Buchvorstellung Magischer Reiseführer durchs Fichtelgebirge

Mit einer Lesung im Antiquariat Wilsbergensis stellt Alexandra H. Meier ihr besonderes Buch vor. Es handelt vom Zauber der Heimat, aber auch von einer Reise zu sich selbst.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Autorin Alexandra H. Meier Foto:  

Alexandra H. Meier, selbst im wilden Fichtelgebirge aufgewachsen, hat an diesem Nachmittag in Weißenstadt bei ihrer Lesung aus ihrem Buch „Ein Buch, ein Gebirge und der Fluss der Schöpfung“ die Geschichte von Sanne erzählt. Sanne, die ins Fichtelgebirge kommen musste, um einen spirituellen Reisebericht über dessen Kraftorte zu schreiben. Stattdessen verlor sie ihren Job, der sie eh schon lang erschöpft hatte, und fand sich selbst.

Nach der Werbung weiterlesen

Verändernde und nährende Kraft

Auf dieser Heldinnenreise, die eine uralte Struktur aller Mythen ist, erfährt sie, wie das Antiquariat Wilsbergensis berichtet, am eigenen Leib, welche verändernde und nährende Kraft das Fichtelgebirge hat. Begleitet wird sie dabei von einem magischen Buch, in dem zwischen Sannes Geschichte immer wieder sachlich fundiert die Kraftorte beschrieben werden, als wäre es ein Reiseführer. Natürlich begleiten sie auch typische Fichtelgebirgler – allen voran ihre patente Pensionswirtin Gela, die sie unter ihre Fittiche nimmt – und weitere hellwache und offene Menschen, wie Kerstin ‚Olga‘ Hirschmann von der Künstlerkolonie Fichtelgebirge.

Es ist eine Art Ode an ihre Heimat, die Alexandra H. Meier da so leicht und unterhaltsam, gleichzeitig jedoch tiefgründig bewegend aus der Feder geflossen ist. Sie erzählt von der ganz besonderen Geologie und dem Steinreichtum, von der besonderen Lage als Nabel der Welt, und seinem (fast) Alleinstellungsmerkmal der vier Flüsse, die in alle vier Himmelsrichtungen fließen. Und sie erzählt, immer wieder unterbrochen und aufgelockert durch ihre eigene Geschichte, wie man sich wohl fühlen mag, wenn man als Fremder zum ersten Mal hierherkommt.

Lebhafte Diskussion

Und schon sind die Zuhörer mittendrin in dem, was das Fichtelgebirge und seine Bewohner so besonders macht: Denn die Pausen von einem Kapitel zum anderen sind nicht etwa gefüllt mit Musik, wie man das bei anderen Lesungen kennt, nein, sie werden vom Publikum sofort zum Anlass genommen, die Erfahrungen der Autorin mit eigenen Erlebnissen zu verweben und ihm neue Facetten zu geben.

Eine Zuhörerin erinnerte daran, dass die geologische Besonderheit des Fichtelgebirges früher noch im Unterricht gelehrt wurde, während sie heute nur noch aus dem Fichtelgebirgslied bekannt ist. Eine andere berichtete, wie es für sie war, nach langen Jahren in der Großstadt wieder zurückzukehren und sich sofort eingebunden zu finden in ein großes Netzwerk aus Menschen, die was sie haben – sich selbst nämlich – gerne teilen.

Gier nach „größer, besser, schneller, mehr“

Doch neben den zahlreichen Beschreibungen der Kraftorte gibt es noch die eigentliche Geschichte. Die einer Frau, die zutiefst erschöpft ist, weil sie Jahre damit verbracht hat, sich selbst und ihre Arbeit zu optimieren, zu perfektionieren, um endlich das Gefühl zu haben, genug zu sein. Alexandra H. Meier erzählt, wie schwer der Prozess für sie selbst war, sich aus der aufoktroyierten Rolle der „eierlegenden Wollmilchsau“ herauszuschälen. Wie lange es gedauert hat, bis sie selbst endlich „Nein“ sagen konnte – und damit „Ja“ zu sich. Es erstaunt nicht, dass sie ihre Erschöpfung dabei mit nichts Geringerem als dem Planeten Erde vergleicht, die ähnlich ausgebeutet wird durch die Sucht nach ewigem Fortschritt, der Gier nach „größer, besser, schneller, mehr“. „Es war diese Trennung von der Natur, dieses ‚Macht euch die Erde untertan‘ – wir sehen, wohin das führt!“ Passend dazu liest sie die Beschreibung zum Herrgottstein in Hendelhammer – und zeigt damit, dass Gott selbst zufrieden war, mit dem, was er geleistet hatte und nichts mehr optimieren und perfektionieren wollte.

Sehnsucht nach einem Sich-selbst-genug-Sein

Das ist die Lehre, die die Romanheldin Sanne zieht. Und wieder kann man in der Diskussion fast körperlich spüren, dass alle Zuhörer sich nach diesem Sich-selbst-genug-Sein sehnen. Spürbar ist aber auch, dass die Autorin überzeugt ist, dass diese Besinnung auf sich selbst durch die einzigartige Natur des Fichtelgebirges erleichtert werden kann.

Wie im Roman ist am Schluss der Veranstaltung „alles mit allem verbunden“, wie Veranstalterin Kerstin ‚Olga‘ Hirschmann zusammenfasst – und damit genau die Worte ausspricht, die sie auch im Roman sagt. Zufall? „Synchronizität oder eben einfach nur Magie“, würde Alexandra H. Meier sagen.

Auf jeden Fall ist der Roman absolut lesenswert – nicht nur als Reiseführer zu unbekannten (Kraft-)Orten des Fichtelgebirges, sondern vor allem als einer zum wahren Ich. Wer auf der Reise zu sich selbst ist, dem ist, so schließt die Mitteilung, dieses Buch der perfekte Kompass. red

Alexandra H. Meier: „Ein Buch, ein Gebirge und der Fluss der Schöpfung“. 272 Seiten. Broschiert. 12,99 Euro. ISBN 9783755773832.

Mehr über die Autorin gibt es auf Facebook, Instagram oder auf ihrer Website unter „alexandresk“.