus“, sagt die Kreisfachberaterin.

Viele Möglichkeiten für Gärtner

Die Bewerbung ist nicht kompliziert – absichtlich. „Sie soll ja nicht abschrecken, sondern zum Mitmachen animieren“, sagt Claudia Büttner. Neben den Kriterien, die naturnahe Gärten zu erfüllen haben, gibt es einige Elemente, die gerne gesehen werden: wilde Ecken, Wiesenelemente und Wildkräuter, gebietstypische Sträucher oder Trockenmauern und Holzstapel. Auch die Bewirtschaftung fließt in die Bewertung mit ein. Gemüsebeete, Komposthaufen und Gründüngung bringen ebenso Pluspunkte wie Regenwassernutzung, Obstbäume und Beerensträucher. Wichtig sei der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Dünger sowie torfhaltige Substrate, sagt die Fachberaterin: „Moore sind wichtige Lebensräume und CO2-Speicher. Es gibt gute Alternativen zu Torf.“ Dabei legt Claudia Büttner „Wert auf die Feststellung, dass ein naturnaher Garten nicht gleichbedeutend mit Wildnis sein muss. „Was aber hilft“, sagt sie augenzwinkernd, „ist ein bisschen Mut zur Unordnung.“ In wilden Ecken dürfen gerne Disteln und Brennnesseln stehen. Freiwachsende Sträucher bieten Vögeln und Insekten Schutz und Nahrung.

Plakette aus Porzellan

Wie ein naturnaher Garten aussehen kann, zeigt Hans-Martin Bäcker in Schönbrunn. Dort blühen das ganze Jahr über verschiedene Stauden und Blumen. Es gibt einen Nutzgarten, Obstbäume, neben einer Steintreppe wächst Lavendel, um den Sandkasten herum ist die Wiese gemäht – der Enkel wegen, wie Bäcker sagt. „Arbeitsintensiv ist der Garten ganz und gar nicht“, sagt er. „Die Wiese zu mähen, nimmt mehr Zeit in Anspruch als die Pflege der Pflanzen.“ So habe er mehr Zeit, seinen Garten zu genießen, als darin zu arbeiten. „Ein naturnaher Garten ist etwas für intelligente Faule“, bestätigt Claudia Büttner.

Hans-Martin Bäcker hat den Garten nach seinem Gebrauch gestaltet, und doch erfüllt er alle Kriterien für die Auszeichnung. Apropos Auszeichnung: Jeder zertifizierte Garten bekommt eine Plakette. Die ist, wie sollte es anders sein, aus Porzellan und handgefertigt in der Manufaktur von Marlene Kretzschmar in Selb. In die Gestaltung haben sich Claudia Büttner und der ehemalige Vorsitzende des Kreisverbands für Gartenkultur Dr. Karl Döhler eingebracht.

Anmeldeformulare für die Zertifizierung gibt es bei den Gartenbauvereinen oder im Internet unter www.gartenbauvereine-fichtelgebirge.de. Einsendeschluss für das Jahr 2021 ist am 5. September.

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