Im März 2021 machte der Bund einen Rückzieher und schloss Haenel wegen einer Patentrechtsverletzung vom Sturmgewehr-Großauftrag aus. Gegen diese Entscheidung des Bundeswehr-Beschaffungsamtes ging Haenel rechtlich vor, scheiterte hierbei aber vor der Vergabekammer des Bundeskartellamts. Danach zogen die Thüringer vor das OLG Düsseldorf.
Bei dem Streit ging es im Kern um die Frage, ob Haenel bei seiner Waffe gegen ein Patent von Heckler & Koch verstoßen hat. Dies betrifft winzige Löcher, die den schnellen Abfluss von Flüssigkeiten und Gasen ermöglichen sollen. Das ist wichtig, wenn Soldaten zum Beispiel durch einen Fluss waten und schnell schussbereit sein müssen, obwohl die Gewehre unter Wasser waren. "Over the Beach" nennt sich das im Branchensprech. Haenel bezweifelte, dass das Patent rechtens ist - nach Darstellung der Firma war es vielmehr ein weit verbreiteter Industriestandard, der gar nicht patentierbar sei.
Konkurrent ist enttäuscht
Wäre das Patent ungültig, so könnte es gar nicht verletzt worden sein - so die Argumentationslinie von Haenel. Vor dem Bundespatentgericht reichte die Firma eine sogenannte Nichtigkeitsklage ein, um das H&K-Patent zu kippen. Auf ein Münchner Urteil warten, wollten die Düsseldorfer Richterinnen aber nicht. Der Ausgang des Münchner Patentverfahrens sei "vollkommen offen", heißt es in der Begründung des Düsseldorfer Beschlusses vom Mittwoch. "Dies ging zu Lasten der Antragstellerin, die eine überwiegende Wahrscheinlichkeit der Vernichtung des Patents hätte belegen müssen."
Für die Thüringer Waffenschmiede ist die Gerichtsentscheidung ein herber Dämpfer. "Wir sind enttäuscht und haben etwas anderes erwartet", sagte ein Haenel-Sprecher am Mittwoch. Man werde sich die schriftliche Begründung nun im Detail anschauen.
Heckler & Koch wies darauf hin, dass das angebotene Gewehrmodell in unterschiedlichen Versionen bereits im Militär von anderen Staaten im Einsatz sei, etwa in Frankreich, Norwegen und bei den US-Marines. "Die Soldatinnen und Soldaten werden künftig mit einem der besten Sturmgewehre weltweit ausgerüstet sein."