Milliardengeschäft Games
Bei der Gamescom sind vor allem junge Leute zu sehen. Geradezu nostalgisch wird es beim Stand von "Civilization", einem Strategiespiel des Studios Firaxis. Es ist schon die siebte Ausgabe des Klassikers, die bald neu herauskommt. Die erste Ausgabe von Civilization ist von 1991.
Computer- und Videospiele sind ein Milliardengeschäft: Im vergangenen Jahr gaben die Menschen in Deutschland knapp zehn Milliarden Euro für Spiele, Hardware und Online-Dienste aus. Im ersten Halbjahr dieses Jahres schwächte sich das Geschäft, das in den Corona-Jahren einen starken Wachstumsschub bekommen hatte, ab. Insgesamt belasten gestiegene Kosten und eine schwächere Nachfrage die Branche, was Investoren verschreckt hat.
Die Gamescom ist ein internationaler Treff, deutsche Entwickler spielen nur eine Nebenrolle - nur etwa fünf Prozent des Geldes, das in Deutschland für Games ausgegeben wird, entfallen auf Spiele, die dort entwickelt wurden. Der Branchenverband Game, der die Gamescom zusammen mit der Koelnmesse ausrichtet, fordert mehr staatliche Unterstützung.
In Deutschland arbeiten rund 12.400 Menschen in der Spielebranche bei circa 950 zumeist kleinen Unternehmen. Zu den inländischen Firmen gehören etwa Deck 13 aus Frankfurt, das rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat, Rockfish Games aus Hamburg (35 Mitarbeitende) und Envision Entertainment aus Ingelheim (Rheinland-Pfalz, 18 Mitarbeiter).
Verband sieht wachsendes Interesse
Nach Einschätzung des Game-Vorstandsvorsitzenden Lars Janssen hat die Branche eine gute Perspektive. Das Interesse an Games steige, sagt der Verbandsvertreter. Nicht nur junge Menschen spielten an Konsole, Computer oder Smartphone. "Es gibt immer mehr Menschen, die auch in den 50ern oder 60ern noch spielen oder sogar damit anfangen." Die Spiele der Branche seien so vielfältig, dass völlig unterschiedliche Interessen bedient werden könnten.
Förderpolitik des Bundes in der Kritik
Janssen ist auch Chef des Studios Deck 13, das Actionspiele wie "The Surge" und "Atlas Fallen" herausgebracht hat. Vor einiger Zeit bekam das Unternehmen die Zusage des Bundeswirtschaftsministeriums, der zufolge es für die Entwicklung eines neuen Actionspiels knapp fünf Millionen Euro Fördergeld erhält. Die Auszahlung erfolgt schrittweise über mehrere Jahre, das Spiel - Projektname Foxtrott - soll 2027 auf den Markt kommen. Die Firma hatte gewissermaßen Glück gehabt, denn seit März 2023 gilt ein Förderantragsstopp beim Bundeswirtschaftsministeriums - neue Anträge können vermutlich erst Anfang 2025 wieder eingereicht werden.
Diese Durststrecke ist für den Branchenverband Game ein Ärgernis. "Das ist wirklich ein Standortnachteil für viele Unternehmen hier in Deutschland", sagt Verbandsvertreter Janssen und mahnt eine verlässliche und kontinuierliche Förderpolitik an. Auch Vertreter der Bundesländer - etwa Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) sehen das Berliner Vorgehen sehr kritisch. Für Mittwochabend wurde Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erwartet, in dessen Ressort die Gamesförderung angesiedelt ist.