Begleitung von Sterbenden Gemeinsam auf der letzten Strecke

Christl Schemm

Die Hospiz-Initiative Fichtelgebirge begleitet Sterbende und auch Schwerkranke. Dazu sucht der Verein weitere ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter.

 
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Schwere Krankheiten, Tod und Trauer gehen mit tiefen Gefühlen einher. Da ist es für viele Menschen hilfreich, wenn den Betroffenen selbst, aber auch ihren Angehörigen Begleiterinnen oder Begleiter der Hospiz-Initiative zur Seite stehen. Foto: Getty Images/iStockphoto/Pablo_K

Vor ein paar Wochen hatte sie ihren 88. Geburtstag gefeiert. Familie und Freunde waren da, es war ein schöner Tag. Sie war froh und dankbar. Doch in ihrem Innersten spielte der Gedanke, dass nun bald die letzte Phase ihres langen Lebens anbrechen könnte, bereits eine Rolle. Sie spürte, dass ihre Kräfte nachließen, der Krebs sich wieder in ihrem Körper ausbreitete. Trotzdem freute sich die alte Dame an ihrem Garten und ihrem Hund. Aber sie fasste einen Entschluss: Wenn es nicht mehr geht, dann möchte ich zu Hause sterben – ohne lebensverlängernde Maßnahmen. Familie, Freunde, Nachbarn, der Hausarzt akzeptierten ihren Wunsch.

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In den letzten Tagen vor ihrem Tod wollte sie nicht mehr essen und trinken. Mitarbeiterinnen eines Pflegediensts versorgten sie, der Hausarzt kam regelmäßig. Die nächsten Angehörigen und Nachbarn saßen abwechselnd an ihrem Bett, sprachen mit ihr, solange dies möglich war. Manche beteten. An einem Sonntagmorgen schlief sie ein und wachte nicht mehr auf.

Es gibt Menschen, die Schwerkranken, Sterbenden und deren Angehörigen auf dem letzten Weg zur Seite stehen, ihnen bei dieser großen, aber auch bereichernden Aufgabe helfen: ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter der Hospiz-Initiative. Laut Vorsitzender Maren Kruse-Plaß betreut der Verein aktuell 25 Sterbende und Kranke im Landkreis Wunsiedel.

Begleitung durch Corona erschwert

„In der Zeit, als die Corona-Pandemie das Nahekommen erschwert oder sogar unmöglich gemacht hat, waren die Begleitungen eine noch größere Herausforderung als ohnehin schon“, sagt die Vorsitzende. Denn Sterben braucht Nähe. Um jemanden beim Sterben zu begleiten, muss man der Person nah sein. Physisch und auch auf geistiger Ebene. Doch Kontakte waren schwierig oder mussten ganz unterbleiben – nicht nur mit den Betroffenen, sondern auch mit den Mitgliedern des Vereins untereinander.

Nun, da fast alle Beschränkungen ausgesetzt sind, will die Hospiz-Initiative neu durchstarten. Bereits im vergangenen Sommer wählten die Mitglieder einen neuen Vorstand. Auch bei den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen hat es einen Wechsel gegeben, wie Vorsitzende Maren Kruse-Plaß im Gespräch mit der Frankenpost berichtet. „Wir haben uns im Vorstand neu aufgestellt, ebenso im Bereich der hauptamtlichen Koordination“, sagt sie. An der Begleitung werde sich dadurch aber nichts ändern.

Pandemie hat Lücken gerissen

Allerdings hat die Zeit der Corona-Beschränkungen Lücken in die Reihen der ehrenamtlichen Begleiterinnen und Begleiter gerissen. Deswegen ist die Hospiz-Initiative dringend auf weitere Frauen und Männer angewiesen, die sich in diesem Bereich ehrenamtlich engagieren wollen. In den nächsten Monaten soll wieder ein Kurs für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger starten. Die Schulung durch Fachleute bereitet die Teilnehmenden auf ihre ehrenamtliche Arbeit vor, unter anderem durch Informationen über medizinische, juristische oder psychologische Fragen. Da eine Sterbebegleitung belastend sein kann, bietet der Verein auch Supervision und Gespräche an, bei denen die ehrenamtlich aktiven Helfer ihre Probleme und Gedanken besprechen können.

„Die Hospiz-Initiative Fichtelgebirge möchte schwerkranken und sterbenden Menschen sowie deren Angehörigen Beistand und Zuwendung schenken, einen Abschied in Würde ermöglichen und das Leben möglichst bis zuletzt lebenswert gestalten“, umreißt Edeltraud Simon vom Vorstand das Ziel für die Arbeit des Vereins. Ein Schwerpunkt dabei liege auch auf der Trauerarbeit, auf Gesprächen über Verlust, Ängste, Sorgen, Gefühle des Alleingelassenseins.

Orientieren an christlichen Grundwerten

„Die Hospiz-Idee orientiert sich dabei an den christlichen Grundwerten, ist aber ebenso offen für alle Weltanschauungen“, sagt Simon. Wer sich mit diesem Hintergrund identifizieren könne und gerne in der Hospiz-Initiative ehrenamtlich mitarbeiten, also Sterbende, Schwerkranke und Trauernde begleiten möchte, sei willkommen.

„Wir freuen uns über alle interessierten Menschen, die bei uns mitmachen wollen“, sagt die Vorsitzende. Sterbe-, Trauer- und Krankenbegleitungen seien eine sehr verantwortungsvolle, mitunter auch herausfordernde Arbeit, die aber enorm wichtig für die Gesellschaft sei. Denn der Tod sei ein Teil des Lebens und die letzte Strecke oft von vielen Fragen, Unsicherheiten und Ängsten geprägt. Und Edeltraud Simon ergänzt anschließend: „Die Ehrenamtlichen erleben trotz der Belastung während der Begleitung die Arbeit als sehr bereichernd für sich selbst.“

Neue Begleiter
Die Hospiz-Initiative Fichtelgebirge wirbt um neue ehrenamtliche Begleiterinnen und Begleiter. Wer mitmachen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 0175/3811300 an den Vorstand oder unter 0177/5910177 an das Hospiz-Telefon wenden. Der Vorstand ist auch erreichbar unter der E-Mail-Adresse info@hospiz-fichtelgebirge.de .