Bildergalerie Neujahrsempfang in Arzberg

Christl Schemm

Der Humor kommt bei der Veranstaltung in der Arzberger Bergbräu trotz schwieriger Zeiten auch dieses Mal nicht zu kurz. Bürgermeister Stefan Göcking richtet aber auch nachdenkliche und mahnende Worte an die vielen Gäste.

 
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Draußen Gewitter und stürmischer Regen, drinnen ein kleiner Plüschhase vor dem Rednerpult. Menschen, die Stefan Göcking kennen, wissen, dass das braune Stofftier bestimmt nicht grundlos beim Neujahrsempfang auf der Bühne platziert ist und der Akt sicher einen humorvollen Hintergrund hat. Zuerst aber muss selbstverständlich die Begrüßung sein, bevor der Arzberger Bürgermeister in seiner Rede darüber aufklärt, was es mit dem kuscheligen Langohr auf sich hat: Im chinesischen Kalender ist 2023 das Jahr des Hasen – ein Symbol für Langlebigkeit, Frieden und Wohlstand in der chinesischen Kultur. Das wünschten sich auch die vielen Gäste, die nach zwei Jahren Zwangspause beim 15. Neujahrsempfang der Stadt Arzberg im Festsaal der Bergbräu wieder zusammenkommen konnten. So dicht wie kaum jemals zuvor drängten sich die Besucherinnen und Besucher an den Stehtischen und auf der Galerie.

Nach einigen Schlaglichtern auf Ereignisse der vergangenen drei Jahre lenkte Bürgermeister Stefan Göcking in seiner Neujahrsrede den Blick auf die aktuelle Situation – weltweit und im kommunalen Bereich. Der grauenvolle Angriffskrieg Putins auf die Ukraine erschüttere die Sicherheits- und Werteordnung, destabilisiere die Wirtschaft massiv und bedrohe die freiheitlichen Demokratien. „Auch nach Corona setzt sich der Krisenmodus ungebremst fort“, konstatierte Göcking. Inflation, Energiekrise, das Elend von weltweit 100 Millionen Flüchtlingen, Konflikte, Klimakatastrophe, gesellschaftliche und wirtschaftliche Verwerfungen sowie kriegsbedingte milliardenschwere Rettungspakete, die mit enormen Rüstungsausgaben einhergingen, seien keine belanglosen Schlagworte, sondern real und allgegenwärtig.

Abgründe tun sich auf

Beim Blick auf das aktuelle Geschehen neige man auch zu Beginn des neuen Jahres eher zur Nachdenklichkeit, denn nicht nur der Zeitenwende wegen liege in der Gesellschaft vieles im Argen, meinte der Rathaus-Chef und erinnerte an die Angriffe auf Polizei und Rettungskräfte in der Silvesternacht: „Hier tun sich vielerorts Abgründe des gesellschaftlichen Zusammenlebens auf.“ Und obwohl Deutschland im Gegensatz zu menschenverachtenden Diktaturen wie im Iran oder in Afghanistan einer der sichersten, reichsten und sozialsten Staaten sei, hätten viele Deutsche mit Daseins- und Zukunftsängsten zu kämpfen.

„In unruhigen Zeiten wie diesen sind es gerade die Kommunen, die viele Aufgaben schultern müssen“, sagte der Bürgermeister. Die bayerischen Städte und Gemeinden hätten bewiesen, dass sie als Fels in der Brandung ein Garant für ein funktionierendes Gemeinwesen seien, unter anderem bei Klimawandel, Umweltschutz, regenerativen Energien, Bildung, ärztlicher Versorgung oder Stärkung des Ehrenamts. „In unserer Heimatstadt hat sich in den vergangenen Jahren ein baulicher, struktureller und gesellschaftlich positiver Wandel vollzogen“, betonte Göcking und führte dies nach seiner Rede mit Fotos und vielen Zeitungsberichten bildlich vor Augen.

Appell vom Bürgermeister

Mit einem augenscheinlichen Schlenker zur Stadtratsarbeit mahnte der Bürgermeister, dass gerade in Krisenzeiten wieder mehr Augenmerk auf ein respektvolles Miteinander gelegt werden müsse. Er forderte: „Weniger taktieren, sondern klare Entscheidungen treffen, aufkeimenden Populismus und Kritik dort enden lassen, wo die Stadt sichtlich Schaden nehmen kann, demütig unsere veränderte Lebenssituation akzeptieren und die zwingend notwendige gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische und technische Transformation unterstützen und befürworten.“

„Unterhaken“ funktioniert

Von schwierigen und bewegten Zeiten sprach auch Regierungsvizepräsident Thomas Engel. Die Bilanz der Stadt Arzberg für die vergangen drei Jahre sei beeindruckend. Das von Bundeskanzler Olaf Scholz häufig zitierte „Unterhaken“ werde in Arzberg tatsächlich praktiziert. Zudem erinnerte Engel an die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Regierung, zum Beispiel beim Bau des Bürgerhauses, den die Regierung von Oberfranken mit vier Millionen Euro gefördert habe. Seit 1987 seien insgesamt 23 Millionen Euro Städtebauförderung nach Arzberg geflossen. „Doch wir dürfen uns nicht auf dem Erreichten ausruhen“, unterstich Engel. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien stehe auch Oberfranken vor großen Herausforderungen, obwohl schon viel erreicht sei. „Wir müssen hier massiv vorankommen“, sagte der Vizepräsident und zitierte aus dem „Subterranean Homesick Blues“ von Bob Dylan: „You don’t need a weatherman to know which way the wind blows“ – „Du brauchst keinen Wetterfrosch, um zu wissen woher der Wind weht“.

Über die Ehrungen beim Neujahrsempfang berichten wir in einer unserer nächsten Ausgaben.

Zwischen Lahovnik und Weigel

In der Mitte:
Eine knappe halbe Stunde sprach Bürgermeister Stefan Göcking und lag damit bei der Redezeit zwischen seinen Kollegen Nicolas Lahovnik aus Wunsiedel (57 Minuten) und Oliver Weigel aus Marktredwitz (19 Minuten).

Auf den Tischen:
Partygebäck und die obligatorischen Gummibärchen bereicherten den Empfang kulinarisch.

In den Gläsern:
Mit Sekt, Beerenbowle und vielen weiteren Getränken konnten die Gäste aufs neue Jahr anstoßen.

Zu Gast:
Viele Gäste aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Vereinen, Schule, Banken und gesellschaftlichem Leben gaben sich die Ehre, an der Spitze Regierungsvizepräsident Thomas Engel und Landrat Peter Berek.

In Zukunft:
Wie immer zum Schluss seiner Rede wagte Bürgermeister Stefan Göcking einen sportlichen Ausblick, dieses Mal für die erste Mannschaft des VfB Arzberg. Elf Punkte Vorsprung in der Kreisliga sollten reichen für den Aufstieg in die Fußball- Bezirksliga. „Das Bad in unserem Marktplatzbrunnen ist schon eingelassen“, kündigte Stefan Göcking schmunzelnd an.

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