Ökonomen lehnen staatliche Rettung ab
Führende Ökonomen warnten die Politik davor, jetzt mit gezielten Rettungsmaßnahmen gegen drohende Werkschließungen anzugehen. "Die Politik sollte sich bei dieser Erneuerung heraushalten und darf nicht den Fehler begehen, alte Strukturen zu zementieren und die notwendige Transformation zu behindern", betonte DIW-Präsident Fratzscher. "Die fehlende Zukunftsfähigkeit Volkswagens ist primär das Resultat eigener Fehlentscheidungen und nicht die Verantwortung der Politik."
Auch die Wirtschaftsweise Veronika Grimm warnte vor direkten staatlichen Eingriffen. Zwar habe der Staat durchaus eine Rolle, wenn es darum gehe, den Strukturwandel zu begleiten. "Direkt die Automobilindustrie zu retten, halte ich aber nicht für den richtigen Weg", sagte sie der "Rheinischen Post".
Bundesländer kämpfen für ihre Standorte
Niedersachsen Ministerpräsident Stephan Weil hatte VW zuvor aufgefordert, Standortschließungen zu vermeiden. Dass bei VW Handlungsbedarf bestehe, sei unstreitig, sagte der SPD-Politiker, der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt. "Dabei erwarten wir, dass sich die Frage einer Schließung von Standorten durch die erfolgreiche Nutzung von Alternativen schlichtweg nicht stellt." Darauf werde die Landesregierung ein besonderes Augenmerk legen. Niedersachsen ist mit Werken in Wolfsburg, Emden, Braunschweig, Hannover, Salzgitter und Osnabrück wichtigster VW-Standort.
Auch Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD), in dessen Bundesland drei VW-Werke liegen, hatte sich nach der VW-Ankündigung alarmiert gezeigt. "Der Freistaat steht zu allen sächsischen Standorten und fest an der Seite der Kolleginnen und Kollegen in Zwickau, Chemnitz und Dresden", sagte er laut Mitteilung. Vor allem das reine Elektroautowerk in Zwickau leidet derzeit unter der schwachen Nachfrage nach Batteriefahrzeugen. Sachsen unterstütze daher die Forderungen, eine Verkaufsprämie für Elektrofahrzeuge wieder einzuführen, so Dulig. Der Absatz von E-Autos war massiv eingebrochen, nachdem der Bund die bisherige Kaufprämie 2023 gestrichen hatte.