Beim Besuch der Verkehrsministerin Autonome Shuttles streiken

Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer hätte gern eine Runde im autonomen Shuttle durch Kronach gedreht. Doch die Technik wollte nicht. Bei der CSU nahm man die Panne locker.

 
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Kronach - Seit Anfang Juni bereits kann man sich in autonomen Shuttles mit entschleunigenden 18 Stundenkilometern durch die Kronacher City chauffieren lassen. Meistens jedenfalls. Manchmal jedoch streikt die Technik – und die kleinen Busse sind einfach nicht zum Weiterkommen zu bewegen. Dann müssen sie in der Garage bleiben, bis das Problem behoben ist – zum Leidwesen der wartenden Fahrgäste. Ausgerechnet so einen Tag erwischte am Montag Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer. Die CSU-Politikerin wollte einen Wahlkampftermin mit einem kurzen Trip in dem Hightech-Gefährt verbinden. Aber sie wartete vergeblich an der Haltestelle vor dem Kronacher Rathaus.

Es musste also improvisiert werden. Getreu dem Motto: Wenn das Shuttle nicht zur Ministerin kommt, kommt die Ministerin eben zum Shuttle. Kurzentschlossen machte sich Schreyer samt Entourage auf zum Bahnhofsgelände. Dort standen die streikenden Busse herausgeputzt vor ihrer Garage – neben einer ziemlich aufgelöst wirkenden Operatorin. Die Frau, die jede Shuttle-Fahrt aus Sicherheitsgründen begleiten muss, wirkte untröstlich, konnte aber ja nun wirklich nichts dafür, dass die Räder des Shuttles sich partout nicht drehen wollten. „Die Technik“, schüttelte sie enttäuscht den Kopf. Doch Kerstin Schreyer nahm den Ausfall mit Humor und ließ sich genau erklären, wie die Fahrt denn abgelaufen wäre. Theorie-Unterricht statt Fahrstunde also.

Auch CSU-Bundestagskandidat Jonas Geissler und Landrat Klaus Löffler – beide sind bereits in den Genuss einer autonomen Busfahrt gekommen – klärten die Ministerin über den Testbetrieb der Shuttle-Modellregion Oberfranken auf. Schreyers Fazit: „Wenn so etwas bei einem Testbetrieb nicht mal passieren darf, wann denn bitte dann?“ Sie werde ein anderes Mal wiederkommen. Dann werde die Technik sicherlich funktionieren.

So ganz ohne Erfolgserlebnis wollte Landrat Löffler die Verkehrsministerin dann aber doch nicht wieder ziehen lassen. Spontan zeigte er dem Kabinettsmitglied die Mobilitätszentrale am Kronacher Bahnhof, quasi die Herzkammer des mittlerweile reibungslos laufenden Mobilitätskonzepts im Landkreis. „Die Menschen registrieren langsam, dass viel mehr Busse unterwegs sind“, erklärte Regionalmanagerin Gabriele Riedel. Das System werde folglich immer stärker genutzt. „Die Nachfrage wird mehr“, freute sich Riedel. Die persönliche Beratung der Fahrgäste in der Mobilitätszentrale sei zudem ein Service, „der sehr gut ankommt. Die Menschen schätzen es, wenn ihnen jemand aus Fleisch und Blut gegenübersitzt und ihnen weiterhilft“.

Ein Umstand, der die Ministerin ebenso begeisterte wie die Aussage des Landrats, dass „wir mittlerweile weit über unsere Landkreisgrenzen mobil sind. Wir verstehen uns als Teil eines starken Oberfrankens.“ Dieses Über-den-Tellerrand-Blicken sei für eine gedeihliche Zukunft unerlässlich, betonte Kerstin Schreyer. „Die Menschen denken nicht in Verwaltungsgrenzen. Das ist im Ballungsraum München nicht anders als hier in Kronach. Wir müssen hier großräumiger denken.“

Diesen Gedanken griff Jonas Geissler auf – und warb für einen Anschluss Kronachs an den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN). Hier seien noch einige Hürden – unter anderem die Finanzierung – zu überwinden. Doch „wir könnten es niemandem erklären, warum wir dieses Mammut-Thema nicht angehen sollten. Unser Ziel muss ein grenzenloser ÖPNV für alle sein“, so Jonas Geissler.

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