Bobengrün Dorfläjdla statt Supermarkt

Ein zufriedener Kunde in Bobengrün: Joachim Musiolik, der sich seine Sonntagsbrötchen holte. Foto: /Hüttner

Klaus Adelt fordert, dass Lebensmittelmärkte nicht mehr so einfach auf die grüne Wiese gebaut werden dürfen. Denn den Orten gehen die Läden aus. Es gibt aber auch Lösungen, die funktionieren, wie in Bobengrün.

 
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Hof/Bad Steben - In Bayern gibt es 2056 Gemeinden – und in einem Drittel davon haben die Menschen keine Möglichkeit mehr, Lebensmittel einzukaufen. Das geht aus der Antwort des Landtags auf eine Anfrage des Abgeordneten Klaus Adelt (SPD) hervor. „Es gibt immer weniger Geschäfte, dafür jeweils mit mehr Verkaufsfläche, oft weit außerhalb der Ortschaften“, stellt Adelt fest. „Im ländlichen Raum wird das Auto zunehmend zur Eintrittskarte in den Supermarkt. Das ist nicht nur schlecht für Menschen, die kein Auto besitzen, sondern auch für das Klima“, sagt Adelt.

Laut Adelt orientieren sich die Supermärkte immer mehr an der Verkehrsanbindung und weniger am Bedarf der Kunden. Er fordert: „Wir sollten alles tun, um diesen Trend zu stoppen. Die Ansiedlung von Supermärkten auf der grünen Wiese muss daher planungsrechtlich erschwert werden.“ Außerdem bräuchten die Kommunen mehr Möglichkeiten, das Errichten von Dorfläden aktiver zu unterstützen. In den letzten 20 Jahren entstanden in Bayern 193 Dorfläden. „Sie können zwar den Rückzug der Lebensmittelläden nicht vollends kompensieren, sie sind dennoch ein wichtiger Beitrag zur Nahversorgung auf dem Land“, schreibt Adelt weiter. Der Rückgang der Lebensmittelgeschäfte macht sich laut der Antwort des Landtags auf dem Land und im Norden Bayern besonders bemerkbar. Am stärksten war er in Mittelfranken (minus 17 Prozent), gefolgt von Oberfranken (minus 16 Prozent) und Niederbayern (minus 10 Prozent).

Dass es positive Beispiele für einen funktionierenden Dorfladen gibt, zeigt das Dorf Bobengrün, ein Ortsteil von Bad Steben: Das Projekt „Bobengrüner Dorfläjdla“ feiert gerade sein einjähriges Bestehen. Zum Jubiläum verteilen die stellvertretende Landrätin Annika Popp und Bad Stebens dritter Bürgermeister viel Lob. „Ich ziehe den Hut, denn 2020 war nicht nur das Gründungsjahr des Dorfläjdla, sondern auch das Jahr der Corona-Pandemie, und trotzdem hat sich ein Team zusammengefunden, um das Projekt Wirklichkeit werden zu lassen – mit Erfolg“, erklärt Annika Popp. Sie und Stöckler danken auch dem ehrenamtlichen Personal, das sich neben Beruf, Familie, Hobby und Verein im Dorfläjdla mit einbringt. Und Maximilian Stöckler betont: „Das Engagement ist nicht selbstverständlich, und es gibt viele Aufgaben, die von außen nicht gesehen werden.“

Die Rechtsform des Dorfläjdlas ist die haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft (UG haftungsbeschränkt). Christian Köhn ist Geschäftsführer; Florian Spindler, Irmgard Wölfel und Michael Krauß sind Gesellschafter. Auf dem Weg zur Arbeit schließt Köhn jeden Morgen um 6.30 Uhr das Geschäft auf; die Lieferung der Semmeln von der Bäckerei Brandler aus Marxgrün trifft gegen 7 Uhr ein. „Am Sonntag gibt’s die frischen Semmeln ab 8 Uhr, und dann kommen auch die Marxgrüner nach Bobengrün, da Marxgrün nicht geöffnet hat“, sagt Köhn. Über die Sommerzeit hat der Laden bis mindestens 21 Uhr geöffnet. Im Winter wird die Türe mit Einbruch der Dunkelheit zugeschlossen.

Das Team hat bereits eine neue Anschaffung im Auge, mit der es den Laden noch weiter verbessern möchte: einen neuen Automaten mit besserer Isolation, effektiverer Kühlung und weniger Stromverbrauch. „Auch eine neue Eingangstür braucht’s“, stellt Christian Köhn fest. Er versichert, dass der erzielte Gewinn zu 100 Prozent in den Laden investiert wird. „Das einjährige Bestehen ist eigentlich kein Anlass, um groß zu feiern, aber in Bobengrün ist eben alles etwas anders“, meint Michael Krauß. Als besondere Angebote des Dorfläjdlas listet er Osterbrot und Rosinenwecken auf. „Im Sommer ist ganz klar Grillgut der Renner, und im Winter ist es Sülze und kiloweise Wurstsalat.“ red/Sandra Hüttner

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