Arbeitsgemeinschaft Bessere Hilfe bei Unfällen und Katastrophen

Lothar Faltenbacher
Die Betreuung Betroffener und Helfer soll in Stadt und Landkreis Hof optimiert werden Foto: dpa/Patrick Seeger

Ein neues Netzwerk soll bei schweren Unfällen oder anderen Katastrophen eine bessere seelische Unterstützung liefern. Der Landrat bezeichnet diese Betreuung als unverzichtbar.

 
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Hof - „Helden für einen Tag“ nannte die Süddeutsche Zeitung die Kameraden der Feuerwehren und die Helfer des THW und des BRK, die vor vier Jahren zu einem schrecklichen Unfall auf der A 9 zwischen Münchberg und Stammbach gerufen wurden. Damals hatten die größtenteils ehrenamtlichen Helfer eine unmenschliche Aufgabe: Sie mussten die Überreste von 18 toten Menschen aus dem Bus-Wrack bergen und 30 teilweise schwer Verletzte erstversorgen. Etwa 200 Einsatzkräfte waren an diesem 3. Juli 2017 vor Ort. Für viele war es schwer, fast unmöglich, die unvergesslichen Bilder, die sich ihnen boten, zu verarbeiten. Hilfe fanden die Helfer, wie auch die Angehörigen der Opfer sowie Betroffene, bei Vertretern der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV). Direkt vor Ort oder wie bei vielen Helfern erst Stunden oder Tage später war der Einsatz der PSNV gefragt, um die Erlebnisse zu verarbeiten.

Am Montagnachmittag haben sich in Stadt und Landkreis Hof die Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche aus Hof, Münchberg und Naila sowie die Verantwortlichen der Integrierten Leitstelle Hochfranken, der Feuerwehren und des BRK im Landratsamt Hof getroffen, um eine Arbeitsgemeinschaft PSNV zu gründen, mit der sie die wichtige Arbeit der Notfallseelsorge und psychosozialen Hilfen für Betroffene und Helfer optimieren wollen. Der Sparnecker Pfarrer Zeno Scheirich organisiert die Notfallseelsorge für Stadt und Landkreis Hof und ist „überglücklich, dass wir heute die Arbeitsgemeinschaft PSNV gründen, um diese wichtige Arbeit gemeinsam, abgestimmt auf die unterschiedlichen Organisationen, zu übernehmen“. Er berichtet von Einsätzen der ehrenamtlichen Helfer in der Stadt und im ganzen Landkreis: „Es sind nicht immer Großereignisse wie das Busunglück vor vier Jahren. Feuerwehrleute, die einen Kameraden, der bei Waldarbeiten tödlich verunglückt ist, finden, gehören ebenso zu den Menschen, die dringend Hilfe im psychosozialen Bereich brauchen wie Eltern, die den Tod ihres Kleinkindes beim Brand eines Wohnhauses ohne Unterstützung nicht verarbeiten können.“ Die PSNV gliedert sich Zeno Scheirich zufolge in deshalb in zwei Bereiche: Die Psychologische Notfallversorgung für Betroffene (PSBV-B) und für Einsatzkräfte (PSNV-E). Diesen Bereich leitet die Diplom-Sozialpädagogin und Integrale Traumatherapeutin Maria Schlegel, die seit Jahren bei der Bewältigung des Erlebten bei Einsatzhelfern arbeitet. „Ohne Unterstützung ist es für viele nicht möglich, die schrecklichen Erlebnisse aus dem Kopf zu bekommen. Wir beginnen mit unserer Arbeit direkt an der Unfallstelle, auf Anforderung der Führungskräfte in den Hilfseinrichtungen kommen wir auch Tage später noch, um mit den betroffenen Ersthelfern intensiv zu arbeiten“, betont die Therapeutin.

Pfarrer Zeno Scheirich ging auf die Entwicklung der Notfallseelsorge in Stadt und Landkreis Hof ein, wo neben den psychosozialen Notfallversorgung auch die beteiligten Pfarrer, Diakone und Religionspädagogen von den Kirchen die notwendige seelsorgerische Kompetenz für die wichtige Aufgabe mitbringen.

Nachdem die Verantwortlichen der 14 Organisationen die Vereinbarung zur Zusammenarbeit unterschrieben hatten, lobte Landrat Oliver Bär die gelungene Aktion, „die besondere Helfer ehrenamtlich vor Ort auf die Beine gestellt haben“. Er bezeichnete die Aufgabe als wichtigen Beitrag: „Diese Betreuung ist unverzichtbar.“

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