Besondere Wachsamkeit
Am nächsten Morgen waren alle froh, diesen ungemütlichen Ort – wenn auch bei Regen – verlassen zu können und durch die Bewegung beim Gehen wieder warm zu werden. Die geplante Route über das Steinerne Meer war bei den Verhältnissen jedoch viel zu gefährlich, und Rahn entschied, über den Schwarzen- und Grünsee zum Kärlingerhaus zu gehen. Auch hier war der Weg verschneit und musste eingespurt werden. Zwei Wegabschnitte waren sogar von frischen Gleitschneerutschen verschüttet und erforderten besondere Wachsamkeit. Die Gruppe stieg vom Grünsee über die „Himmelsleiter“ steil zum Kärlingerhaus auf 1630 Metern auf.
Nach fünfeinviertel Stunden waren die bergsteigenden Senioren zwar durchnässt aber immer noch bei guter Laune froh, das nächste Tagesziel erreicht zu haben. Die Hüttenwirtin hatte nicht mehr mit der Gruppe gerechnet und zollte Tourenführer Rahn höchstes Lob für seine Arbeit in den letzten Tagen, hatten doch alle Bergführer mit ihren Gruppen abgesagt. Ein warmer Gastraum und ein hervorragendes Abendessen versöhnte die Gruppe mit den Widrigkeiten.
Am kältesten Punkt Deutschlands
Dass in der Nacht die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt gefallen waren, verwunderte nicht, befand man sich hier doch am kältesten Punkt Deutschlands: Vor einigen Jahren waren am nahe liegenden Funtensee minus 42 Grad gemessen worden. Die Neuschneedecke vor der Hütte war weiter angewachsen, und wieder musste der Tourenplan geändert werden, denn der geplante Weg zum Ingolstädter Haus war bei den Schneemengen nicht begehbar. Als Entschädigung blinzelten ab und zu Sonnenstrahlen hinter den Berggipfeln hervor, und nach einem kurzen Aufstieg zum Ofenloch nahm die Gruppe den Abstieg über die „Saugasse“ Richtung Königssee. Steil führte der Bergweg zwischen gewaltigen Felswänden in die Tiefe. Nach dem abermals steilen Abstieg über die Schrainbachwand erreichte sie den Königssee und auf dem flachen Uferweg nach viereinhalb Stunden Sankt Bartholomä. Bei einer Brotzeit mit Räucherfisch stießen die Teilnehmer mit Bier und Wein auf die Bergtage an, und Tourenführer Rahn war froh, dass alle die Wegstrecken bei diesen sehr schwierigen Verhältnissen sturzfrei und ohne Probleme überstanden hatten.