Bau der Haftanstalt rückt näher Spatenstich für die JVA 2023

So wird die JVA in Marktredwitz voraussichtlich aussehen, wenn sie 2017 eröffnet wird. Foto: /pr

Immer wieder hat sich das Riesenprojekt verzögert. Am Donnerstag gab der Haushaltsausschuss grünes Licht für den Bau im Marktredwitzer Ortsteil Lorenzreuth.

 
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Marktredwitz - Ob die Justizvollzugsanstalt in Marktredwitz tatsächlich jemals gebaut wird, wie vor mittlerweile sechs Jahren vom seinerzeitigen Heimatminister Markus Söder angkündigt? Viele Marktredwitzer konnten zuletzt nicht mehr so richtig daran glauben. Seinerzeit war die Rede davon, dass 2022 die ersten Häftlinge „einziehen“ werden. Immer und immer wieder verzögerte sich der Bau. Doch jetzt hat die Realisierung der JVA Marktredwitz die entscheidende Hürde genommen: 2023 wird eine ganze Politikerriege zum ersten Spatenstich für die Justizvollzugsanstalt mit 364 Haftplätzen antreten. Der Haushaltsausschuss des Landtags hat am Donnerstag den Planungen zugestimmt.

„Damit ist die erste Hürde genommen. Vertreter des Bau- und des Justizministeriums haben das Projekt mit den Kosten und den Planungen im Ausschuss vorgestellt. Letztlich waren alle Mitglieder dafür, es herrschte eine sehr zustimmende Atmosphäre“, sagt CSU-Landtagsabgeordneter Martin Schöffel auf Nachfrage der Frankenpost.

Projekt mit riesigen Dimensionen

Im kommenden Jahr folgt laut Schöffel die Detailplanung bis hin zu den Steckdosen. Auch die derzeit noch über dem Grundstück verlaufende 110-Kilovolt-Freileitung kann schon bald verlegt werden. „Sie wird künftig unterirdisch an der Justizvollzugsanstalt vorbeiführen.“ Ob der zuletzt anvisierte Bezugstermin 2027 gehalten werden kann, vermag Schöffel aber nicht abzuschätzen. Immerhin müssen die Mitglieder des Haushaltsausschusses dem Projekt wegen seiner riesigen Dimension nach den abschließenden Plänen erneut zustimmen. Danach können die Ausschreibungen für die einzelnen Gewerke starten. Angesichts der stetig steigenden Baupreise lassen sich laut Schöffel die abschließenden Kosten nur schwer kalkulieren. „Das Bauministerium hat aber einen Preispuffer eingebaut, sodass die Kosten sicherlich stabil bleiben.“ Nach aktuellem Stand belaufen sie sich auf 222 Millionen Euro.

Die neue JVA wird nicht nur mit Männern belegt. 120 der insgesamt mit 364 Haftplätze sind für weibliche Gefangene vorgesehen. Diese decken den Bedarf im gesamten nordbayerischen Raum. Hier wird es auch eine Mutter-Kind-Abteilung geben – auf dem Bild oben ist sie ganz links zu sehen. Auch eine Geriatrie für 24 Häftlinge im Seniorenalter ist in den Plänen enthalten (auf dem Bild in der Mitte neben der Sporthalle). Dies ist die erste in Bayern und wegen der immer älter werdenden Häftlinge notwendig. Gerade an Plätzen für Frauen und ältere Inhaftierte mangelt es im Freistaat.

Mehrere Spezialabteilungen

„Wir bekommen in Marktredwitz damit nicht nur irgendeine JVA, sondern eine ganz besondere Einrichtung mit Spezialabteilungen“, sagt Schöffel.

Der Grunderwerb mit einer Grundstücksfläche von rund zehn Hektar ist bereits abgeschlossen. Die Stadt Marktredwitz hat den Bebauungsplan hierfür geändert.

„Ich weiß, dass viele Marktredwitzer auf die Entscheidungen zur JVA schon lange warten. Im Hintergrund sind bereits umfangreiche Planungen gelaufen, jetzt muss ohne Verzögerungen an der Realisierung gearbeitet werden. Wie in der Heimatstrategie 2015 versprochen, werden Behörden in den ländlichen Raum verlagert. In diesem Fall eine Justizvollzugsanstalt für die Zukunft. Das bringt Arbeitsplätze in die Region. Ein gutes Zeichen!“, freut sich Schöffel, laut einer Pressemitteilung.

Tatsächlich haben bereits viele Justizbedienstete aus der Region, die im Raum München oder in anderen weiter entfernten Gegenden leben, ihren Versetzungswunsch nach Marktredwitz geäußert. Das Justizministerium geht von bis zu 200 Beschäftigten in der Region aus, darunter Beamte im Justizvollzug, Lehrer, Seelsorger, Sozialarbeiter, Erzieherinnen, Handwerker oder Verwaltungskräfte.

Werkstätten für die Häftlinge

Wie in allen Justizvollzugsanstalten werden die Häftlinge auch in Marktredwitz in Anstaltswerkstätten arbeiten oder sich fortbilden können. Viele Unternehmen in Bayern vergeben Aufträge an JVAs. „Ich gehe davon aus, dass dies auch für heimische Betriebe Chancen bietet“, ist Schöffel überzeugt. Welche Arbeiten die Häftlinge in der Marktredwitzer Justizvollzugsanstalt leisten, steht noch nicht fest.

Oberbürgermeister Oliver Weigel freut sich, dass der Bau der neuen JVA in Marktredwitz nach einer langen Planungsphase nun einen entscheidenden Schritt vorangekommen ist. „Im kommenden Jahr geht es nun darum, die Planungen abzuschließen, bevor es dann 2023 mit dem Spatenstich so richtig losgeht. Die rund 200 Arbeitsplätze, die entstehen werden, leisten einen wichtigen Beitrag zur weiteren positiven Entwicklung unserer Stadt und der gesamten Region.“

Manch ein Lorenzreuther befürchtete anfangs, dass der Ort mit den Häftlingen nicht mehr sicher sein könnte. Die Sorgen sind unbegründet, gibt es doch ein ausgeklügeltes Konzept, das jede Flucht vereitelt. Zudem machen zunächst ein 1,6 Meter hoher Zaun und in einem zehn Meter Abstand eine sechs Meter hohe Mauer einen Ausbruch so gut wie unmöglich. Matthias Bäumler

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