Von Nazis gefürchtet
Breiten Raum im Buch nimmt die Zeit des Nationalsozialismus ein. Johann Härtl erinnert daran, dass die Resl bis in die höchsten Nazi-Kreise bekannt und gefürchtet gewesen sei. Viele Mitglieder ihrer Familie und Freunde seien verfolgt oder wie im Falle von Fritz Gerlich sogar ermordet worden. Der Autor ist überzeugt, dass Hitler wohl aus Sorge vor ihren Kräften die Anweisung gegeben habe, ihr nichts zustoßen zu lassen. Weitere Kapitel des Buches beschäftigen sich unter anderem mit dem Bruch zwischen der Familie Neumann und dem Bischof im Jahr 1937 sowie dem Interesse der Päpste aus Rom.
Deutlich macht Härtl im Buch natürlich auch, wie die Resl das Leben vieler Menschen positiv beeinflusst hat. „Die Resl hat vielen Menschen geholfen, sie gab Rat, bot auch Trost in schweren Stunden. Sie nahm stellvertretend für die Menschen Leiden auf sich oder betete im Anliegen der Menschen.“ Ein anderes Thema sind die Leidensvisionen, die die Resl seit der Fastenzeit 1926 mehr als 700-mal erlebt haben soll. Härtl gibt zu bedenken, „dass die Resl bei all diesen Visionen mit allen Sinnen dabei war“. Sie sei keine Zuschauerin gewesen, sondern immer mitten drin im Geschehen gewesen. „So musste sie die schrecklichen Szenen, die Jesus erlebte, immer selber miterleben“, schreibt Härtl.
Belastung für die Familie
Während des Zweiten Weltkriegs sei es ruhiger um die Resl geworden, erst danach sei sie wieder mehr in den Blickpunkt gerückt. Härtl macht deutlich, dass an Karfreitagen bis zu 13 000 Menschen nach Konnersreuth gekommen seien, um die Resl zu sehen. „Für ihre Familie war das eine Riesenbelastung. Aber die Resl wollte, dass die Menschen diese Zeichen sehen. Sie wollte, dass die Menschen sehen, wie Jesus Christus leiden musste.“ Weiter berichtet der Autor, dass die Resl nach den Visionen immer sehr erschöpft gewesen sei. „Sie war ganz und gar von dem Gesehenen eingenommen.“ Weiter verweist er in dem Buch darauf, dass die Resl gerne verreist sei. „Das missfiel der Kirche und auch den Nazis.“
Den größten Kritikern der Resl und des Geschehens in Konnersreuth hat Johann Härtl ebenfalls ein Kapitel gewidmet. So bemängelt er, dass Josef Hanauer etwa niemals in Konnersreuth gewesen sei und dennoch seine Thesen aufgestellt habe. „Hanauer war der Schlimmste von allen, er stritt sogar die Echtheit der Stigmen ab, obwohl diese selbst Experten bestätigt hatten“, schreibt Härtl.
Im Buch macht Johann Härtl übrigens auch deutlich, dass früher immer nur von Theres Neumann die Rede gewesen sei – also ohne „e“ am Ende des Vornamens – niemals von Therese Neumann, wie heute geschrieben werde.
Johann Härtl: Resl von Konnersreuth – Leben und Wirken meiner Großtante Theres Neumann. Buch + Kunstvlg.Oberpfalz. 208 Seiten, gebunden, 24,90 Euro. ISBN: 3955870871.