Opposition sieht "finanzpolitische Sackgasse"
Mit der negativen Steuerschätzung seien die "wenigen guten Vorhaben" der schwarz-roten Koalition Makulatur, befürchtet Linken-Politiker Dietmar Bartsch. Die Koalition müsse noch vor der Sommerpause ein "Maßnahmenpaket für neues Wachstum und eine grundlegende Reform der Schuldenbremse in den Bundestag einbringen", so Bartsch.
Grünen-Haushälter Sebastian Schäfer erklärte ebenfalls, die Koalition drohe "mit ihrer Koalitionsvertrags-Wunschliste an Ausgabenprojekten schnell in eine finanzpolitische Sackgasse zu geraten". Die Luft im Bundeshaushalt werde immer dünner, Schwarz-Rot müsse jetzt Prioritäten setzen und Mittel dorthin lenken, wo sie wirtschaftlich und sozial am meisten bewirken.
Bei den Verteidigungsausgaben ist ein deutlicher Aufwuchs zu erwarten - dafür sorgt die Lockerung der Schuldenbremse. Damit kann der Bund für die Bundeswehr und andere verteidigungspolitische Zwecke quasi unbegrenzt Kredite aufnehmen. Auch für Infrastruktur-Investitionen, also für Straßen, Schienen, Kitas, Energienetze, Internet und Wohnraum, stehen schuldenfinanziert Milliarden zur Verfügung. Doch das Sondervermögen darf nur für zusätzliche Ausgaben genutzt werden, also nur, wenn auch im Kernhaushalt beträchtliche Investitionen eingeplant sind.
"Die Steuerschätzung verdeutlicht einmal mehr, dass wir unser Land mit massiven Zukunftsinvestitionen wieder in Schwung bringen müssen", betonte die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Wiebke Esdar. Mit dem Sondervermögen für Infrastruktur habe man die Voraussetzungen dafür geschaffen.
Wie die Steuerschätzer arbeiten
Der Arbeitskreis Steuerschätzung kommt zweimal im Jahr zusammen, im Frühjahr und Herbst. In dem Gremium sitzen Experten der Bundesregierung, der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, des Statistischen Bundesamts, der Bundesbank, des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland sowie Vertreter der Länderfinanzministerien und der Kommunen.