Aus Sicht des NRW-Medienministers Nathanael Liminski (CDU) ist die Kürzung "ein herber Rückschlag für den Gamesstandort Deutschland". "Unsere Entwickler und Produzenten brauchen Planungssicherheit, um wettbewerbsfähig zu bleiben." Unter den aktuellen Bedingungen werde Deutschland nicht mit anderen Staaten wie Kanada oder Frankreich mithalten können. "Die Bundesregierung soll aufhören, große Worte zu schwingen und anfangen, den Gamesunternehmen in Deutschland eine Perspektive aufzuzeigen", sagte der Landespolitiker, dessen Partei im Bundestag auf der Oppositionsbank sitzt.
Laut Branchenvertreter Falk ist klar, dass anderthalb Jahre lang keine neuen Förderanträge mehr bewilligt werden. Denn die knapp 50 Millionen Euro seien im kommenden Jahr nur dafür vorgesehen, Ansprüchen aus alten Anträgen nachzukommen - Spieleentwickler bekommen das Fördergeld scheibchenweise, also Jahr für Jahr.
"Wollen wir in Deutschland wirklich zur Weltspitze aufschließen oder genügen wir uns mit den hinteren Rängen? Diese Frage gilt es zu beantworten", sagte Falk und verwies auf eine doch eigentlich "tolle Bewegung" der Branche, die in den vergangenen Jahren vorangekommen und auf einem international wettbewerbsfähigen Niveau angelangt sei.
Wachstumsbranche mit 12.000 Beschäftigten
Zahlen belegen den Aufschwung: Seit 2020 schnellte die Zahl der Games-Unternehmen in Deutschland um 46 Prozent auf 908 in die Höhe. Darunter sind größere Firmen wie Ubisoft, Innogames, Wooga und Gameforge, aber auch viele kleine Entwickler. Rund 12.000 Beschäftigte hat die deutsche Games-Branche nach Verbandsangaben inzwischen, ein Fünftel mehr als 2020.
Nach Ansicht von Branchenvertreter Falk ist die Arbeit attraktiver geworden. Es gebe junge Leute, die Geschichten erzählen wollten und dies nicht mit Büchern oder Filmen tun wollten, sondern mit Spielen. "Die Leute haben sich entschieden, es interaktiv zu erzählen, es sozial zu erzählen und es im Miteinander zu erzählen", sagte der Verbandsgeschäftführer. "Das ist die große Stärke von Spielen."
Habeck bei der Gamescom
Bei der am 23. August startenden weltgrößten Computerspiel-Messe Gamescom präsentieren sich 1220 Aussteller, grob gesagt 300.000 Menschen dürften kommen. Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck ist angemeldet. Darf die Branche darauf hoffen, dass der Grüne sich vielleicht doch noch für eine Erhöhung der Förderung einsetzt? Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wollte diese Hoffnung am Dienstag nicht nähren. Die 70 Millionen Euro seien in diesem Jahr "eine einmalige und deutliche Erhöhung" gewesen. Die nun vorgeschlagenen 48,7 Millionen Euro für 2024 lägen "in etwa auf dem Niveau des Jahres 2022" - damals waren es 50 Millionen gewesen.
Tatsächlich war es erst durch das Votum eines Bundestagsausschusses zu besagten 70 Millionen Euro gekommen - theoretisch ist es also noch möglich, dass die jetzt von der Bundesregierung vorgeschlagenen 48,7 Millionen Euro im parlamentarischen Verfahren noch steigen. Auf dieses Verfahren verwies auch Branchenvertreter Falk. Minister Habeck werde "sicherlich keine Geldkoffer mitbringen", sagte er und betont, dass neben den direkten Finanzspritzen auch eine steuerliche Erleichterung ratsam wäre - Entwicklungskosten sollten steuerlich anrechenbar werden, wodurch Investitionen angekurbelt würden.