Brückenbau Stadt geht Mittleren Anger an

Seit Juli 2018 gesperrt, trägt die Brücke nicht einmal mehr sich selbst sicher – ein Grund für einen geplanten Abriss 2023. Foto: Archiv

Nächstes Jahr soll die marode Brücke abgerissen werden, im Frühjahr 2024 möchte die Stadt mit dem Bau einer neuen Brücke beginnen – einer für alle Arten von Verkehrsteilnehmern, nicht nur einer reinen Fußgängerbrücke. Das brauche die Saalestadt dringend, sagt das Rathaus.

 
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Die Brücke am Mittleren Anger soll saniert werden: Dafür hat am Dienstag der Bauausschuss des Hofer Stadtrats den Auftrag erteilt. Die Stadtverwaltung wird nun eine Ausschreibung einleiten, bei der Ingenieurbüros aufgerufen sind, eine möglichst kostengünstige, wasserwirtschaftlich und verkehrstechnisch sinnvolle Brücke über die Saale zu entwerfen. Die alte Brücke – gesperrt seit 2018 – soll bereits im nächsten Jahr abgerissen werden: Dafür stehen bereits Mittel im städtischen Haushalt bereit. Je nachdem, wie die Planungen verlaufen, könne womöglich schon im Frühjahr 2024 mit dem Neubau begonnen werden. In Anbetracht der Tatsache, wie oft und wie heftig in den vergangenen vier Jahren über die Brücke gestritten wurde im politischen Hof – und wie wenig Hoffnungen die Kämmerei auf eine schnelle Lösung machte –, hat diese Nachricht am Dienstag Staub aufgewirbelt.

Wer zahlt? Die Gretchenfrage hat die Regierung von Oberfranken beantwortet: die, woher das Geld kommt, wo es die klamme Stadtkasse definitiv nicht hergibt. Nach Rücksprache mit Bayreuth seien der Stadt Zuwendungen aus dem bayerischen Finanzausgleich in Aussicht gestellt worden – eine Förderung, auf die auch die Kämmerei seit Jahren gehofft hatte. Das städtische Bauamt schätzt die Kosten eines Neubaus derzeit auf 2,3 Millionen Euro, erklärte Baudirektor Stephan Gleim. Üblicherweise werden vom Freistaat bis zu 80 Prozent gefördert. Damit rückt ein Projekt in greifbare Nähe, das viele schon beinahe abgeschrieben hatten in Sachen Realisierbarkeit: Zwar hatte der Bauausschuss bereits 2019 einen vollwertigen Neubau beschlossen, doch fiel das Vorhaben bislang immer wieder aufgrund der Finanzlage aus dem Haushalt. Doch mit Blick auf die Gesamtsituation brauche es die Verbindung, betonte Bernd Bernhuber vom Bauamt.

Über die Saale: Mehr als 60 Brückenbauwerke gibt es im Hofer Stadtgebiet, doch im Innenstadtbereich führten nur drei davon als Hauptverkehrsachsen über die Saale, erklärte Bernd Bernhuber. Auf seine Einordnung hin, ein sanierter Mittlerer Anger sei wichtig in Bezug auf die baulichen Zustände von Friedrich-Ebert- und Michaelisbrücke, entspann sich im Ausschuss ein so kurzer wie erhellender Disput. Gudrun Bruns (FAB/Freie) hatte gefragt, wann die Sanierung der Friedrich-Ebert-Brücke angegangen werde. Bernhuber antwortete: „Wenn wir den Mittleren Anger im Griff haben.“ „Ist der Anger dann eine zwingende Voraussetzung dafür?“, hakte Bruns nach. Woraufhin Klaus Schrader (Grüne) ein lautes „Nein!“ einwarf – gekontert von einem trockenen „Ja“ von Bernhuber. Schrader daraufhin: „Die Voraussetzung war auch schon einmal die Saalequerung...“ Der Grünen-Fraktionschef und seine Fraktionskollegin Renate Fuchs waren am Ende eines breiten Meinungsaustauschs die einzigen, die gegen den Brückenneubau stimmten.

Rad oder Auto? An der Brückenfrage hatten sich in den vergangenen Jahren die Ideologien gezeigt. Eine der Optionen, die in den vergangenen Jahren diskutiert worden war, war der Bau einer reinen Fuß- und Radwegebrücke anstatt einer für motorisierte Verkehrsteilnehmer. Hauptargument der Verwaltung dagegen: Die Kosten, mindestens hoch sechsstellig, hätte die Stadt alleine tragen müssen. Hauptargument von CSU, SPD und Co. dagegen: Die Verbindung werde eben auch von den motorisierten Verkehrsteilnehmern benötigt. „Daran hat sich auch nach vier Jahren noch nichts geändert: An das Fehlen dieser Verbindung hat sich niemand gewöhnt“, betonte OB Eva Döhla.

Klaus Schrader fragte nach, ob ein Neubau die Verkehrssituation tatsächlich verbessern würde im Vergleich zur Situation vor der Schließung – das ist die Voraussetzung, dass die Stadt Fördergelder bekommt und auch behalten darf. „Was, wenn dort dann gar nicht mehr so viele Autos fahren wie zuvor?“, hakte Schrader nach. Da nahm ihm Stephan Gleim die Sorge: Die geforderte Verbesserung beziehe sich zunächst rein aufs Bauliche, das sei natürlich zweifelsohne gegeben. Außerdem plane man, die Brücke so weit zu spannen, dass eine höhenfreie Querung des Saaleradwegs am Westufer erreicht werden könnte – auch das eine Verbesserung. Sowohl Jochen Ulshöfer (CSU) als auch Patrick Leitl (SPD) sprachen sich für den geplanten vollumfänglichen Neubau aus: Er sei nötig für Anlieger, Gewerbe und andere Verkehrsteilnehmer. Klaus Schrader sprach sich dagegen aus: „Wir alle müssen sparen, privat wie in der öffentlichen Hand – und hier, wo es auch eine Brücke für Fußgänger und Radler tun würde, verprassen wir Gelder.“ Der Ausschluss beschloss das Vorhaben mit zwei Gegenstimmen.

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