Combat 18 Größter Schlag gegen rechte Szene seit Jahren

und Katja Bauer

Sie übten in Tschechien mit scharfen Waffen, ihre Truppe wurde vor zwei Jahren verboten: Doch die Aktivisten von Combat 18 versuchen sich neu zu formieren. Die Gruppierung stand bei bundesweiten Razzien gegen die rechte Szene mit im Fokus.

 
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Mehr als 800 Polizisten sind am Mittwoch mit bundesweiten Razzien gegen mehrere rechtsextremistische Gruppierungen vorgegangen. Vier mutmaßliche Führungsmitglieder einer Kampfsportgruppe im thüringischen Eisenach wurden festgenommen, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Die Durchsuchungen in elf Bundesländern richteten sich gegen insgesamt 50 Beschuldigte.

Bei dem größten Schlag gegen die rechte Szene seit Jahren lag der Schwerpunkt im benachbarten Thüringen, in den Fokus der Ermittler rückte aber auch die Neonazi-Vereinigung Combat 18 und einer ihrer mutmaßlichen Rädelsführer Stanley R., der schon in Oberfranken vor Gericht stand. Hintergrund damals war ein Schießtraining mit scharfen Waffen in Tschechien, in der Nähe von Eger (Cheb), im Jahr 2017. Bei Schirnding im Landkreis Wunsiedel wurden R. und elf Begleiter von der Sondereinheit GSG 9 der Bundespolizei 2017 bei der Rückreise aus Tschechien gestoppt und kontrolliert. Dabei fanden die Beamten Munition. R. wurde deshalb in Hof zu einer Geldstrafe und einer seiner Begleiter zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt, weil sie die Munition über die Grenze gebracht und somit gegen das Waffengesetz verstoßen hatten.

Das Schießtraining mit scharfen Waffen zeigte, dass Combat 18 gefährlich ist. Eine Einschätzung, die auch der frühere Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) teilt. Vor zwei Jahren verbot er die Terrorgruppe, deren Zahlencode 18 für die Anfangsbuchstaben von Adolf Hitler steht. Das Verbot hindert die Truppe offensichtlich nicht dran, weiterzumachen: Nach Angaben der Behörden hat es mittlerweile mehrere Zusammenkünfte gegeben, bei denen eine Art Aufnahmeprüfung abgehalten wurde. In ganz Deutschland wird aktuell gegen 21 Beschuldigte ermittelt.

Möglicherweise werden noch weitere Bezüge nach Bayern sichtbar. Dafür spricht die Einschätzung des Thüringer Verfassungsschutzpräsidenten Stephan Kramer, dass es Verbindungen zwischen „Combat 18“ und der rechtsextremen Terrorzelle „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) gebe. „Wir arbeiten auch an älteren Verbindungen, die hier existieren“ sagte Kramer am Mittwoch der dpa. Ziel sei es, Netzwerke aufzudecken und zu zerschlagen. Der NSU war über Jahre mordend durch Deutschland gezogen. Seine Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin.

Bei den bundesweiten Razzien am Mittwoch wurden vier Männer festgenommen – sie alle sollen Führungsmitglieder der Kampfsportgruppe „Knockout 51“ sein. Drei von ihnen wurden in Eisenach, ein vierter bei Fulda festgenommen. Die Gruppe gehört zu einem Netzwerk gewaltbereiter Gruppierungen, die schon seit Jahren auf dem Radar der Behörden sind: Konkret richten sich die seit 2019 laufenden Ermittlungen gegen mutmaßliche Mitglieder der „Atomwaffen Division Deutschland“ (AWDD) – einem Ableger einer US-Neonazitruppe – sowie der Chatgruppe „Sonderkommando 1418“ und eben gegen Combat 18, wie die Bundesanwaltschaft mitteilte. Den vier Männern wird Mitgliedschaft in einer rechtsextremistischen kriminellen Vereinigung vorgeworfen, außerdem wird wegen Körperverletzungsdelikten und tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte ermittelt. Einer der Hauptverdächtigen ist der Eisenacher Leon R., mutmaßlicher Gründer und Rädelsführer der Thüringer Kampfsportgruppe. In Eisenach versuchten Mitglieder der Gruppe, einen „Nazi-Kiez“ zu schaffen, und sich als Ordnungsmacht zu etablieren.

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