Ekelalarm-Video geht viral Langbräu-Mitarbeiter deckt Bier-Skandal auf Malle auf

Nicht mal eine Sekunde hielt das Thekenpersonal die benutzten Bierkrüge unter laufendes Wasser, bevor sie wieder an neue Gäste ausgegeben wurden. Dies war zumindest während Rudolf Hopfs Aufenthalt im „Bierkönig“ so. Foto: Rudolf Hopf

Der Vertriebsleiter der Schönbrunner Langbräu verbringt einige schöne Tage auf Mallorca. Auf Tiktok dokumentiert er, wie nachlässig das Tresenpersonal in der Kultkneipe die Gläser spülen – die Videos gehen als „Ekelalarm“ deutschlandweit viral.

 
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Tausende Feierlustige vergessen im „Bierkönig“ auf Mallorca die Zeit. Aus den Lautsprechern im stickigheißen Partytempel auf der legendären Schinkenstraße dröhnt „Layla“ und das Bier fließt in Strömen. Und mit ihm Bakterien und Viren zuhauf. Seit Tagen geht das „Ballermann-Spül-Gate“ viral. Ganz Deutschland ist schockiert über ein Video, das zeigt, wie in dem Lokal die Biergläser gespült – oder besser wie sie nicht Biergläser gespült werden. Der geballte deutsche Boulevard, angefangen von „Bild“ bis hin zu „RTL“, berichtet vom Ekel-Eklat. Aufgedeckt hat den Skandal Rudolf Hopf aus Schönbrunn.

„Auf der Suche nach Layla“

Vor drei Wochen dreht der bei der Langbräu für den Vertrieb Zuständige (im Langbräu-Sprech „Getränkebotschafter“ genannt) im Mallorca-Urlaub aus Spaß eine Video-Story. „Eigentlich habe ich den Clip unter das Motto ,auf der Suche nach Layla’ gestellt und überall auf dem Ballermann nach der Dame gesucht“, sagt Rudolf Hopf im Gespräch mit unserer Zeitung.

Irgendwann sei er im „Bierkönig“ rumgestanden und habe gesehen, wie das Thekenpersonal die zurückkommenden Biergläser spült. „Das habe ich gefilmt und in meine Instagram- und Tiktok-Story eingebaut.“ Auf dem Film ist zu sehen, wie ein Mann die benutzten Gläser nimmt, kurz den restlichen Inhalt ausgießt und sie dann keine Sekunde lang in ein Becken taucht. So mancher Bierhumpen bekommt lediglich ein paar Spritzerchen Wasser ab, bevor ihn die Bedienungen neu gefüllt wieder an die Gäste ausgeben.

Tausende Kommentare

„Ganz ehrlich, wenn so etwas nachts um 4 Uhr auf einer x-beliebigen Dorfkirwa mal passiert, dann sage ich ,naja’, aber in einem Club mit Weltniveau ist das schon heftig – vor allem in pandemischen Zeiten“, sagt Hopf.

Dass seine Videos derart viral gehen, hätte er sich nicht träumen lassen. Eigentlich hat er sie für die gut 9000 Facebook-Fans der hippen Schönbrunner Langbräu gedreht. Diese Community ist zwar nicht gerade klein, aber nachdem er das „Spül-Gate“ auf Tiktok gestellt hatte, überschlugen sich die User förmlich. „Innerhalb kurzer Zeit haben sie über 4800 Kommentare geschrieben.“ Einer fasst das Gesehene so zusammen: „Also trinken hier alle aus einem Glas.“ Allein diesen Kommentar liken 34 000 User.

Am nächsten Tag ist RTL am Telefon. Eine Redakteurin fragt, ob sie für eine Reportage ein Interview via Skype bekomme und das Video für einen Beitrag nutzen dürfe. Sie darf. In der Sendung „Punkt 12“, die im Durchschnitt knapp zwei Millionen Zuschauer sehen, läuft der Ekelalarm auf Mallorca nach der Anmoderation. Einen Tag später zeigt der Sender das Video in seiner Boulevard-Reihe „Explosiv“ und kurz darauf ist die „Bild“-Redaktion in der Leitung. Binnen Tagen sehen zudem über die jeweiligen Facebook-Seiten und Online-Kanäle Millionen Menschen in Deutschland Hopfs Video.

Wie ein Investigativ-Reporter

Dabei hat sich der 37-Jährige eigentlich nur auf die Suche nach „Layla“ begeben. Dass er sie – in seinem Video – am Ende tatsächlich im „Bierkönig“ findet, geht angesichts des Hypes um den Ekel-Skandal fast unter.

Der Schönbrunner „Bierbotschafter“ erweist sich nicht nur als exzellenter Investigativ-Reporter, er versteht auch etwas vom Spülen. Während der Schönbrunner Kirwa war er für die Gläser zuständig und hat seinen Job offenbar prächtig gemeistert. „Wir hatten drei Becken: eines, in das wir die Reste schütteten, eines mit Spülmittel und eines mit laufendem klaren Wasser.“ Ob es auch davon Videos gibt, ist nicht bekannt.

Veritabler Sommerskandal

Apropos Videos. Rudolf Hopf ist in der Langbräu unter anderem für das Social-Media-Marketing zuständig. Etwa zwei Stunden nimmt er sich dafür täglich Zeit. „Uns ist es wichtig, unserer Community immer einen unmittelbaren Einblick zu gewähren und jede Anfrage schnell zu beantworten“, sagt der Geschäftsmann mit dem besonderen Humor und dem Händchen für den richtigen Videodreh.

„Wenn im Brauereihof mal eine Palette mit Kästen umfällt, bekomme ich das von meinem Büro aus natürlich mit und halte das fest.“ Es sind die vielen kleinen Begebenheiten rund um den Braubetrieb, der die Fans begeistert. So treu die Fangemeinde auch ist – im Fichtelgebirge tragen mittlerweile sogar einige das Brauerei-Marktenzeichen „Läuft“ als Tattoo –, so viel Content, also Inhalte, muss Hopf liefern.

Egal, ob Facebook für die etwas älteren Semester, Instagram für die Ü-25-Zielgruppe oder das aggressivere Tiktok-Format für die Jugend, der Schönbrunner ist auf allen Kanälen daheim und stimmt die Inhalte auf die Zielgruppen ab. „Es wird bei uns nie langweilig. Aus diesem Grund habe ich mir gedacht: Nehme ich die Community mit in den Mallorca-Urlaub.“ Daraus geworden ist nichts weniger als einer der großen Sommer-Skandale.

Die Leiter des „Bierkönigs“ haben zum von Rudolf Hopf aufgedeckten Spül-Gate Stellung genommen: Die in dem Video dargestellte Praxis entspreche nicht den Regeln des Lokals.

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