Bilanz zum 150. Traditionsunternehmen mit Lust auf Zukunft

red
Netzsch in Selb – ein modernes weltweit tätiges Unternehmen, das sich auf auf eine solide 150-jährige Familientradition stützen kann. Foto: /Florian Miedl

Seit 1873 gibt es Netzsch. Aus einer Werkstatt in Selb ist in 150 Jahren eine international tätige Holding geworden mit über 4000 Mitarbeitern. Das Jubiläum wird weltweit gefeiert.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Von einer kleinen Werkstatt in Selb zu einer international erfolgreichen Maschinenbau-Gruppe: Netzsch läutet das Jahr seines 150. Jubiläums ein – und über 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit feiern mit.

Start-up im Jahr 1873

Der Anfang hatte, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt, Start-up-Flair: Zwei Brüder machen sich 1873 selbstständig und entwickeln in einer kleinen Werkstatt in Selb ein Qualitätsprodukt, das die Feuerwehren der Region überzeugt. Die Feuerwehrspritzen der „Gebrüder Netzsch Maschinenfabrik“ sind ein Verkaufsschlager. Thomas Netzsch ist Schlosser, sein jüngerer Bruder Christian Netzsch Ingenieur – auch die später von ihnen entwickelten Maschinen für die Keramikproduktion sind bekannt für ihre Qualität. Mit der Konjunktur der Porzellanindustrie im Fichtelgebirge konzentriert sich das Unternehmen schließlich ganz auf die Herstellung dieser Anlagen.

So beginnt vor 150 Jahren die Erfolgsgeschichte eines Familienunternehmens, das sich heute mit den drei Geschäftsbereichen „Pumpen & Systeme“, „Mahlen & Dispergieren“ und „Analysieren & Prüfen“ einmal um den Globus spannt – mit Produkten wie Mohno-Pumpe, Nassmühle und Rheometer, mit rund 210 Produktions- und Vertriebsstandorten und mehr als 4100 Beschäftigten.

An der Spitze der Unternehmensgruppe stehen auch heute wieder zwei Brüder aus Selb: Moritz und Paul Netzsch. Als fünfte Generation der Inhaber-Familie Netzsch führen sie das Unternehmen gemeinsam mit CFO (Chief Financial Officer) Jens Niessner.

Antworten für Unternehmensgeschichte

Was 1873 in einer Selber Werkstatt begann, ist seinen Kinderschuhen längst entwachsen. Seinen familiären Werten und seinen Wurzeln will Netzsch laut der Mitteilung aber weiterhin treu bleiben. Im Jubiläumsjahr unterstreicht Moritz Netzsch: „Mir ist wichtig, dass wir eine stabile Weiterentwicklung dessen haben, was wir heute machen. Ich wünsche mir, dass wir bei aller Reflektion, bei allem notwendigen Um- und Neudenken organisch wachsen und das Unternehmen stärker denn je in die nächste Generation bringen.“

Auch deshalb habe Netzsch zum 150. Jubiläum seine Unternehmensgeschichte unter vielen Perspektiven recherchieren lassen. Der Blick in die Vergangenheit fundiere nicht nur Werte und Erfolge, er lege auch die Passgenauigkeit eines Leistungsversprechens offen. „Unsere Geschichte liefert Antworten, warum wir so lange existieren. Unser Slogan ,Proven (bewährte) Excellence’ ist keine Worthülse. Wir können unsere Exzellenz aus unserer Historie belegen. Man kann beobachten, wie wir über viele Jahre ganze Branchen aktiv prägten. Aber auch, dass wir uns immer wieder an radikale Veränderungen in der Unternehmenswelt oder in den Märkten anpassen konnten. Das erforderte manchmal auch, dass man sich drastisch neu aufstellen musste“, sagt Paul Netzsch.

So seien nach dem Zweiten Weltkrieg etwa Kartoffelwaschmaschinen konstruiert worden, in der Hoch-Zeit der Porzellanindustrie habe Netzsch Komplettfabriken für die keramische Industrie gebaut. All diese Entwicklungen hätten letztlich dazu geführt, dass sich das Unternehmen mit den Geschäftsbereichen „Analysieren & Prüfen“, „Mahlen & Dispergieren“ und „Pumpen & Systeme“ sehr erfolgreich am Markt positionierte. „Diese historisch gewachsene Anpassungsfähigkeit wollen wir auch in die Zukunft übertragen“, erklärt Moritz Netzsch.

Erfolg über Generationen

Der Blick zurück hat, wie es weiter heißt, außerdem eine persönliche Komponente. Vor allem dann, wenn sich wichtige Meilensteine der Firmengeschichte Erich Netzsch (1903 bis 1990) und Thomas Netzsch (1946 bis 2010) zuschreiben ließen. Beide Geschäftsführer hätten das Unternehmen auf ihre eigene unverkennbare Art geprägt und mit wegweisenden Entscheidungen nach vorne gebracht. Die Entdeckung und Weiterentwicklung der Mohno-Pumpe unter Erich Netzsch oder die intensive Internationalisierung unter Thomas Netzsch seien nur Beispiele. Von diesen prägenden Weichenstellungen profitiere das Unternehmen noch heute. Denn Erfolg habe hier immer auch eine generationenübergreifende Komponente.

Gleiches gilt laut dem Unternehmen für ein Werte- und Qualitätsverständnis, das seit Generationen nicht nur die eigenen Produkte und den Kunden in den Fokus rückt, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So seien 25-, gar 40-jährige Betriebszugehörigkeiten bei Netzsch – auch international – nichts Ungewöhnliches. Die durchschnittliche Unternehmenszugehörigkeit der internationalen Belegschaft sei mit 10,6 Jahren hoch. An den deutschen Standorten blieben Mitarbeitende sogar im Schnitt 13 Jahre beschäftigt.

CFO Jens Niessner ist überzeugt: „Unseren Netzsch-Spirit spürt man an jedem Standort. Unsere Werte, der wirtschaftliche Erfolg, die Perspektive für die Mitarbeiter – diese Paarung entfacht eine Strahlkraft, die uns auch dort wettbewerbsfähig macht, wo andere Firmen mit hohem internationalem Bekanntheitsgrad ansässig sind.“ Das Ergebnis: Niessner erlebe bei Mitarbeitergesprächen in aller Welt immer wieder ein Deja-vu: „Ich treffe oft Mitarbeiter, ob das jetzt in China, Brasilien oder Waldkraiburg ist, und stelle im Gespräch fest: Der Sohn oder die Tochter arbeiten jetzt auch schon bei uns. Unser Spirit vererbt sich nicht nur in der Inhaberfamilie, sondern auch über unsere Belegschaft.“

Gestärkter Gestaltungswille

Die Vision für die Zukunft stehe indes: 2022 habe das Unternehmen eine neue Strategie für die drei Geschäftsbereiche auf den Weg gebracht. Die neue Mission für die Zukunft offenbare bei Netzsch einen gestärkten Gestaltungswillen. Der Blick zurück mache Mut, vor allem aber mache er Lust auf Zukunft. Und die soll mehr denn je von Innovation geprägt sein. Seit 2019 beteiligen sich, wie es heißt, Mitarbeitende zum Beispiel im firmeneigenen Innovationsinkubator „Nedgex“an der Entwicklung futuristisch anmutender Ideen – natürlich immer auf der Suche nach potenziellen neuen Geschäftsfeldern. „2021 wurde Nedgex von Infront Consulting und dem Wirtschaftsmagazin „Capital“ als eines der besten Digital Innovations Labs in Deutschland mit dem Digital Lab Award ausgezeichnet.“

In seinem Jubiläumsjahr plant Netzsch umfassende Feierlichkeiten – auch an allen großen internationalen Standorten. An den unterschiedlichen Facetten seiner Geschichte lässt das Unternehmen Belegschaft, Kunden und Partner sowie die interessierte Öffentlichkeit zudem in einem Magazin und einem Jubiläumsblog teilhaben.

Bilder