Baustelle Marienplatz Selb: Mit Bordmitteln zur Lösung

Einen Blick auf die Baustelle Marienplatz hat der Werkausschuss am Donnerstag vor seiner Sitzung geworfen. ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt (Zweiter von rechts) und Tiefbau-Ingenieurin Stephanie Henschke (Fünfte von links) erläuterten den Fortgang der Arbeiten. Foto: Andreas Godawa

Die Tiefbauarbeiten auf dem Marienplatz nimmt der Werkausschuss unter die Lupe. Wie ESM-Chef Klaus Burkhardt sagt, sind 80 Prozent der Kanäle inzwischen fertig.

 
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Selb - Lieferschwierigkeiten, die Auswirkungen der Corona-Pandemie, Überraschungen im Untergrund und schlechtes Wetter haben den Komplettumbau auf dem Marienplatz verzögert. Dennoch sind die Verantwortlichen mit dem Fortgang der Arbeiten angesichts der sich stellenden Probleme durchaus zufrieden. Bei einem Ortstermin erläuterten jetzt ESM-Geschäftsführer Klaus Burkhardt und die Tiefbauingenieurin Stephanie Henschke von den Abwasserbetrieben Selb (AWS) dem Werkausschuss den Stand der Dinge. Sie und Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch zeigten sich optimistisch, dass der Fertigstellungstermin Mitte September zu halten sein wird.

Das Wichtigste: 80 Prozent der Kanäle unter dem Marienplatz sind fertig. Dabei wurde in weiten Teilen die Mischwasserkanalisation durch einen Regenwasserkanal ergänzt. Sauberes Regenwasser fließt damit nicht mehr in die Kläranlage, sondern direkt in den Selbbach. Das entlaste die Kläranlage enorm. „Hier fließen bei trockenem Wetter 15 Liter pro Sekunde durch“, erläuterte Burkhardt. Ausgelegt sind die Regenwasserkanäle auf eine Durchflussmenge von 2000 Liter pro Sekunde, die verbleibenden Mischwasserkanäle sogar für 10 000 Liter.

65 Tonnen

Stephanie Henschke ging dann genauer auf die Bauarbeiten ein, in die neben der ESM und der AWS natürlich auch die Stadt sowie Telekom-Unternehmen eingebunden sind. Bei den Kanälen habe man Sonderprofile eingebaut, die bis zu 2,50 Meter groß seien. Seit Beginn der Bauarbeiten habe man rund 3000 Kubikmeter Erde bewegt. Auch die Zahlen zu den Kanalbauwerken sind beeindruckend: Allein das größte Bauwerk habe 65 Tonnen gewogen, die einzelnen Rohre fünf bis zehn Tonnen. „Und das sind Sonderanfertigungen, die es nur hier in Selb gibt“, sagte Burkhardt dazu.

Zurzeit laufen laut Henschke die Anschlussarbeiten in der Heine und Vielitzer Straße, anschließend steht die Anbindung der Marienstraße sowie die Neuordnung in Richtung Outlet-Center an. Wie Henschke sagte, wurde die alte Bachverrohrung des Schafsbächleins, wie es in alten Plänen genannt wird, an den Regenwasserkanal angeschlossen. Diese Verrohrung sei übrigens wesentlich größer gewesen als erwartet, nämlich drei auf 1,5 Meter.

Große Herausforderung

Klaus Burkhardt sprach von einer bautechnischen Herausforderung, die das Team um Henschke gemeistert habe. Denn immerhin laufen unter dem Marienplatz alle Abwasserleitungen der Stadt zusammen. „Und wir konnten ja nicht einfach einen Stöpsel reinmachen, sondern mussten bei laufendem Betrieb umbauen.“ Im Prinzip gebe es zurzeit zwei Abwasserentsorgungen unter dem Platz: „Die alte, die funktionieren muss, und die neue die funktionieren wird.“ Vor allem, weil kein Mensch gewusst habe, was sich unter dem Platz verbirgt, sei die Leistung der Planer hoch einzuschätzen. Auf die Frage von Walter Wejmelka (SPD), warum die Arbeiten im November gestockt hätten, sagte Burkhardt, dass es Lieferverzögerungen bei den großen Bauwerken, aber eben auch Corona-Fälle gegeben habe. Letztlich habe man sich aufgrund des Wetters dann entschlossen, die Baustelle winterfest zu machen.

Oberbürgermeister Ulrich Pötzsch sagte, der Marienplatz sei die größte Straßenbaumaßnahme der vergangenen Jahrzehnte in Selb und eine große Herausforderung. Er sei froh., dass der Stadtrat sich des Themas angenommen und die richtige Entscheidung getroffen habe. Den Bürgern dankte Pötzsch für ihr Durchhaltevermögen. „Das Wesentliche ist jetzt passiert, der eigentliche Straßenbau gehe dann schneller voran. Es zeige sich auch, wie leistungsfähig die beteiligten Firmen AWS und ESM und auch die Tiefbauabteilung des Rathauses seien.

Das Miteinander lobte auch Klaus Burkhardt und verwies darauf, dass die Stadt kein externes Ingenieurbüro habe einschalten müssen, sondern das Team und die Baufirma es mit eigenen Ingenieuren geschafft habe. „Selb dürfte die einzige Kommune sein, die eine solche Maßnahme mit Bordmitteln schultert.“

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