Contis Reifengeschäft ist seit vielen Jahren der Gewinnbringer der Niedersachsen, vom Umsatz bleibt regelmäßig ein zweistelliger Prozentsatz als operativer Gewinn hängen. Das Autozuliefergeschäft ist zwar größer, doch vor allem in den vergangenen Jahren wenig erfolgreich. Vergangenes Jahr schrieb der Bereich erstmals seit 2019 überhaupt wieder schwarze Zahlen. Die Sparte ächzte unter hohen Investitionskosten, Zollstreitigkeiten sowie hohen Energie- und Logistikosten. Zuletzt hatte Conti in der Sparte den Rotstift angesetzt: Rund 7150 Stellen stehen zur Disposition, davon 5400 in der Verwaltung, der Rest trifft die Forschung und Entwicklung. Bis 2025 sollen die jährlichen Kosten der Sparte um 400 Millionen Euro sinken.
Spekulationen um eine Trennung von der Autozulieferung gab es schon lange. Vor Jahren schon hatte Conti die Geschäfte um den Antriebsstrang in die Firma Vitesco ausgegliedert und ebenfalls per Spin-Off an die Börse gebracht. Mittlerweile hat der fränkische Autozulieferer Schaeffler - mit 46 Prozent der Anteile auch Großaktionär von Conti - die Mehrheit an Vitesco übernommen und will den Antriebsspezialisten dieses Jahr noch auf den eigenen Konzern verschmelzen.
Bei der spekulierten Trennung von Reifen- und Autogeschäft hatte sich das Management - zuletzt Setzer, zuvor aber auch Vorgänger Elmar Degenhart - lange zurückhaltend gezeigt und den Wert eines gemeinsamen Konzerns betont. Setzer hatte vergangenes Jahr allerdings bereits viele Teile des Autogeschäfts auf den Prüfstand gestellt.
Dabei galt der Oberkontrolleur der Hannoveraner als Fürsprecher einer Trennung: Wolfgang Reitzle. Der Top-Manager mit vielen Stationen in der deutschen Industrie, unter anderem als Chef des Gasekonzerns Linde, hatte sich dieses Jahr sein Mandat im Aufsichtsrat noch einmal um zwei Jahre bis zur Hauptversammlung 2026 verlängern lassen. In Berichten im "Manager-Magazin" hatte es geheißen, er wolle in der verbliebenen Zeit die Dinge in Hannover noch in die richtige Spur bringen.