Der VGH hatte der Mutter abgenommen, dass sie von dem Treiben ihres Sohnes im „Freien Netz Süd“ nichts Konkretes gewusst habe. Sie gab ihrem Anwalt zufolge an, politisch wenig interessiert zu sein und ohnehin großteils in Italien zu leben. An diese Feststellungen der Vorinstanz sah sich das Bundesverwaltungsgericht als Revisionsinstanz gebunden. „Das heutige Urteil hat leider eine Hintertür im Vereinsgesetz geöffnet, mit der Extremisten und ihre Unterstützer sich der Einziehung ihres Vermögens im Rahmen eines Vereinsverbots entziehen können“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) nach der Entscheidung. Das Gericht sei davon ausgegangen, dass die Mutter nicht nur von den verfassungsfeindlichen Bestrebungen, sondern auch von Vereinsstrukturen konkrete Kenntnis hätte haben müssen, um eine Beschlagnahmung zu rechtfertigen.
„Ich fordere daher den Bund auf, diese Lücke im Vereinsgesetz rasch zu schließen“, betonte Herrmann. „Wir dürfen nicht zulassen, dass Extremisten und deren Strohmänner den Behörden und Gerichten auf der Nase herumtanzen.“ Herrmann kündigte an, umgehend an das Bundesinnenministerium heranzutreten, um eine rasche Gesetzesänderung anzustoßen.
Der Hofer Landrat Oliver Bär (CSU) teilte mit: „Die Entscheidung des höchsten deutschen Verwaltungsgerichts ist zu respektieren.“ Er sei jedoch dankbar, dass der Freistaat Bayern mit dem Verbot des „Freien Netzes Süd“ ein starkes Signal gesetzt habe. „Der Freistaat wird bei erkennbaren extremistischen und demokratiefeindlichen Umtrieben nicht tatenlos zusehen.“
„Das ist nicht das Urteil, das ich mir gewünscht habe“, sagt der Regnitzlosauer Bürgermeister Jürgen Schnabel (Freie Wähler). Er war am Morgen nach Leipzig gefahren, um die Verhandlung zu verfolgen. Zwar bestehe nun Klarheit über die Eigentumsverhältnisse, doch habe er darauf gehofft, dass die Enteignung von Oberprex 47 rechtmäßig vonstatten gegangen ist. „Was nun passiert, wissen wir alle nicht“, sagt Schnabel. Die Frage sei nun, was die Eigentümerin selbst mit dem Gebäude und dem Grundstück vorhat, was auch damit zusammenhänge, in welchem Zustand sich das Anwesen nach nun neun Jahren Leerstand befindet. Das sei reine Mutmaßung, so Schnabel. Sicher sei aber: „Wir werden uns sicher auch in Zukunft mit dieser Sache auseinandersetzen müssen.“