B 289 Untersteinach „Technisch sehr anspruchsvolle Brücke“

Das Gespräch führte Werner Reißaus
In der nächsten Woche wird die Umgehung von Untersteinach und damit auch die Schorgasttalbrücke für den Verkehr freigegeben. Foto: /Klaus Rössner

Die Schorgasttalbrücke ist so gut wie fertig. In der nächsten Woche soll sie für den Verkehr freigegeben werden.

 
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Untersteinach - Lange haben die Untersteinacher auf die Eröffnung ihrer Umgehung warten müssen. Aber einen öffentlichkeitswirksamen Termin für die Verkehrsfreigabe wird es anlässlich der unverändert kritischen Corona-Lage nicht geben. So hat das bayerische Verkehrsministerium die staatlichen Bauämter ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sämtliche Veranstaltungen landesweit grundsätzlich untersagt sind.

Herr Schnabel, Sie waren von Anfang an in die Planungen eingebunden. Am Ende des Realisierungswettbewerbes für die Schorgastbrücke vor zehn Jahren waren sie skeptisch, dass das jetzige Bauwerk überhaupt errichtet werden kann. Auch aus Kostengründen?

Aufgrund der exponierten Lage des Bauwerkes im sensiblen Schorgasttal wurde im Jahr 2010 ein Realisierungswettbewerb durchgeführt. Die Initiatoren des Wettbewerbs erwarteten sich von den eingereichten Arbeiten optimale Lösungen in Sachen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit, Funktion, Konstruktion, Innovation und Bauverfahren. In der Preisgerichtssitzung am 11. November 2010 wurden drei Entwürfe mit Preisen ausgezeichnet. Es ist zutreffend, dass der siegreiche Wettbewerbsbeitrag die höchsten Kosten aufwies. Das Preisgericht hat sich jedoch einstimmig für das jetzige Bauwerk entschieden und den überzeugenden Beitrag zur Baukultur und die gestalterische Kraft herausgestellt.

Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis der Arbeiten?

Das fertiggestellte Bauwerk zeigt, dass sich der Einsatz aller Beteiligten am Ende gelohnt hat: Das besondere Erscheinungsbild der Talbrücke ergibt sich durch die einseitige Aufhängung sowie die zur Kurveninnenseite geneigten Pylone und den schlanken Überbau. Weitere Gestaltungselemente sind die nach außen geneigte Lärmschutzwand und der unten abgeschrägte, asymmetrische Überbau. Eine Entwässerungsleitung ist nicht sichtbar. Die niedrige Konstruktionshöhe mit 1,85 Metern wird durch die Schrägseilabspannung ermöglicht. Da sich das Bauwerk in geringer Höhe über dem Tal befindet, kommt der niedrigen Höhe des Überbaus aus gestalterischer Sicht eine besondere Bedeutung zu, weil dadurch die optische Durchlässigkeit des Talraums gewährleistet werden kann. Die Talbrücke passt sich damit harmonisch in die Landschaft ein und wird als Landmarke sichtbar.

Die Talbrücke war für das Bauamt und die am Bau beteiligten Firmen eine besondere Herausforderung. In welcher Hinsicht?

Die Schorgasttalbrücke ist ein technisch sehr anspruchsvolles Bauwerk und Ausdruck gestalterischer Kraft. Dies zeigte sich bereits bei der technischen Planung, die eine intensive Abstimmung mit der damaligen Obersten Baubehörde und dem Bundesverkehrsministerium erforderte. Der Überbau mit einer Höhe von 1,85 Metern besteht aus einer Stahlverbundkonstruktion und einer darüberliegenden, mit der Stahlkonstruktion fest verbundenen Fahrbahnplatte aus Beton. Die Länge der Talbrücke beträgt 426 Meter. Zusammen mit der Galerie über die Bahngleise ergibt sich eine Gesamtlänge des Bauwerks von 560 Metern. Es handelt sich um ein sogenanntes teilintegrales Bauwerk, das heißt, bewegliche Lager befinden sich nur am Anfang und am Ende der Brücke. Die Stützen und Pylone sind mit dem Überbau der Brücke verschweißt.

Die Höhe der Pylone...

...beträgt rund 25 Meter über dem Talgrund. Jedes der sieben Felder der Talbrücke besteht aus neun Stahlbauteilen. Diese Teile sowie die Stützen und Pylone wurden vorgefertigt. Das Gewicht der einzelnen angelieferten Stahlbauteile beträgt zwischen 30 und 50 Tonnen. Für die Gründung der Talbrücke waren bis zu 54 Meter lange Bohrpfähle notwendig. Um mögliche Schwingungen der Seile zu vermeiden, wurde bei jedem Seil ein Seildämpfer eingebaut. Für die Herstellung der offen gestalteten Galerie über die Bahnlinie wurden von der Bahn sehr enge Zeitfenster vorgegeben. Dadurch wurden viele Nachtarbeiten notwendig. Die Bauausführung erfolgte durch die ARGE Talbrücke Schorgast unter Führung der Firma Züblin AG aus Dresden.

Die Inbetriebnahme der Ortsumgehung von Untersteinach erfolgt also in der kommenden Woche?

Über die anstehende Verkehrsumlegung in Untersteinach wird das bayerische Verkehrsmitteilung Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr eine Pressemitteilung informieren. Nach fünf Jahren Bauzeit ist die 4,2 Kilometer lange und 78,6 Millionen Euro teure Ortsumgehung Untersteinach so weit fertiggestellt, dass die Verkehrsumlegung nunmehr erfolgen kann. Die notwendigen Restarbeiten werden 2021 durchgeführt.

Das Gespräch führte Werner Reißaus

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