Bestand in Europa Experte: Wolf hat wenig Einfluss auf Rothirsch-Bestand

red//lsw

Risse von Weidetieren haben die Debatte über den Abschuss von Wölfen angeheizt. Eine Studie zu Rothirschen in Europa kommt zu dem Schluss, dass sich der Wolf allein wenig auswirkt.

 
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Menschliche Eingriffe beeinflussen den Bestand von Rothirschen stärker als der Wolf. Foto: picture alliance/dpa/KEYSTONE/Michael Buholzer

Die Rückkehr von Wölfen nach Mitteleuropa hat einem Freiburger Experten zufolge wenig Einfluss auf das Vorkommen von Rothirschen. Die Jagd und menschliche Eingriffe in den Lebensraum der Wildtiere beeinflussten den Bestand hingegen stärker, zitierte die Universität Freiburg am Mittwoch Marco Heurich, Professor für Wildtierökologie und Naturschutzbiologie. Zudem gefährde der Straßenverkehr Wölfe - das vermindere den Einfluss auf Beutetiere.

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Heurich ist den Angaben zufolge Initiator einer internationalen Studie zu Rothirschbeständen in Europa. Dazu seien Daten aus 28 europäischen Ländern ausgewertet worden.

Rothirsch ist das größte heimische Wildtier

„Nur wenn die drei Beutegreifer Wolf, Luchs und Bär gemeinsam in einem Gebiet vorkamen, sank dort die Zahl der Rothirsche“, resümierte die südbadische Universität. In besonderen Fällen könnten Raubtiere aber sehr wohl einen Einfluss haben - das solle nun weiter wissenschaftlich untersucht werden.

Der Rothirsch ist laut Umweltorganisation Nabu das größte heimische Wildtier nach dem Wisent. Männliche Tiere tragen ein Geweih.

Ende Dezember war bekanntgeworden, dass der bislang einzige bekannte Wolfswelpe in Baden-Württemberg im Südschwarzwald von einem Auto angefahren wurde und verendete. Damit verlor der Südwesten auch sein erstes Wolfsrudel, da dies neben einem Paar auch Nachwuchs umfasst. Der Welpe war erst Ende Juli 2023 durch eine Fotofalle nachgewiesen worden. Es war der erste Wolfsnachwuchs seit rund 150 Jahren im Südwesten. Seit 1866 galt der Wolf in Baden-Württemberg als ausgerottet.

Nötig ist die Planung von Grünbrücken

Wie Nabu-Artenschutzexpertin Alexandra Ickes in Stuttgart mitteilte, gefährdet der Straßenverkehr besonders größere Säugetiere. Im Schnitt sterbe deutschlandweit alle 90 Sekunden ein solches Tier, erklärte Ickes unter Berufung auf Zahlen der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Um Wolf, Luchs und Wildkatze eine Rückkehr in den dicht besiedelten Südwesten zu ermöglichen, müssten geplante „Grünbrücken“ über Autobahnen und Bundesstraßen tatsächlich gebaut werden, forderte die Expertin. Sie sprach sich auch für Verbesserungen beim sogenannten Generalwildwegeplan aus, der Wanderkorridore zwischen einzelnen Lebensräumen aufzeigt.