Bikepark So geht es am Kornberg weiter

Nicht viel los am Berg: Insgesamt sind mehr Fußgänger als Radfahrer unterwegs – und letztere meiden den Gipfel. Foto: Florian Miedl (14)

Die nächsten Schritte für den Bikepark stehen fest, ein Monitoring liefert erste Erkenntnisse über die aktuellen Nutzer. Die spannendste Frage aber steht weiter im Raum.

 
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Die beste Zeit, einem Hasen gute Nacht sagen zu können am Kornberg, ist gegen 18.30 Uhr. Da kommt es nachweislich zu den meisten Begegnungen zwischen Mensch und Meister Lampe im Wald rund um den Gipfel. Auch in den frühen Morgenstunden, am ehesten gegen 8 Uhr, begegnen sich Radfahrer und Langohr am ehesten. Den Rest der Tage und Nächte tut die Statistik als unwahrscheinlich ab. Diese Beobachtung gehört zu den ersten Ergebnissen eines Monitorings, das seit eineinhalb Jahren läuft: Neun Kameras erfassen die Bewegungen von Mensch und Tier im Areal. Eine Auswertung hat am Dienstag ebenso zur Zweckverbandsversammlung Kornberg gehört wie die Fragen, wie es weitergeht mit dem Bikepark.

Stand der Dinge: Der Zweckverband hat Ausgleichsflächen für den Naturschutz nahe Zell gekauft. „Es folgt nun eine Überarbeitung des Bauvorhabens“, erklärte Geschäftsführer Stefan Krippendorf. Das war bekanntlich aufgrund einer Klage des Landesbunds für Vogelschutz notwendig geworden: Das Verwaltungsgericht hatte wie berichtet Mängel in der Baugenehmigung gesehen, der Zweckverband bessert nun in Sachen Naturschutz nach. In den nächsten Wochen sollen die neuen Flächen und Pläne öffentlich ausgelegt werden, danach folgt die Abwägung eventuell eingehender Statements dazu – der normale baurechtliche Weg. Danach wird man sich wieder vor Gericht treffen, wo es um die Entscheidung geht, ob der Bau weitergehen kann. Ein Baubeginn noch in diesem Jahr dürfte zumindest mit einem Fragezeichen versehen sein.

Der Winter: Zum Unglück kam auch noch Pech hinzu, wenn es um die laufende Saison geht. „Wir mussten massiv Kritik einstecken, dass wir den Lift nicht haben laufen lassen“, erklärte Stefan Krippendorf. Doch er habe sich oft mit dem Liftbetreiber ausgetauscht: Die Schneedecke sei schlichtweg zu dünn für die Bearbeitung mit der Pistenraupe gewesen. „Die Ketten haben einigen Tiefgang, da hätte man nur die Erde nach oben gewühlt.“ Auch mit dem Zauberteppich hatte der Zweckverband Pech: An einem Freitag im Februar hat der Teppich bekanntlich geöffnet, am Sonntag ging er gleich kaputt. „Der betroffene Gleichrichter wird heute ausgetauscht“, sagte Krippendorf am Dienstag. Das Kornberghaus hat noch bis Ende des Monats geöffnet. Danach werde man schnellstmöglich versuchen, einen neuen Pächter zu bekommen. Es sei allen ein Anliegen, eine dauerhafte Lösung für die Bewirtschaftung zu finden, betonte auch Landrat Oliver Bär. Ebenso wie es ein Anliegen sei, die Nutzung des Gebiets zu messen und gegebenenfalls auch steuern zu können. Dafür war Volker Audorff, Sportökologe der Uni Bayreuth, ins Gremium eingeladen worden.

Die Bestandsaufnahme: Im August 2021 hatten, wie berichtet, die Uni Bayreuth und der Naturpark Fichtelgebirge neun Kameras im Kornberggebiet installiert, die Bewegungen erfassen sollen. Die Fotofallen lichten bei einem Menschen beispielsweise nur die untere Körperhälfte ab – Datenschutz. Eine Künstliche Intelligenz erkennt, ob auf dem Bild ein Tier, ein Fußgänger oder ein Radfahrer zu sehen ist, und speist eine Datenbank. Daraus lassen sich verschiedene statistische Fragen ableiten.

Wie viele Menschen sind unterwegs, in welchen Bereichen des Areals sind sie aktiv, wann sind sie im Wald? Welche Tiere nutzen die Wege, wann könnte man sich begegnen? Unterm Strich gehe es um eine Frage, die weltweit wissenschaftlich diskutiert werde und für die es global gesehen noch kaum Forschungsdaten gebe, erklärte Volker Audorff. Und die auch beim Projekt Kornberg von Anfang an eine Gretchenfrage ist: Führt der Neubau einer Infrastruktureinrichtung dazu, dass sich die Sportler auf den ausgewiesenen Bereich konzentrieren? Oder kommen damit nur mehr Menschen ins gesamte Gebiet und nutzen es auch dort, wo sie es gar nicht sollten? Beim Ochsenkopf jedenfalls hat Audorff bereits eine Antwort.

„Da konzentrieren sich die Radfahrer eher im Bereich der Infrastrukturanlagen.“ Mit einer Ausnahme: Wenn – bei Ferien und Top-Wetter zum Beispiel – so viel los ist im Areal, dass die Radler auf die angrenzenden Wege ausweichen. Für den Kornberg zeigen die bisherigen Messungen vor allem eines: Es ist nix los.

2,2 Fußgänger nimmt die Kamera Rundweg Nord an einem durchschnittlichen Tag auf, 5,0 sind es am Ostweg. Am Wochenende zeigen die gleichen Kameras 6,2 beziehungsweise 15,9 Wanderer an. „Das sind sehr niedrige Zahlen“, sagte Audorff.

Am meisten frequentiert seien die Bereiche Pilgramsreuth und Pfarrhaus, und es seien deutlich mehr Fußgänger als Radfahrer unterwegs. Bei letzteren fällt auf: Der Gipfel werde kaum frequentiert – eine Sache, die sich wohl ändern werde durch den Lift. „Heute, ohne den Bikepark, würde ich keinerlei Konflikte in dem Gebiet sehen“, betonte Audorff. Doch könne man mit den Kameras auch messen, ob beispielsweise die gesperrten Wege weiter genutzt werden. Antwort: werden sie. Das Monitoring wird fortgeführt – auch, um Vergleichswerte zu haben.

Die Vorhaben: Der Zweckverband hat den Haushalt für dieses Jahr beschlossen, darin finden sich auch die Vorhaben der nächsten Monate (die meisten davon abhängig von der Entscheidung des Verwaltungsgerichts): 160 000 Euro standen und stehen für den Erwerb von Ausgleichsflächen und Brutkästen bereit, 60 000 Euro für den Erwerb des Parkplatzes bei Spielberg. Die Bergwacht bekommt einen Fahrzeugunterstand für 51 000 Euro, der Auslauf der Piste am Zauberteppich musste für 38 000 Euro angeglichen werden, für den geplanten Spielplatz stehen 17 000 Euro bereit. Für Anwalts-, Gerichts- und Gutachterkosten sind bisher 30 000 Euro ausgegeben worden. Größter Batzen bleibt aber das Anlegen der Wege selbst: Mit 1,7 Millionen Euro rechnet der Zweckverband aktuell. Bisher hat er fürs Gesamtprojekt etwa vier Millionen Euro aufgebracht.

Und noch eine Ausgabe hat der Verband – im Nachgang – genehmigt: 5681 Euro kostet eine neue gepunktete Folie für die Fenster des Kornberghauses, die als Vogelschutz angebracht werden muss. Das hatte der Landesbund für Vogelschutz gefordert.

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