Abschotten von der feindlichen Außenwelt
Und da in den vergangenen Jahren bis heute – Pandemie, Inflation, Ukraine-Russland-Krieg – die Außenwelt doch recht feindselig gewirkt hat, ist das dauernde Reden von der Behaglichkeit, das Bemühen um ein möglichst störungsfreies, angenehmes Zuhause nachvollziehbar.
Die Innenarchitekturbranche und auch Designer hatten jedenfalls ordentlich zu tun seit 2020. Das bestätigt der aus Bad Mergentheim stammende, international gefragte Gestalter Sebastian Herkner: „Wir leben in einer als unsicher empfundenen Welt.“ Auch die Zukunft sehe nicht eben gut aus. „Hinzu kommt die zunehmende Digitalisierung und in der Arbeitswelt ein gewisses Nomadentum, wenn Menschen nicht einmal einen festen Arbeitsplatz haben. Daraus entwickelt sich ein Wunsch nach etwas Fassbarem.“
Traditionelle Formen sind beliebt
Gerade bei Möbeln seien handwerklich gut gemachte Produkte und traditionelle Formen – Ohrensessel etwa – beliebt. Sessel, Sofas seien gefragt, die mit natürlichen Materialien, Schaffell zum Beispiel oder Bouclé, gepolstert seien. Lauter teddybärknuddeliges Material also, das regressive Sehnsüchte nach einem kindlich sorgenfreien Geborgenheitsgefühl bedient.
Ob mit fotogenen Monstera-Zimmerpflanzen oder mit Kunstblumen bestückt, ob in einem roten Holzhaus oder einer nackten Sichtbetonvilla, Behaglichkeit stellt sich offenbar nicht ohne Geborgenheit ein. Und die, das sieht Designer Sebastian Herkner genauso wie die Heldinnen von Autor Nathaniel Hawthorne, besteht vor allem auch darin, „sich mit Menschen zu umgeben, die man mag“.