Bogenschießen – auch mit Handicap

Am Samstag, 13. Mai, von 9 bis 17 Uhr findet das zweite Bogen-Hallenturnier unter dem Dach von SOBY in den Räumen der BSG Naila, Kronacher Straße 22, statt. Das erste gab es im Jahr 2019. Reinhold Beck erwartet an diesem Wochenende circa 20 Gäste aus ganz Bayern. Die Einzelwettbewerbe werden ausgetragen mit Recurve-, Compound- und Blankbogen. Jeder Teilnehmer kann in zwei Disziplinen antreten.

Beim Besuch einer Trainingsstunde lässt sich ohne Nachfragen nicht feststellen, wer von den anwesenden Schützen denn nun ein Handicap hat und wer nicht. „Es gelten gleiche Regeln für alle“, betont Beck. Nur eine Schützin fällt auf, weil sie wegen einer Gehbehinderung den Sport im Sitzen ausübt. Silvia Robinson ist zusammen mit ihrer Tochter Ann-Katrin zum Verein gestoßen. Ann-Katrin hat schon während ihrer Schulzeit im Therapeutisch-Pädagogischen Zentrum (TPZ) Hof an den Special Olympics teilgenommen – allerdings als Skifahrerin. Ihre Trainerin war Sonderschullehrerin Gabi Beck, die mit ihren Schülern regelmäßig zu Skifreizeiten nach Österreich fuhr und dies als Trainingsmöglichkeit für die Special-Olympics-Winterspiele nutzte. Als in diesem Winter nach Corona die Lebenshilfe Hof keine Skifreizeit mehr anbot, übernahm die BSG die Schirmherrschaft für eine kleine Gruppe von Skifahrern mit Behinderung. So könnten einige Sportler auch wieder an den SO-Winterspielen teilnehmen.

Coachendes Ehepaar

Vor einigen Jahren formierte sich am TPZ eine Neigungsgruppe für Bogenschützen, trainiert vom Ehepaar Beck. Es folgten Turniere für Bogenschützen mit Behinderung in Herzogsägmühle bei Peiting, an denen die Hofer mit Erfolg teilnahmen. „Unsere erfolgreichsten Schützen waren bisher Felix Müller mit acht Siegen, Annalena Pöhlmann mit sieben Siegen und Patrick Heinzmann sowie Ann-Katrin Robinson, die auch erste, zweite und dritte Plätze erreichten“, erinnert Reinhold Beck. An der Gaumeisterschaft im November 2022 in Marktredwitz nahm die BSG Naila mit insgesamt elf Schützen teil. Dabei waren auch solche mit Handicap erfolgreich, ebenso bei der Bezirksmeisterschaft im Dezember.

Als Berufsbetreuer und Übungsleiter ist Reinhold Beck in der Arbeit mit behinderten Menschen erfahren. Seit fast 30 Jahren gehört er der BSG Naila an. Über die Jahre stießen 14 Menschen mit Handicap zu den Bogenschützen der BSG. Sie kommen aus dem gesamten Landkreis Hof und bilden Fahrgemeinschaften. Inzwischen verfügt der Verein über vier Vereinsübungsleiter im Bereich Bogenschießen. Weitere bereiten sich darauf vor. Das macht sich nach Becks Worten besonders in der Jugendarbeit bemerkbar. Inzwischen hat die BSG elf junge Bogenschützen im Alter bis 18 Jahre in ihren Reihen. Den Bogenreferenten freut der stetige Zuwachs und die rege Teilnahme an den Trainingsschießen. „Ich möchte Menschen mit einer körperlichen und/oder geistigen Behinderung Mut machen, es mit diesem Sport zu versuchen“, betont er. Aber auch Angehörige und Betreuer will er motivieren, denn Menschen mit geistiger Behinderung brauchen die Unterstützung der Familie, wenn sie im Verein diesen Sport ausüben wollen.

Konzentrationsschwierigkeiten

Wer einmal in die Übungsstunden hineinschnuppert, wundert sich über die Ruhe und Konzentration, mit der die Schützen ans Werk gehen. Dabei sind die Bogen alles andere als leicht zu handhaben. Allein schon das Spannen erfordert Kraft, 20 bis 30 Pfund Zuggewicht sind normal. Wer den sportlichen Compound-Bogen spannen will, muss bis zu 50 Pfund rechnen. Das Ausrichten der Pfeile auf die Zielscheiben braucht ein gutes Auge, eine ruhige Hand und Konzentration. Nach Becks Schilderung ist Bogenschießen ein komplexer und anspruchsvoller Vorgang. Wie kommen Menschen mit einer geistigen Behinderung da klar? „Ihnen fällt es mitunter schwer, sich über längere Zeit zu konzentrieren. Daher staffeln wir die Kurseinheiten flexibel, auch, um die Kosten so gering wie möglich zu halten“, sagt Beck. „Hier geht es vor allem um den Spaß, sich auf etwas Neues einzulassen, eigene Ängste zu überwinden und die eigenen Fähigkeiten und den Körper auf eine ganz andere Art zu erleben. Der Sport stärkt das Selbstbewusstsein und macht Mut. Dies wirkt sich auch auf andere Alltagssituationen positiv aus und führt zu mehr Sicherheit und Lebensfreude.“

200 Jahre BSG

Die Bürger- und Schützengesellschaft 1823 Naila feiert heuer ihr 200-jähriges Bestehen. Daher werden in diesem Jahr noch weitere Turniere in Naila geschossen, nicht nur bei den Bogenschützen, vor allem auch bei den Kugelschützen mit ihren unterschiedlichen Waffenarten. Bei der BSG wird sowohl mit dem Bogen als auch mit dem Luftgewehr, der Luftpistole, der Sportpistole (Klein- und Großkaliber), dem Kleinkalibergewehr sowie mit Ordonnanzgewehren geschossen. Große Freude bereitet auch das Schießen mit Blasrohren, einer offiziellen Disziplin beim Bayerischen Sportschützenbund BSSB.