Bundestagswahl im Landkreis Tirschenreuth CSU muss kräftig Federn lassen

Richard Ryba

Die Christsozialen im Landkreis Tirschenreuth verlieren 9,5 Prozent bei den Zweitstimmen. Als Direktkandidat setzt sich im Wahlkreis erneut Albert Rupprecht durch – trotz starker Verluste auch bei den Erststimmen.

 
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Tirschenreuth/Waldershof - Albert Rupprecht zieht nach 2005, 2009, 2013 und 2017 zum fünften Mal für die CSU als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Weiden, zu dem der Landkreis Tirschenreuth gehört, in den Bundestag ein. Allerdings ist die Freude etwas getrübt. Denn im Sog der bundesweiten Unions-Verluste büßen die Christsozialen auch in der nördlichen Oberpfalz ein. Das spürt Rupprecht bei seinem Erststimmen-Ergebnis: Im Landkreis Tirschenreuth kommt er auf 42,2 Prozent, das sind 9,5 Prozent weniger als vor vier Jahren. Ähnlich schlecht sieht das Ergebnis für die Christsozialen bei den Zweitstimmen aus: Sie landen hier bei „nur“ 37 Prozent, verlieren im Vergleich zu 2017 ebenfalls 9,5 Prozent – bleiben aber immerhin mit Abstand die stärkste politische Kraft.

Der SPD-Kandidat Uli Grötsch kann vom bundesweiten Scholz-Boom nur bedingt profitieren. Im Vergleich zu 2017 legt er im Landkreis Tirschenreuth bei den Erststimmen um einen Punkt zu und kommt auf 19,8 Prozent. Bei den Zweitstimmen kann die SPD etwas stärker zulegen, und zwar um 3,3 Punkte auf 21 Prozent. Grötsch, Generalsekretär der SPD in Bayern, kommt aber sicher über die Landesliste in den den Bundestag, dem er seit 2013 angehört.

Leichtes Minus für die AfD

Ein enges Rennen um Platz drei haben sich die AfD und die Freien Wähler geliefert. Die AfD hatte mit dem Weidener Unternehmer Manfred Schiller erstmals einen Direktkandidaten im Wahlkreis Weiden aufgestellt. Er holte sich im Landkreis Tirschenreuth 9,8 Prozent der Erststimmen. Bei den Zweitstimmen entfielen 10,9 Prozent auf die AfD – was im Vergleich zu 2017 ein leichtes Minus von 1,4 Punkten bedeutet. Für die Freien Wähler holte der IT-System-Elektroniker Tobias Groß aus Theisseil 8,1 Prozent der Erststimmen – 2,2 Punkte mehr als 2017 der damalige Kandidat Karl Meier. Bei den Zweitstimmen packten die Freien Wähler im Kreis Tirschenreuth kräftig drauf: Sie legten im Vergleich zur Bundestagswahl von 2017 um 6,7 Punkte auf jetzt immerhin elf Prozent zu.

FDP auf Grünen-Niveau

Die Grünen-Kandidatin, Intensivkrankenschwester Anneliese Droste aus Windischeschenbach, konnte die Zahl der Erststimmen um 1,5 Punkte auf 4,8 Prozent steigern. Bei den Zweitstimmen legten die Grünen um 1,6 auf 6,2 Prozent zu. In etwa auf Grünen-Niveau – was den Stimmenanteil anbelangt – bewegt sich im Stiftland und im Kemnather Land die FDP. Bei den Erststimmen holte die Weidener Ärztin Silke Klotz 4,1 Prozent, bei den Zweitstimmen gab es 6,7 Prozent. Damit blieben die Liberalen im Vergleich zur Wahl im Jahr 2017 nahezu unverändert.

Der parteifreie Einzelbewerber Konrad Dippel aus Trabitz bei Pressath hat im Landkreis Tirschenreuth erneut ein respektables Ergebnis bei den Erststimmen eingefahren. Nach 8,4 Prozent im Jahr 2017 sammelte er diesmal immerhin 6,5 Prozent.

Dazugewonnen und dazugelernt

CSU-Kreisvorsitzender Tobias Reiß verwies gestern in einer ersten Reaktion auf das immer noch beste Resultat von 42,2 Prozent Erststimmen von Albert Rupprecht im gesamten Wahlkreis. „Seine Arbeit wird honoriert.“ Dennoch könne man mit 33 Prozent für die CSU in Bayern natürlich nicht zufrieden sein. „Da gibt es viel zu analysieren“, sagte der Landtagsabgeordnete.

„Es war richtig, bundesweit anzutreten“, meint der Kreisvorsitzende der Freien Wähler, Bernhard Schmidt, mit Blick auf elf Prozent Zweit- und 8 Prozent Erststimmen im Landkreis. „Wir haben was dazugewonnen und dazugelernt.“ Entspannung herrscht auch bei Brigitte Scharf. Die Kreischefin der SPD ist „froh, dass wir noch aufgeholt und so schön abgeschnitten haben“. In den Ortsvereinen sei wieder eine Aufbruchsstimmung spürbar.

„Der Einsatz in den vergangenen Wochen hat sich gelohnt“, meint Grünen-Sprecherin Monika Schneider aus Pechbrunn. „Ich freue mich über das Ergebnis. Es zeigt, dass grüne Politik auch in der Nordoberpfalz wirkt.“


Schnellstarter

Wer zählt am schnellsten  im Landkreis Tirschenreuth? Zunächst sah  es am Sonntagabend so aus,  als hätten die Pechbrunner im  Wahlbezirk Schützenhaus die Nase vorn. Um 18.24 Uhr meldeten sie  ihr Ergebnis, knapp gefolgt vom Wahlbezirk Waldershof 5, der  seine Zahlen um 18.27 Uhr übermittelte. Allerdings: Das Schützenhaus Pechbrunn meldete um 18.34 Uhr noch einmal nach – also  waren die Waldershofer doch die schnellsten Starter, knapp gefolgt von zwei Wahllokalen der Gemeinde Pullenreuth: Hier lieferten der Stimmbezirk 2, das Dorfhaus Lochau, und der Stimmbezirk 3, das Haus der Vereine Trevesen, um 18.30 Uhr ihre Ergebnisse. Das komplette Ergebnis inklusive Briefwahl hatte  im Landkreis Tirschenreuth die Gemeinde Friedenfels am schnellsten, nämlich  bereits um   19.03 Uhr. Die Waldershofer Schnellstarter brauchten immerhin bis 20.15 Uhr, bis sie das Endergebnis aus der Kösseinestadt übermittelten. Schlusslicht war  Wiesau: Erst um 21.37 Uhr  war hier komplett ausgezählt. „Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit“, kommentierte der Wiesauer Wahlleiter Thomas Weiß gegenüber der Frankenpost.

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