"Die kann man nicht einfach verbieten", begründete Stadtrechtsdirektor Olaf Kuch. Die anderen drei Demonstrationen seien dagegen spontan angemeldet gewesen. Ob eine Versammlung aufgelöst werde, müsse der Polizeiführer vor Ort entscheiden. Der Handlungsspielraum sei dabei aber gering: "Die Hürden, die das Bundesverfassungsgericht für die Auflösung setzt, sind sehr hoch."
Die Grünen-Fraktion im Landtag ist da anderer Meinung. "Die Bilder aus Nürnberg sind ein Schlag ins Gesicht für alle Menschen, die sich seit Wochen an die Corona-Maßnahmen halten", teilte Fraktionschefin Katharina Schulze mit. "Es rächt sich, dass das Innenministerium anscheinend kein am Infektionsschutz orientiertes polizeiliches Einsatzkonzept entwickelt hat." Sie kündigte eine schriftliche Anfrage im Landtag an.
Auch die SPD in Nürnberg verlangt Aufklärung. Das Verhalten der Demonstranten sei rücksichtlos und verstoße gegen geltendes Recht, teilte der Nürnberger SPD-Chef Thorsten Brehm mit. "Warum in Anbetracht von 117 festgestellten Verstößen nach dem Infektionsschutzgesetz die Versammlung nicht früher und konsequenter aufgelöst wurde, erschließt sich uns leider nicht." In einem Antrag fordert die SPD nun, dass die Stadt die Vorgänge genau erläutert.
Die Gewerkschaft der Polizei in Bayern sprach sich erneut dafür aus, während des Lockdowns alle Demonstrationen zu untersagen. In Zeiten der Pandemie müssten die Menschen nicht nur im persönlichen Bereich tiefgreifende Grundrechtseinschränkungen in Kauf nehmen, sondern auch im gesellschaftlichen Bereich, wenn es um die Gesundheit von allen gehe, teilte der Landesvorsitzende Peter Pytlik mit.