Die Operationen, mit denen Caleb Ray ein Leben ermöglicht wurde, sind nach ihrem Erfinder Francois Fontan benannt. Sie gehören seit etwa 30 Jahren zum medizinischen Repertoire in Deutschland, und da die Erkrankung derart selten auftritt (bei etwa 0,3 Promille der Neugeborenen in Deutschland) ist sie auch vielen Medizinern nicht oder kaum bekannt. „Auch mein Mann und ich hatten uns damals selbst informiert, meine damalige Frauenärztin kannte den Eingriff nicht“, sagt Yvonne Jakob. So war die Diagnose früher ein Todesurteil: Kinder mit „halbem Herzen“ überlebten nur wenige Wochen. Auch heute zählt die OP zu den palliativen Maßnahmen, ist also nicht als lebensrettender, sondern als lebensverlängernder Eingriff eingestuft. „Die ältesten Kinder mit operiertem Fontanherz sind jetzt im Erwachsenenalter, und man weiß nie, welche Komplikationen auftreten können“, berichtet Yvonne Jakob. Sie sagt das alles wie jemand, der seine Geschichte schon oft erzählen musste, der sich immer wieder erklären muss, der viel weiß und viel weitergeben will. Die Familie ist Mitglied im deutschlandweiten Verein Fontanherzen, wo man sich dafür stark macht, die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben. „Eine schwierige Sache, da die Krankheit eben so wenig verbreitet ist.“ Eine Aktion, um Aufmerksamkeit zu erregen, läuft in den nächsten Tagen und Wochen ab (siehe Info-Kasten), der andere Ansatz ist das persönliche Gespräch.
Wer die Familie Jakob kennt, weiß meist darum, dass einer der Brüder einen Herzfehler hat. Mehr aber nicht, und das ist auch gut so. „Zu viel Rücksichtnahme ist ja auch nicht gut“, sagt Yvonne Jakob. Ohne den Rückhalt in der Familie und bei Freuden, die Rücksichtnahme der Arbeitgeber bei Arztterminen und Krankenhausaufenthalten und die Unterstützung durch Ärzte und Therapeuten wäre der Weg bis hierher fast unmöglich gewesen, betont sie. Und sagt einen Satz, der aus ihrem Munde viel mehr ist als die Binsenweisheit, als der er oft verkauft wird: „Da wir wissen, wie schnell vieles ganz anders sein kann, wissen wir die kleinen Dinge viel mehr zu schätzen. Da macht die Krankheit unser Leben auch ein Stück reicher.“
Herz-Wimpel basteln
Der Verein Fontanherzen möchte im Sommer in Magdeburg die längste Kette aus Herz-Wimpeln der Welt aufhängen – der bisherige Rekord liegt bei 17,6 Kilometern. Hier gibt es die Herzwimpel zum Herunterladen, Ausdrucken und Ausschneiden – sie können auf der Rückseite (zum Beispiel mit Wünschen) beschriftet und bemalt werden. Wer möchte, kann sie bis zum 5. Mai, dem „Tag des herzkranken Kindes“ an Familie Jakob schicken, Fudaweg 8 in Hof-Wölbattendorf, oder bis zum 10. Juni an den Verein Fontanherzen, Schillerstraße 5, in Magdeburg. Sie werden am Ende zu einer großen Kette zusammengefügt