PFAS und TFA Trinkwasser in Europa zunehmend mit Ewigkeits-Chemikalie verunreinigt

Michael Bosch/Markus Brauer/AFP

Trinkwasser ist in vielen europäischen Ländern einer Studie zufolge mit der Chemikalie TFA verunreinigt. Nach derzeitigem Kenntnisstand scheinen die festgestellten Werte aber „innerhalb der Sicherheitsgrenzen zu liegen“.

 
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Ist der Verzehr von Leitungswasser unbedenklich? Foto: IMAGO/MiS/IMAGO/Bernd Feil / M.i.S.

Trinkwasser ist in vielen europäischen Ländern einer Studie zufolge mit der Chemikalie TFA (Trifluoressigsäure) verunreinigt. Nach derzeitigem Kenntnisstand scheinen die festgestellten Werte aber „innerhalb der Sicherheitsgrenzen zu liegen“, schreiben die Autoren der unlängst veröffentlichten Studie, an der unter anderem die österreichische Organisation Global 2000 beteiligt war. Leitungswasser könne bedenkenlos getrunken werden. Es müsse aber jetzt gehandelt werden, damit das Wasser auch in zehn bis 20 Jahren noch trinkbar sei.

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Was ist PFAS?

Die Verbindung gehört zu den sogenannten Ewigkeits-Chemikalien. Die PFAS, Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, sind eine große Gruppe von synthetisch hergestellten Molekülen. Wegen ihrer Hitzebeständigkeit und Undurchlässigkeit kommen sie bereits seit den 1940er Jahren zum Einsatz, etwa in wasserfesten Textilien, Anti-Haft-Beschichtungen, Waschmitteln und Kosmetika.

Das Problem: Laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wurden einige PFAS mit verschiedenen Erkrankungen in Verbindung gebracht, etwa des Hormonsystems, der Schilddrüse und Leber sowie einer verringerten Impfwirkung bei Kindern. Außerdem sollen einige Ewigkeits-Chemikalien hormonelle Veränderungen bewirken und das Krebsrisiko erhöhen. Die EU-Kommission will die PFAS-Stoffgruppe deshalb eigentlich verbieten. Das Problem: Einige Industrien haben keine Alternativen zu den Stoffen.

TFA und PFAS: Wo ist das Wasser besonders verunreinigt?

TFA wurde der akutellen Studie zufolge in 34 von 36 europäischen Leitungswasserproben (94 Prozent) aus elf EU-Ländern und in zwölf von 19 abgefüllten Mineral- und Quellwässern (63 Prozent) nachgewiesen. Die höchste Belastung ließ sich in Oberösterreich und Paris nachweisen.

Von den in Deutschland genommenen Proben waren die in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen am stärksten belastet. Zwei Proben, die kein TFA enthielten, kamen aus Hamburg und Niedersachsen.

Die Autoren der Studie fordern eine Überarbeitung der EU-Wassergesetzgebung. Obwohl TFA weit verbreitet sei, gebe es in der EU keinen gesetzlichen Grenzwert. Daher sei TFA aus rechtlicher Sicht eine „unsichtbare“ Chemikalie. Die Belastung des Trinkwassers mit TFA steige dabei jeden Tag weiter an.    

TFA gelange hauptsächlich über PFAS-Pestizide ins Wasser. Nötig sei daher ein sofortiges Verbot dieser Art von Insektengiften. „Ins Auge fällt besonders, dass die höchsten Belastungen bei diesem Stichprobentest genau in den (österreichischen) Bundesländern gefunden wurden, wo die meisten landwirtschaftlich genutzten Flächen liegen“, sagte Helmut Burtscher-Schaden von Global 2000.

An der Studie waren außerdem das in Brüssel ansässige Pesticide Action Network Europe (PAN Europe) und die französische Organisation Générations Futures beteiligt. 

Warum sind PFAS und TFA gefährlich?

Wegen ihrer in der Industrie geschätzten Eigenschaften sind TFA und PFAS gleichzeitig praktisch unzerstörbar und reichern sich in der Natur und im menschlichen Körper an.

  • Trifluoressigsäure: TFA wird etwa in der Biotechnologie als Lösungsmittel für Proteine verwendet. Als Abbauprodukt vielfältiger Produkte in die Umwelt – etwa durch atmosphärischen Eintrag fluorhaltiger Kälte- und Narkosemittel sowie industrieller Abwasser und Klärwasser – gelangt es in die Umwelt, wo es sich anreichert.
  • TFA – so sieht der Sotff aus: TFA ist eine farblose Flüssigkeit, die stechend nach Essig riecht. Sie ist gesundheitsschädlich beim Einatmen, verursacht schwere Verätzungen und ist auch in Verdünnung extrem schädlich für Wasserorganismen.
  • Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen: Das Ausmaß der Verunreinigung von Flüssen, Seen und dem Grundwasser durch PFAS erfordere ein „entschlossenes Handeln“, heißt es in dem Bericht weiter. PFAS-Pestizide müssten verboten werden, zudem sei ein Umdenken bezüglich der Gefahren einzelner Chemikalien wie TFA notwendig.
  • PFAS werden dem Umweltbundesamt zufolge aufgrund ihrer wasser- und fettabweisenden Eigenschaften sowie ihrer Stabilität und Langlebigkeit vielfach in der Industrie und in Haushalten eingesetzt. Viele dieser Chemikalien seien toxisch und würden sich über die Nahrungskette anreichern. „Alle PFAS sind, wenn sie einmal in die Umwelt ausgebracht wurden, kaum oder nur mehr sehr schwer wieder entfernbar, schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Homepage.

Zu den PFAS zählen geschätzt über 10 000 einzelne Substanzen, die in Alltags- und industriellen Produkten verarbeitet sind. In der Industrie werden sie etwa in Dichtungen, Isolierungen oder Kabeln eingesetzt. Auch Lithium-Ionen-Batterien sind auf PFAS angewiesen. Und: Teflon-Pfannen und Outdoor-Kleidung.

Die korrekte chemische Bezeichnung für den Markennamen Teflon ist PTFE – Polytetrafluorethylen. Dabei handelt es sich um eine Chemikalie aus der Stoffgruppe der PFAS, die in unzähligen Alltagsprodukten enthalten sind, wie beispielsweise:

  • regenfeste Kleidung
  • Kosmetika
  • Backpapier
  • Kaffeebecher
  • Pfannen
  • Outdoorkleidung
  • Kletterseile

Wären diese industriell hergestellten Stoffen aufgrund ihrer Eigenschaften nicht so giftig, wären sie einfach nur genial: Durch PFAS klebt nichts aneinander, alles perlt ab und ist leicht zu reinigen. Ein Traum für jede Hausfrau und jeden Hausmann – und ein Albtraum für die Umwelt.