Helmbrechts Der Fasching ist wieder aufgewacht

Helmut Engel

Mit Rathaussturm und Faschingsauftakt hat die Helmbrechtser Faschingsgesellschaft einen fulminanten Start hingelegt.

 
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Lautstark sind am frühen Samstagabend etwa 150 Mitglieder der Faschingsgesellschaft Helmbrechts (FGH) vom Brauerschen Parkplatz zum Rathaus gezogen zum Rathaussturm, darunter der Elferrat, das Prinzenpaar und die meisten Tänzer. Bürgermeister Stefan Pöhlmann und zahlreiche Stadträten empfingen sie. Das „jämmerliche Häuflein“ versuchte, Rathausschlüssel und Stadtkasse zu verteidigen. Doch FGH-Vorsitzende Maximilian Gärtner machte deutlich, wer bis zum Faschingsdienstag in „Helmetz“ das Sagen hat. „Die Stadt, das Rathaus, alles uns gehört“ – vom Bürostuhl bis zum Kaffeelöffel. Der Bürgermeister hielt dagegen und verhöhnte die Narrenschar, die jedes Jahr das gleiche Theater aufführe: „Ihr kriegt uns hier nicht klein!“ Gärtner warnte, dass man keinen Spaß macht. Wenn Schlüssel und Kasse nicht rausgerückt würden, „holen wir uns dies mit viel Rabatz!“. Pöhlmann beklagte den fehlenden Anstand der närrischen bunten Bande; er und sein Stadtrat wollen die Stadt in Ordnung halten. Die Fastnachter wollten jedoch Farbe in das Stadtleben bringen, weil Ordnung nicht alles sein kann. „Ein bisschen Trubel, Spaß und Freude“ würde der Stadt guttun. „Mit Mut und Konfetti, mit Frohsinn und Schwung, machen wir den Bürojob jung!“ Bürgermeister und Stadtrat sahen ein, dass sie unterlegen sind und übergaben die Attribute der Macht, Rathausschlüssel und die gut gefüllte Stadtkasse, an die Narren.

Im Zinksarg

Dann folgt der fulminante Faschingsauftakt im voll besetzen Bürgersaal. Pünktlich um 19.11 Uhr erklang der Narhalla-Marsch, und die Mitglieder des Elferrates trugen im Zinksarg den Fasching, der noch im Tiefschlaf lag, auf die Bühne. Der Faschingsruf „Helmetz, Schnitz und Baggela“ ließ bei ihm erste Lebenszeichen erkennen, den Rest erledigte die noch amtierende Prinzessin, Ihre Lieblichkeit Nicole II.: Mit ihrem Kuss hauchte sie ihm nach 276 Tagen neues Leben ein. Mit steifen Knochen beschwerte sich der Fasching, dass das Narrenvolk bei seiner Zur-Ruhe-Setzung „Rotz zu Wasser gegrinna“, ihn aber dann im hintersten Regal vergessen habe. „Jetzt stieh ich vor eich, ganz zerzaust und halb verdorscht, scheinbor is eich des alles worscht.“ Bis März werde nun der Körper wieder strapaziert, das Geld verpulvert und die Prinzessin frisiert.

Mit dem Auftaktprogramm ins Jubiläumsjahr – man feiert fünf Mal elf Jahre – gab die FGH einen Einblick, was die Besucher der Prunksitzungen erwartet. Das Tanzpaar Annie Pflug und Benjamin begeisterte die Zuschauer: Sie sind amtierende bayerische Meister und deutsche Vizemeister und zeigten, dass auch heuer wieder bei den Meisterschaften mit ihnen gerechnet werden muss. Danach wirbelte Tanzmariechen Lena Schmidt über die Bühne.

Neues Prinzenpaar

Dann schlug die Stunde der Machtübergabe: Das alte Prinzenpaar Nicole II. und Patrick II. verabschiedete sich von seinem närrischen Volk. Krönchen und Prinzenkappe gingen an die Nachfolger, ihre Lieblichkeit Laura I. und seine Tollität Johannes I. – Johannes ist der Bruder seines Vorgängers Patrick. In diesem Jahr war die Nachfolge total geheim: Außer dem Paar selbst wussten nur drei Personen, wer die Helmetzer Narren in der Session 2024/25 regiert. Auch der neue Hofmarschall Stephan Glaß und die Hofdame Gabi Frieß stellten sich dem Publikum vor.

Dann begeisterten die Garden von den Minis über die Tanzmäuse, Jugend, Junioren bis zur Ü15 mit ihren Tanzdarbietungen die Besucher. Die Tanzpaare und Tanzmariechen zeigten in ihren Choreografien viel Leidenschaft, Harmonie und Schwung. Mehrere Garden und Solisten haben sich in ersten Turnieren bereits die Qualifikationen für die süddeutschen Meisterschaften ertanzt.

Am 17. Januar präsentiert die FGH einen Jubiläumsabend im Bürgersaal, und ab dem 25. Januar werden die vier Prunksitzungen zelebriert – sie sind schon alle ausverkauft.