Hoher Schaden Wasserkatastrophe im Theater Hof

Auch das noch: Im Bühnenbereich löst jemand versehentlich die Sprinkleranlage aus. Der Schaden im für Millionen frisch sanierten Haus ist enorm, einstweilen fallen alle Vor­stellungen im Großen Haus aus. In der Region ist so ein teures Desaster nicht der erste Fall.

 
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Hof - Das Theater Hof wird vom Pech verfolgt. Erst Ärger mit der lange nicht spielbereiten Ausweichbühne „Schaustelle“, dann Corona, jetzt wirft ein enormer Wasserschaden das Haus in seinem Spielbetrieb erneut zurück. Wie das Theater mitteilt, wurde am Donnerstagmorgen die Bühne im frisch sanierten Großen Haus durch ein Versehen unter Wasser gesetzt. Die umfassende Sanierung für 23 Millionen Euro war noch nicht ganz abgeschlossen.

Elektrik zerstört

Mitarbeiter einer externen Firma, die derzeit im Haus beschäftigt sind, haben versehentlich die Sprinkleranlage ausgelöst. Das hatte bittere Folgen: Der Bühnenbereich und der Orchestergraben wurden geflutet. Das Wasser stand mehrere Zentimeter hoch auf den Portalbrücken, der Bühne und der Unterbühne. Dabei wurden auch die Elektrik, der Holzbühnenboden, die Drehscheibe und die Beleuchtungselektronik beschädigt. Die Feuerwehr musste das Wasser abpumpen, die Mitarbeitenden des Hauses waren über Stunden mit Wischen, Saugen und Trocknen beschäftigt. Auch Bühnenbild und Requisiten hat es erwischt, wobei dieses Problem die hauseigene Werkstatt lösen kann. Den Zuschauerraum hat es immerhin nicht getroffen.

Die Höhe des Schadens ist noch nicht absehbar. Der Spielbetrieb im Großen Haus muss jedoch bis mindestens Anfang März ausgesetzt werden. Intendant Reinhardt Friese hält das noch für eine optimistische Schätzung.

Intendant erschüttert

Friese zeigt sich erschüttert: „Das ist eine Katastrophe! Seit drei Jahren fühle ich mich wie ein Boxer, der einen Schlag nach dem anderen abwehren muss. Wir haben Corona die Stirn geboten. Wir haben die Verzögerungen und die Schwierigkeiten rund um die ,Schaustelle’ ausgehalten. Dieser erneute Rückschlag trifft uns schwer. Wir bitten unser Publikum, uns die Treue zu halten.“ Am Telefon ist Friese verhältnismäßig aufgeräumt, aber er ärgert sich. „Die Mitarbeiter im Haus waren die letzten zwei Jahre so tapfer. Das ist ein echter Nackenschlag“, sagt er. Nun müssen Gutachter sehen, was nicht mehr zu retten ist. Er geht davon aus, dass erst in zwei Wochen feststehen wird, wie groß der Schaden tatsächlich ist. Und ob man Handwerker so kurzfristig bekommt, sei die nächste Frage. Ganz davon abgesehen, was juristisch auf das Theater zukommen kann, wenn es darum geht, wer für den Schaden geradestehen muss. Dabei wird es wohl auch um Einnahmeausfälle gehen, wenn das Theater Vorstellungen absagen muss.

Schadenshöhe ungewiss

Auch im Hofer Rathaus ist man konsterniert. Oberbürgermeisterin Eva Döhla: „Das ist ein schwerer Schlag in die Magengrube des Theaterbetriebs. Wir hatten und haben ja schon zwei Ausnahmesituationen im Theater mit der Schaustelle zum einen und zum anderen mit der Pandemie. Kürzlich konnte dank der Lockerungen wieder mehr Publikum eingelassen werden. Und jetzt dieses Unglück.“

Mitfühlen mit den Hofer Kollegen kann man im Landestheater Coburg. Dort hat man fast dasselbe erlebt. Am 30. Oktober 2013 wurde dort bei Wartungsarbeiten ein Ventil einer Sprinkleranlage geöffnet: Schnürboden, Bühne, Hinterbühne und Orchestergraben standen unter Wasser. Alle Vorstellungen im historischen Gebäude am Coburger Schlossplatz flogen aus dem Programm. Zwar behob man die Wasserschäden, aber die Forderung nach einer Instandsetzung und Modernisierung des Hauses wurde vernehmbar lauter. Am Ende beschloss man, die Immobilie des Freistaats für über 100 Millionen komplett zu sanieren. Die Vorstellungen sollen für die Dauer der Arbeiten im Globe-Theater laufen, eine 30 Millionen Euro teure Ausweichspielstätte. Wann die Arbeiten am Landestheater beginnen, ist offen und damit auch die Frage, wann das Ensemble wieder in das 1840 eröffnete Drei-Sparten-Haus zurückkehren kann.

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