Landesjägertag in Hof Jäger-Präsident bleibt im Amt

Elmar Schatz

Am Samstag versammelten sich in der Freiheitshalle in Hof die mehr als 700 Delegierten des Bayerischen Jagdverbandes zu ihrem Landesjägertag. Der Oberfranke Ludwig Baron Lerchenfeld wollte neuer bayerischer Jäger-Präsident werden. Doch die Abwahl des Amtsinhabers Ernst Weidenbusch ist gescheitert.

 
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Fast acht Stunden lang ringen und streiten die bayerischen Jäger am Samstag in Hof miteinander – fast nur Männer sind in der Freiheitshalle und ganz wenige Frauen. Den beiden Männern an der Spitze, Weidenbusch und Pollner, wird vorgeworfen, Mitglieder auf schlimmste Weise gekränkt zu haben.

„Palastrevolution“ bei den Jägern

Doch die beiden obersten Jäger haben auch Verteidiger. Von einer „Palastrevolution“ spricht ein Delegierter aus Mittelfranken, diese werde „mit einer Stärkung des bestehenden Präsidiums abgeschlossen werden“, prophezeit er. Aber die Abstimmungsergebnisse offenbaren dann eine tiefe Spaltung der Jägerschaft.

Der den ganzen Samstag über in Hof anwesende Vize-Ministerpräsident, Wirtschaftsminister und leidenschaftliche Jäger Hubert Aiwanger (Freie Wähler) appelliert zu einem fairen Miteinander. „Es lebe das bayerische Waidwerk“, ruft Aiwanger in den Saal, alle erheben sich und spenden tosend Beifall.

„Bild in der Öffentlichkeit immer schlechter“

„Unser Bild in der Öffentlichkeit wird ja immer schlechter“, meint Hubert Hertlein von der Kreisgruppe Garmisch. Vor der Entscheidung pro Weidenbusch sagt er: „Sollte Baron Lerchenfeld heute gewählt werden, steht er doch morgen schon auf der Abschussliste. Tut’s euch zusammenreißen, überlegt, wo der Weg hinführt.“ Der Jägerverband stecke in seiner tiefsten Krise seit seiner Gründung 1946, heißt es in Hof.

„Beschimpfungen und Beleidigungen“

Otto Kreil, zweiter Vorsitzender der Kreisgruppe Kulmbach, ruft in Richtung Pollner: „Die Beschimpfungen und Beleidigungen haben stattgefunden. Pollner keilt später zurück: „Ich lasse mich nicht beleidigen.“ Vor zwei Jahren seien Weidenbusch und er als „Team Zukunft“ angetreten, um die Jagd voranzubringen. Was inzwischen alles abgegangen sei, sei an Unverschämtheiten nicht zu unterbieten.

Söder: „Schaut, dass ihr die Sache beilegt“

Volker Bauer vom Bezirk Mittelfranken und CSU-Landtagsabgeordneter richtet aus: „Ministerpräsident Markus Söder sagte mir gestern: Schaut, dass ihr diese Sache beilegt. Weidenbusch gelobt Besserung und räumt ein, nicht immer geschickt agiert zu haben. Er bittet die Delegierten „um Euer Vertrauen“. Der Verband müsse seine inneren Kämpfe beenden. Er mahnt, es gebe da draußen genügend „Feinde der Jagd“. Die Gegner säßen bei der Tierschutzorganisation Peta oder in Landesregierungen mit grüner Beteiligung. Manche Leute glaubten, es sei „dringend notwendig, uns zu entwaffnen“.

Gegen Verschärfung des Waffenrechts

Zu der jüngsten Forderung von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das Waffenrecht nach dem Amoklauf mit acht Toten im Hamburger Haus der Zeugen Jehovas zu verschärfen, sagt Weidenbusch, die Jäger sorgten selbst für verantwortungsbewussten Umgang mit ihren Waffen.

Stundenlang hatte der Landesjägertag über Formalien gestritten. Weidenbusch wendet sich erst dagegen, den Abwahlantrag der Kreisgruppe Dachau vorzuziehen; dies erscheine ihm wegen der aufgeheizten Stimmung nicht sachgerecht. Weil die ursprüngliche Tagesordnung bereits verschickt gewesen sei, könnte jemand klagen, der zu spät zur Versammlung kommt, falls die Anträge überraschend vorher behandelt worden wären.

Präsidium nach langer Debatte entlastet

Lang wird darüber debattiert, ob über die Entlastung des Präsidiums per Handzeichen oder geheim abgestimmt werden muss. Schließlich erfolgt die Entlastung per geheimer Abstimmung. Weidenbusch spricht von „juristischen Winkelzügen und kindischen Spielereien“. Weil es bei der Abstimmung Irritationen gibt, wird die Ablösung des Versammlungsleiters Bernd Weiß verlangt, doch niemand folgt diesem Antrag. Der Haushalt 2020 und der Entwurf 2023 werden schließlich gebilligt.

Ehrenpräsidentschaft für Jürgen Vocke

Dem früheren Präsidenten Professor Jürgen Vocke, wird in seiner Abwesenheit die Ehrenpräsidentschaft verliehen. Zum Untreue-Vorwurf gegen Vocke in Höhe von 400000 Euro sagt Weidenbusch, es sei schäbig, dass man einem Mann von über 80 Jahren ein Strafverfahren aufbrummt und nicht vorher die Ermittlungsergebnisse abwartet. „Was aus meiner sicht rechtsstaatlich völlig daneben ist.“ Da rufe man: „Oh, Du Sünder“, ohne abzuwarten, was die Ermittlungsbehörde feststellt. Von den Anschuldigungen sei kaum etwas geblieben. Die Gemeinnützigkeit des Verbandes sei nicht in Frage gestellt worden.

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