Nach der Grundsatzentscheidung des Managements stehen in Valencia nun Umstrukturierungen an. Die Investitionssumme und das konkrete Automodell werden zu einem späteren Zeitpunkt festgelegt - möglicherweise gibt es auch mehrere Modelle.
In Saarlouis sieht die Zukunft düster aus. Es drohe eine Schließung oder ein Verkauf, sagte Betriebsrat Gruschka mit Blick auf das Focus-Produktionsende 2025. Die möglichen Konsequenzen wären "verheerend" für Saarlouis, das Saarland und die Europaregion Saar-Lor-Lux.
Weiter Suche nach Wegen
Ford-Europachef Stuart Rowley sagte der dpa, dass die Entscheidung pro Spanien keine Entscheidung zur Schließung des Standorts in Saarlouis sei. "Wir bemühen uns nun um Wege, um so vielen betroffenen Beschäftigten wie möglich eine Zukunft zu geben." In technischer und strategischer Hinsicht seien die beiden Standorte gleichauf gewesen, in finanzieller Hinsicht sei Valencia hingegen im Vorteil gewesen.
Auf die Frage, ob Saarlouis im Ford-Konzern nach 2025 noch eine Zukunft habe, sagte Rowley, man werde nun eine Task Force gründen und das weitere Vorgehen mit den Arbeitnehmervertretern und der saarländischen Landesregierung besprechen. Man blicke auf Möglichkeiten, die innerhalb und außerhalb von Ford liegen. Konkreter wurde er nicht.
Der Betriebsrat glaubt nicht mehr an entsprechende Angebote von Ford. "Das sind Beruhigungspillen, von denen haben wir genug bekommen", sagte der Arbeitnehmervertreter Thal der dpa. "Die können sie alle mitnehmen und nun anderen einführen." Nun müsse man sehen, welche rechtlichen Möglichkeiten es noch im Rahmen des Tarifvertrages gebe.
Aufholjagd bei Ford
Ford ist im Umbruch. Im Zeitalter der Elektromobilität hinkte der US-Autobauer zunächst Wettbewerbern hinterher und schien die Zeichen der Zeit zu verschlafen. Inzwischen investiert Ford aber kräftig in die Elektromobilität, um auch in Zukunft im Wettbewerb bestehen zu können. In den Plänen der Amerikaner spielt die Kölner Europazentrale eine große Rolle, insgesamt zwei Milliarden US-Dollar will der Konzern dort in den kommenden Jahren investieren und Elektroautos herstellen, die Produktion soll Ende 2023 starten.
In der Domstadt hat Ford rund 15.000 Beschäftigte. Dort basieren die geplanten Stromer auf der Elektroplattform von VW. In Valencia will Ford eine eigene Plattform installieren, um damit weitere Elektromodelle zu bauen. Wann dort die ersten Ford-Stromer vom Band rollen, ist unklar - "später im Jahrzehnt", heißt es hierzu vage.
Die Entscheidung, die neue Plattform nicht in Saarlouis anzusiedeln, war von Branchenexperten erwartet worden. Die Personalkosten seien in Spanien nun mal niedriger als in Deutschland, sagt Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Zwar habe Ford vor einiger Zeit Milliardeninvestitionen für Köln beschlossen, wo die Lohnkosten ebenfalls relativ hoch seien. Der dortige Standort sei aber viel größer und habe zudem zahlreiche Zulieferer in seinem Umfeld.
Für den Fortbestand des Ford-Werks in Saarlouis hat Bratzel wenig Hoffnung. Möglich sei, dass die Focus-Produktion noch um ein, zwei Jahre verlängert werde, aber das würde das Ende nur hinauszögern. Damit Saarlouis doch noch in die Elektroproduktion einbezogen wird, müsste Ford in den kommenden Jahren einen Verkaufsboom bei Stromern erleben. "Aber das ist absolut nicht in Sicht - mengenmäßig dürften die Standorte, wo bisher investiert werden soll, ausreichen."