Weihnachten, Silvester, Neujahr, Dreikönigstag – zu keiner Jahreszeit besuchen Freunde und Verwandte einander häufiger als zu dieser Zeit. An kalten, nassen Wintertagen gemütlich plaudernd beisammenzusitzen bei Kaffee und Stollen, gemeinsam einen Braten zu genießen, mit Sekt aufs neue Jahr anzustoßen, das fördert den Gemeinsinn. Auch Autor Axel Dornemann hat gelegentlich gern Besuch und hält ihn für eine „wesentliche soziale Lebensform“, die allerdings ihre Tücken und Stolpersteine hat. In der Weltliteratur ist er zu diesem Thema fündig geworden, in Benimmbüchern von anno dazumal und vor allem bei jenen, die mit spitzer Feder schreiben. „Nach einem guten Essen kann man alles verzeihen, sogar den eigenen Verwandten“, meint etwa der englische Schriftsteller Oscar Wilde milde. Dagegen ätzt sein in Prag geborener österreichischer Kollege Franz Kafka: „Verwandtengefühl habe ich keines, in Besuchen sehe ich förmlich gegen mich gerichtete Bosheit.“