Blutknappheit im Landkreis Wunsiedel „Bitte spendet Blut“

Blutspenden ist ein wahrer Dienst am Nächsten. Foto: /Oswald Zintl

Sommer, endlich Sonne und ab in den Urlaub. Ausgerechnet in der schönsten Zeit wird überall der Lebenssaft bedenklich knapp.

 
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Wunsiedel - Stell Dir vor, Du liegst am Operationstisch und es gibt keine Blutkonserve. Dieses Szenario ist in Deutschland zwar nicht wahrscheinlich, dennoch benötigen die Kliniken landauf, landab Blut, viel Blut sogar. Daher ruft das Rote Kreuz auch im Landkreis Wunsiedel die Bürger dazu auf, Blut zu spenden.

„In den Sommermonaten steigt der Bedarf an Blutkonserven in aller Regel ziemlich an“, sagt auf Nachfrage der Frankenpost der Geschäftsführer des Kreisverbandes des Roten Kreuz, Thomas Ulbrich. Im vergangenen Jahr sei die Situation weniger dramatisch gewesen, da kaum Menschen in den Urlaub gefahren seien. „Aber heuer war und ist gefühlt fast jeder weg. Unter den Urlaubern sind natürlich viele Blutspender.“ Daher ruft Ulbrich alle Daheimgebliebenen auf: „Geht bitte Blutspenden.“

Eigentlich hatten die Profis vom BRK die Befürchtung, die Corona-Krise könnte viele Menschen davon abhalten, sich ihren Lebenssaft abzapfen zu lassen. Dem war nicht so. „Ich glaube, bei Blutspendern steht einfach das gute Werk für andere im Vordergrund. Da nimmt man dann auch schon mal in Kauf, wenn man wegen der Hygieneauflagen länger warten muss.“

Tatsächlich haben sich die eingeschworenen Blutspender auch nicht von Abstandsregel oder anderen Beschwernissen abhalten lassen. „Die standen dann anfangs viele Meter in Schlangen auf dem Bürgersteig und warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren.“

Blutspenden zum Wunschtermin

Mittlerweile ist der BRK-Kreisverband Wunsiedel dazu übergegangen, Termine auszugeben, um den Spendern entgegenzukommen. „Man kann ganz bequem online buchen und hat dann die Garantie, dass man zu der gewünschten Zeit auch tatsächlich aufgerufen wird.“ Noch werde das Angebot nicht allzu gut genutzt. Ulbrich geht allerdings davon aus, dass sich das ziemlich bald ändern wird, wenn alle davon wissen.

Unabhängig von der Corona-Pandemie ist die Spendenbereitschaft im Landkreis Wunsiedel dennoch zurückgegangen. „Ja, wir merken den demografischen Wandel. Unsere älteren Stammspender brechen uns nach und nach weg. Daher sind wir bemüht, Nachwuchs zu gewinnen.“

Die starre Altersgrenze von 65 Jahren ist mittlerweile aufgehoben worden. Daher gibt es laut Ulbrich inzwischen einige Spender mit 70 Jahren. „Die sind noch fit und nach Ansicht der Ärzte zum Spenden in der Lage.“

Bevor jemand tatsächlich „angezapft“ werden kann, muss er mit einem Arzt sprechen. Dieser schätzt den Allgemeinzustand des potenziellen Spenders ein und fragt nach möglichen Medikamenten, die einer Blutabgabe entgegenstehen.

Das im Landkreis gespendete Blut nehmen die Blutspendedienste mit in derem jeweilige Labore und zerlegen es in die Bestandteile. Das Blut wird aufbereitet und auf Abruf zur Verfügung gestellt. „Es ist also nicht möglich, dass ein Landkreisbürger sein Blut für den Einsatz im Landkreis spendet. Ich glaube, letztlich ist das bestehende System, das sich nach dem jeweiligen Bedarf orientiert, am sinnvollsten“, sagt Ulbrich.

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