Sein Wanderstab sei jetzt der Gehstock, meint der Senior selbstironisch, während er weiter über seine jungen Jahre berichtet. „Damals war’s einfach, naou Kanada aaszuwandern.“ Deswegen habe er sich für die Überfahrt von Bremerhaven nach Quebec entschieden. Von dort aus ging es weiter nach Toronto.
Ganze 100 Dollar habe er in der Tasche gehabt und 20 davon bereits bei der zehntägigen Seereise verbraucht. Da er Elektromechaniker und technischer Zeichner gewesen sei, habe er zwar schnell Arbeit gefunden, trotzdem nicht viel verdient und mit vielen anderen deutschen Auswanderern in einem Boarding-House gewohnt.
Besuch bei Geflüchteten
Mit ihnen zusammen machte er auch die ersten Gehversuche in der englischen Sprache, bei einem Kurs, den die Kirche anbot. „Ohne Sprache ist man verloren“, sagt Döbereiner. Er kann daher gut die Situation geflüchteter Menschen nachvollziehen, die heutzutage auch in Arzberg Schutz suchen. Besuche bei den afghanischen Ortskräften und anderen Geflüchteten in der Gemeinschaftsunterkunft waren ihm daher bei seinem jetzigen Besuch eine Herzensangelegenheit.
Der Ruf einer Firma, die in Boston Kaffeebecher produzierte, bescherte Oskar Döbereiner das Visum für die USA. Mehrere Jobs habe er gehabt, sagt er, bis er schließlich 22 Jahre lang für die Firma Bernhardt in der ganzen Welt Möbel verkauft habe. Bis zum Renteneintritt 1999 sei er sehr viel gereist, in arabische und europäische Länder sowie nach Südamerika.
Am heutigen Donnerstag fliegt der Alt-Arzberger zurück in seine zweite Heimat. Auch seine letzte Reise werde wieder über den Ozean führen – zurück nach Arzberg auf den Kirchberg. „In einer Urne“, wie er ohne jede Sentimentalität ankündigt. „Des is alles scha aasgmacht. Aaf mein Gro(b)stoa mou ma Nama mit K stäih, also Oskar und niat Oscar, wöi’s mein Nama in Amerika schrei(b)m.“