Problematisch sind aber auch die falsch-positiven Befunde, wenn also der Frau ein letztendlich unbegründeter Krebsverdacht mitgeteilt wird, der nicht nur beunruhigen und verängstigen kann, sondern auch weitere Diagnosemaßnahmen nach sich zieht, wie etwa die Stanzbiopsie, bei der eine Gewebeprobe aus der Brust entnommen wird.
Laut einer US-Studie ist das Risiko für solche Fehlalarme und deren Folgen gar nicht so klein. Ein Forscherteam um den Radiologen Thao-Quyen Ho von der University of California hat rund drei Millionen Screening-Daten von Frauen zwischen 40 und 79 Jahren ausgewertet, und dabei zeigte sich, dass bei neun Prozent der Mammografien ein falscher Positiv-Befund attestiert wurde. In zehn Jahren wurde jede zweite, jährlich gescreente Patientin wegen eines letztendlich unbegründeten Brustkrebsverdachts zur Nachuntersuchung einbestellt.
Nicht beunruhigen
Diese Zahlen sprechen nicht gerade für die Präzision des Verfahrens. Sie bedeuten aber auch, wie Thao-Quyen Ho betont, dass Patientinnen im Falle eines positiven Befundes nicht beunruhigt sein müssten, wenn sie zur weiteren Bildgebung oder Biopsie zurückgerufen werden. „Denn dabei erweist sich die überwiegende Anzahl der Befunde als gutartig“, so der Radiologe. Sein Tipp: Man sollte die Mammografie nicht als präzises Diagnose-, sondern vielmehr als Hinweis-Instrument sehen, ob man detaillierte Diagnoseverfahren einleitet, oder nicht.
Nichtsdestoweniger sollte man nicht den Blick auf erfolgversprechende Alternativen zur Mammografie verlieren. Wie etwa Ultraschall und MRT (Magnetresonanztomographie), die – in Kombination mit der klassischen Mammografie – gerade bei dichtem Brustgewebe die Krebsentdeckungsrate deutlich verbessern können. Allerdings ist MRT relativ teuer, und die Qualität der Ultraschallmethode steht und fällt besonders stark mit der Erfahrung des Untersuchers.
Liebling der meisten Radiologen scheint ohnehin die sogenannte Tomosynthese zu sein. Sie durchleuchtet – im Unterschied zur Mammografie, die gewöhnlich nur zwei Ebenen zeigt – mittels einer sich drehenden Röntgenquelle die Brust aus verschiedenen Winkeln, so dass man Schichtaufnahmen erhält, die ein Computer in ein 3-D-Bild umwandeln kann. „Die Tomosynthese ist die physikalisch bessere Methode als die Mammografie“, sagt Heywang-Köbrunner. Sie wird daher auch schon von einigen Kliniken und Brustzentren zum Abklären auffälliger Befunde genutzt. Für die Früherkennung ist sie noch nicht zugelassen.
Häufig und gefährlich
Tumor
Etwa jede achte Frau erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Er stellt bei Frauen die häufigste Tumorart überhaupt. Brustkrebs neigt zur Streuung. Er führt in jedem vierten Fall zu Metastasen, also Tochtergeschwüren in anderen Bereichen des Körpers. Mehr als 18 000 Frauen sterben jährlich an Brustkrebs.
Abtasten
Für das selbst durchgeführte Abtasten der Brust spricht, dass es monatlich durchführbar ist, kein Geld und nur wenig Aufwand kostet und die Frauen für Veränderungen in ihrer Brust sensibilisiert. Andererseits spricht die wissenschaftliche Studienlage nicht dafür, dass es die Sterblichkeitsrate zu senken hilft. Was daran liegt, dass tastbare Tumoren nicht mehr wirklich klein sind. Und dann ist es für eine erfolgversprechende Therapie oft schon zu spät.