Auch Denise Herrmann war mit Medaillen-Ambitionen zur WM gekommen, musste aber noch vor dem Finale mit einer Erkrankung abreisen. Die Sächsin fehlte beim Massenstart, den die Österreicherin Lisa Theresa Hauser gewann, soll aber bei den nächsten Weltcups wieder dabei sein. Es handelte sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte Mannschaftsarzt Jan Wüstenfeld. Herrmann habe sich auch nicht mit Corona infiziert.
Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Peking wurde auf der Pokljuka klar, dass die deutschen Skijäger viel Arbeit vor sich haben. Vor allem die Norweger (14 Medaillen), Franzosen (7) und Schweden (6) sind breiter und besser aufgestellt. "Sie haben Leistungen konstanter abgerufen als unsere Mannschaft", sagte DSV-Sportdirektor Bernd Eisenbichler: "Wir müssen schauen, was wir verbessern können, um Konstanz auf höherem Level zu haben." Bei Olympia wolle sich die Mannschaft anders zeigen, sagte Frauentrainer Kristian Mehringer: "Das ist unser großes Ziel. Dann sind vielleicht wir die Lachenden."
Während bei den Damen oft nur wenig nach ganz vorne fehlte, waren die Vorstellungen der Männer teilweise erschreckend. In der ersten WM-Woche lieferten die Schützlinge von Bundestrainer Kirchner den schlechtesten Sprint ihrer Geschichte ab. Als Bester war Peiffer 36., um dann wenige Tage später mit der ersten Medaille jedoch die Erlösung zu bringen. Im WM-Finale war Peiffer am Sonntag beim Massenstart-Sieg des Norwegers Sturla Holm Laegreid wieder der Beste, aber auch chancenlos. Sorgen bereiteten vor allem die Auftritte von Lesser, der bei all seinen Einsätzen weit von der Bestform früherer Tage entfernt war und frustriert vorzeitig aus Pokljuka abreiste.
Diese Momente zeigten, wie schwierig es in naher Zukunft für die Männer werden könnte. In Peiffer (33), Lesser (32) und Doll (30) sind die Leistungsträger schon recht alt, von unten drücken fast keine Talente in die Nationalmannschaft. Youngster mit großem Potenzial gibt es beim DSV schon seit mehreren Jahren nicht mehr, das sieht bei den Frauen nicht anders aus.
In Simon Schempp (32) ist gerade die langjährige Nummer eins nach anhaltender Formschwäche zurückgetreten. Zumindest Peiffer und Lesser dürften allerspätestens in zwei Jahren nach der Heim-WM in Oberhof nachziehen. Doch was kommt danach? Man beschäftige sich mit dem Thema Nachwuchs, sagte Eisenbichler: "Wir wissen, dass wir an diesen Dingen arbeiten müssen." Während in Norwegen oder Frankreich viele Talente nach oben kommen und für einen harten internen Konkurrenzkampf sorgen, ist ein Generationswechsel in Deutschland nicht absehbar.
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