Bad Alexandersbad In kleinen Schritten zur Normalität

Die allgemeine Situation in Bad Alexandersbad ist nach wie vor mehr als angespannt. Entlastung für die Kurgemeinde bringt vor allem das ehrenamtliche Engagement, wie Bürgermeisterin Anita Berek bei der Bürgerversammlung herausstellt.

 
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Tanja Höfer (rechts), Geschäftsbereichsleitung am Landratsamt Wunsiedel, überbrachte die Grüße des Landrats an die Gemeinde und Bürgermeisterin Anita Berek (links). Foto: Schi.

Kleine Brötchen muss die Kurgemeinde aufgrund der finanziellen Schieflage schon lange backen. Bei der im Vergleich zu anderen Jahren nur mäßig besuchten Bürgerversammlung im Haus des Gastes hat Bürgermeisterin zumindest noch ein paar Rosinen aus dem gesellschaftlichen Leben gepickt, die zeigen, dass vor allem die Bürgerschaft den Kampf angenommen hat. Die Rathauschefin war daher voll des Lobes für Sponsoren und das ehrenamtliche Engagement, das die Bürgerinnen und Bürger in allen Ortsteilen an den Tag legen.

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Seit Jahren schreibt die Kurgemeinde tiefrote Zahlen, ist quasi nicht handlungsfähig. Jeder Cent muss zweimal umgedreht, jede Anschaffung per Antrag von der Rechtsaufsicht genehmigt werden – und das in vielen zeitraubenden Gesprächen bei Landratsamt und Regierung, wie Bürgermeisterin Berek in ihrem Jahresrückblick mehrfach betonte.

Steigende Übernachtungszahlen

Nicht einfacher wird die Situation durch den kontinuierlichen Bevölkerungsschwund. 949 Personen zählte die Kurgemeinde zum Jahreswechsel. „Die Zahl ist weiter leicht geschrumpft“, diagnostizierte die Rathauschefin. Immerhin bei den Übernachtungszahlen gehe der Trend wieder nach oben. Zählte der Kurort im Jahr 2019 noch 58 283 Übernachtungen, so brachen die Zahlen während der Pandemie fast komplett ein. Bis zum Juli dieses Jahres registrierte die Verwaltung nun bereits wieder fast 29 000 Übernachtungen. Auch wenn Berek einschränkte, dass bis Ende des Jahres das Vor-Corona-Niveau wohl nicht mehr erreicht werde.

Mehr von den ohnehin bekannten Zahlen, etwa den Schuldenstand, wollte die Bürgermeisterin dem Auditorium dann doch nicht zumuten. Ganz zu schweigen vom nicht genehmigten Haushalt. Vielmehr widmete sich Berek den Lichtblicken.

Der Anfang des Jahres sei vom Umzug der Verwaltung in das Markgräfliche Schloss geprägt gewesen, nachdem das Osteopatische Kinderzentrum „Filumi“ die Aufgaben des Gesundheitszentrums übernommen habe, das vorher noch in der Hand der Gemeinde gewesen war. Mit „Filumi“ werde derzeit auch über die Zukunft und eine eventuelle Übernahme des Alexbades verhandelt.

Treffen mit Vereinen

Beim Umzug ins Schloss sei auch eine Brandmeldeanlage installiert worden. Mit der Erneuerung der Straßenbeleuchtung in Kleinwendern sei nun dieses Projekt abgeschlossen. Bei der Förderung des Ersatzbaus für das neue Kurmittelhaus sei der abschließende Bescheid über mehr als 383 000 Euro nach den Richtlinien zur Förderung von öffentlichen touristischen Infrastruktureinrichtungen (RÖFE) eingetroffen. Außerdem seien die Preise für Wasser und Abwasser neu kalkuliert worden.

„Unsere Situation macht besondere Anstrengungen nötig.“ Anita Bereks abschließendes Bewertung kann auf mehrere Bereiche angewandt werden, vor allem auf die angesprochenen, zeitraubenden Verhandlungen. So verwies sie auf zahlreiche Treffen mit Vereinen und Vermietern, Blackout-Gespräche – für den Fall eines Stromausfalls – sowie zahlreiche Beratungen zur Interkommunale Zusammenarbeit mit den Gemeinden innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft, Tröstau und Nagel, aber auch mit den Städten Marktredwitz und Wunsiedel sowie dem Bezirk. „Hier versuchen wir, Synergieeffekte zu erzielen.“

Bereits verzahnt ist Bad Alexandersbad mit Bischofsgrün, Bad Berneck und Weißenstadt im Zuge der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE). Hier hätten die vier Kommunen als PR-Maßnahme einen Kurzfilm zum Thema „Stille“ sowie Potenzialanalysen in Auftrag gegeben. Für dieses Jahr hätten verschiedene Vereine Projekte für das Regionalbudget angemeldet.

Erste Kontakte für eine Städtepartnerschaft seien mit Lázně Kynžvart (deutsch Bad Königswart) aufgenommen worden. Inzwischen sei mit dem tschechischen Bürgermeister ein Städtepartnerschaftsvertrag unterzeichnet. Auch der Förderbescheid für das „Sonderprogramm bayerisch-tschechischer Kommunalpartner“ sei eingereicht. Teilgenommen habe das „Bad“ auch am „Tag des offenen Badehauses“ bei den Deutsch-Tschechischen Freundschaftswochen, die in Selb und Asch über die Bühne gegangen sind.

Neue Ehrenamtler

Im nächsten Jahr stehe die Reprädikatisierung als Heilbad an. Auch hier müsse der Antrag über das Landratsamt und die Regierung von Oberfranken an das Bayerische Staatsministerium gestellt werden.

Besonders hob Anita Berek das ehrenamtliche Engagement in der Kurgemeinde hervor. „Es ist nicht selbstverständlich, dass Bürger selbst Hand anlegen“, betonte Berek. Dies sei in allen Ortsteilen vor allem bei der Pflege und Verschönerung von gemeindlichen Flächen gegeben. Mit Marianne Bauer habe die Gemeinde nun eine Seniorenbeauftragte gefunden, die im Ort bekannt sei. Ab 7. November seien regelmäßige Treffen an jedem ersten Dienstag im Monat im Haus des Gastes geplant.

„Dazu, eine große Aufgabe zu übernehmen, hat sich Richard Ponath bereit erklärt“, freute sich die Bürgermeisterin. Er sei mit der Geschichte des Ortes mehr als vertraut und übernehme das Amt des Archivars. Durch verschiedene Institutionen seien zudem ein generationenübergreifender und inklusiver Spielplatz sowie die Neubelebung des Pavillons am Kurort geplant. Trotz allem sei eine „weitere finanzielle Unterstützung auch überörtlich nötig“, schloss Berek.

Zukunft des Lichterfestes?

Mit dem Lichterfest schnitt Sylvia Prell ein Thema an, das vielen „Badenern“ auf den Nägeln brennt. „Ein Fest von der Gemeinde aus zu organisieren, ist seitens der Gemeinde schwierig“, sagte Berek. Das Lichterfest sei ohnehin von den Vereinen gestemmt worden. Ihr sei derzeit auch kein konkreter Termin für das kommende Jahr bekannt.

Eine Reihe an Kritikpunkten hatte Petra Schreiber-Meier als Anbieterin von Ferienwohnungen vorzubringen. So monierte sie die mangelnde Beschilderung im Ort, Kurgäste wüssten nicht, wo sie mit der Kurkarte Ermäßigungen erhielten, auch erhielten die Anbieter für ihren Aufwand von der Gemeinde nichts zurück. „Es ist frustrierend, auch nach Versammlungen passiert nichts“, so die Bürgerin. Berek sah hier das Scheitern wegen der finanziellen Situation. Auch zeitlich bleibe angesichts der angespannten Personalsituation vor allem für die Mitarbeiter des Bauhofs kaum Zeit, sich um einige Dinge zu kümmern.

Die Grüße „an das kleinste Heilbad Bayerns“ des Landrats überbrachte Bereichsleiterin Tanja Höfer. Sie ist als Juristin im Landratsamt Ansprechpartnerin für das „Bad“.