Bürgerversammlung Weißenstädter äußern ihren Unmut

Matthias Beck, zweiter Bürgermeister von Weißenstadt, stellte sich den kritischen Fragen und Meinungen der Bürger in Vertretung von Frank Dreyer, der die Versammlung eigentlich moderiert hätte. Foto: Sascha Fuchs

Es gab viel zu diskutieren bei der Bürgerversammlung. Vor allem zwei Themen liegen den Anwohnern am Herzen. Die Stadt musste viel Kritik einstecken.

 
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„Manches lässt sich nicht mehr heilen“ – diesen Satz predigte Matthias Beck bei der Bürgerversammlung in Weißenstadt mehrfach. Eine leichte Aufgabe hatte er an dem Abend im Stadtbadrestaurant sicherlich nicht. Als zweiter Bürgermeister der Stadt musste er den ersten Bürgermeister Frank Dreyer vertreten. Dieser fiel gesundheitsbedingt aus. Dabei gab es mehr als nur ein kontroverses (und wohl auch nur bedingt heilbares) Thema zu besprechen, bei dem die Stadt Fehler gemacht hat – Fehler, die Beck eingestand und um die sich die Stadt bemühen will, sie in Zukunft nicht mehr zu machen.

Er musste sich an diesem Abend vielen kritischen Fragen stellen und mindestens genau so viele Kommentare der Bürger hinnehmen. Für die Art und Weise, wie er die Situation händelte, bekam er am Ende auch Lob zugesprochen. Dennoch waren die Weißenstädter verärgert darüber, dass Beck und nicht Dreyer moderierte. „Man hätte die Versammlung verschieben müssen, bis der erste Bürgermeister wieder gesund ist“, hieß es beispielsweise. Beck versicherte, dass eine Verschiebung schlicht nicht möglich gewesen wäre.

Was ist passiert?

Doch von vorne: Was ist überhaupt passiert, dass die Weißenstädter so aufbringt? Ganz grob herunterbrechen lässt sich das wohl auf den Vorwurf der mangelnden Kommunikation zwischen der Stadt und den Bürgern. Im Detail geht es vor allem um zwei Angelegenheiten: Die Zone-30-Regelung in der Badsiedlung und die Durchfahrtsregelung auf dem Campingplatz.

Als das 30er-Thema zur Sprache kam, sah sich Matthias Beck schnell mit Kritik konfrontiert. Dazu sei gesagt: Die Stadt führte eine Umfrage unter der Anwohnern in der Badsiedlung durch, bevor man im Stadtrat eine Entscheidung traf, ob es nun eine Tempo-30- oder eine Zone-30-Regelung geben wird. Die Umfrage ergab, dass mehr Bürger für Tempo 30 sind, also Straßen mit einer Vorfahrtsregelung. Die Stadt entschied sich letztendlich für die Zone 30 – in der Badsiedlung gilt also überall rechts vor links. Die Anwohner fühlen sich übergangen und machten sich ihrem Unmut Luft: „Warum werden wir überhaupt befragt, wenn sich am Ende sowieso anders entschieden wird?“; „Man hat uns die Umfrage einfach vor die Nase gesetzt, ohne uns richtig aufzuklären, was die Optionen überhaupt bedeuten.“; „Gegen die Geschwindigkeitsbegrenzung sagt ja niemand etwas, aber die Zone 30 macht nur Probleme.“

Matthias Beck betonte, dass die Temporegelung in der Badsiedlung in der kommenden Stadtratssitzung angesprochen werde. Er machte im gleichen Atemzug aber auch ausdrücklich keine Versprechungen, dass sich an der Zone 30 etwas ändern werde.

Die Durchfahrt auf dem Campingplatz

Die noch größere Kontroverse dreht sich um die Durchfahrt durch den Weißenstädter Campingplatz. Über die Köpfe der Anwohner hinweg – so die Vorwürfe – wolle man die Durchfahrtsmöglichkeit mit Pollern oder Schranken versperren. Der Grundgedanke der Stadt: Man wollte damit die Sicherheit der Camper erhöhen. „Es war nie unser Ziel, unsere Weißenstädter Bürger mit dieser Absperrung zu bestrafen“, ergänzte Beck. Vor allem auf dieses Thema bezog sich seine Aussage, dass sich manches nicht mehr heilen lasse. Ein versprochenes Gespräch zwischen Frank Dreyer und den Anwohnern vor der Abstimmung dazu habe nie stattgefunden, was Beck sehr bedauere und was so nicht hätte passieren dürfen: „Es gab viel böses Blut. Aber wir müssen in die Zukunft blicken.“ Viele der anwesenden Bürger äußerten ihre Sicht der Dinge, es war sehr deutlich spürbar, dass ihnen sehr viel an ihrer Heimat liegt und sie sich aktiv in deren Gestaltung einbringen wollen.

Am 11. Mai um 19.30 Uhr ist laut dem zweiten Bürgermeister ein erneutes Treffen auf dem Campingplatz geplant, zu dem alle Bürger eingeladen sind. Dabei soll es rein um die Durchfahrtsregelung gehen – bei der Bürgerversammlung hätte das Thema sonst den Rahmen schlichtweg gesprengt.

Diplomatische Worte fand Matthias Beck zu den zahlreichen unterschiedlichen Meinungen: „Es freut uns immer, wenn sich unsere Bürger so engagiert zeigen. Um genau solche Themen auszudiskutieren, sie von allen Seiten zu betrachten und Ideen einzubringen, gibt es solche Bürgerversammlungen schließlich. Dazu gehört auch, sich Kritik zu stellen.“

Weitere Berichte über die Bürgerversammlung in Weißenstadt gibt es in den kommenden Tagen.

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