Klangtherapie Ein Festival mit Herz

Hannes Brandner , aktualisiert am 07.08.2022 - 17:30 Uhr

Das Klangtherapie-Festival bei Plankenfels zählte knapp 3000 Besucher. Es ist klein, aber fein. Quasi ein  Geheimtipp für Technofans. 

 
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Es riecht nach Pommes; elektronische Musik wummert über die staubigen Grasreste. Ein paar Besucher des Klangtherapie-Festivals, denen die Nachmittagshitze nichts auszumachen scheint, tanzen zu Techno-Musik vor einer Bühne auf der gerade ein DJ auflegt. Die Meisten haben sich in den Schatten geflüchtet und faulenzen auf Couches oder Hängematten.

Zeit zum Tanzen bleibt ja noch genug, schließlich dauert die Klangtherapie von Donnerstag bis Sonntag. Nach zwei Jahren Pandemiepause fand das Festival am  Wochenende erstmals wieder statt. Mit knapp 3000 Besuchern gehört die Klangtherapie bei Plankenfels zu den kleineren Festivals des Landes und gilt als Geheimtipp unter Technofans.

„Wir wollen hier nicht irgendein Festival hinklatschen, wir wollen den Leuten etwas mit Liebe und Herz bieten“, sagt Fabienne Nistler, Pressesprecherin der Klangtherapie. So hat das Festival, im Gegensatz zu den meisten anderen Veranstaltungen dieser Art auch keine Sponsoren – man will sich nicht „verkaufen“.

Dass man deshalb auch keine teuren Mainacts auf die Bühne locken kann, stört Nistler wenig. „Dafür können wir coolen Talenten aus der Region oder noch nicht so bekannten Nachwuchskünstler eine Bühne bieten.“

Statt leuchtender Markenlogos gibt es auf der Klangtherapie außerdem selbst gebastelte, detailverliebte Deko. Die Schattenspender, eine elegante Mischung aus Tuch und Holzelementen, sind geschmückt mit hölzernen Federnachbildungen, einem riesigen Traumfänger und glitzernden Mobiles unter dem Zeltdach. „Das ist hier alles einfach so viel liebevoller als bei den Mainstreamfestivals“, sagt eine Besucherin, „da ist die Stimmung untereinander auch gleich viel besser und rücksichtsvoller.“

Neben Musik bietet die Klangtherapie aber auch noch ein Workshopprogramm. „Wir wollen, dass die Leute eine gute Zeit haben, sich zur Musik fallen lassen können, aber im gleichen Atemzug wollen wir auch zum Nachdenken anregen.“ Dazu gibt es Bereiche auf dem Gelände, in denen Filmvorführungen, Diskussionen und Vorträge zu politischen und ökologischen Themen stattfinden.

Gegenüber von dem roten Workshopzelt, das an ein Zirkuszelt erinnert, verläuft eine Reihe von Ständen, an denen Klamotten und Taschen angeboten werden. Moe Schneider verkauft hier, gemeinsam mit seiner Freundin, Handtaschen, Bauchtaschen und Geldbeutel aus Kork. Die vegane Alternative zu Leder passt gut ins Konzept des Festivals, denn Nachhaltigkeit spielt hier eine große Rolle.

Für das Pärchen, das die selbstgenähten Produkte auf vielen verschiedenen Festivals verkauft, sticht die Klangtherapie besonders heraus: „Der Zusammenhalt, die Mühe und das Gemeinschaftsgefühl sind hier schon wirklich cool“, sagt Schneider. Diesen Eindruck teilt auch der Musiker Andi von Dr. Umwuchts Tanzpalast. Er ist bereits das vierte Mal auf dem Festival. „Das ist hier nicht so ein kommerzielles Ding, Leute und Spirit sind hier ganz anders – einfach mehr Liebe – in Bayern einzigartig“, sagt der Musiker. Für seine Bamberger Band bedeutete das, dass sie am Freitag nicht auf der Bühne über der Menge spielten, sondern mitten unter den Festivalbesuchern auf einer kleinen Pop-up-Bühne.

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