Corona erreicht die Seniorenheime im Landkreis Wunsiedel 120 Corona-Fälle in Seniorenheimen

Die Grafik des Robert-Koch-Instituts für den Landkreis Wunsiedel zeigt, wie heftig die zweite Corona-Welle ist Foto:  

Die Pandemie nimmt einfach kein Ende. Die Fallzahlen steigen weiter, aber das Rote Kreuz kann momentan nicht impfen, da kein Vakzin vorhanden ist.

 
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Wunsiedel - Jetzt ist genau der Fall eingetreten, der unbedingt verhindert hätte werden sollen: Corona ist mit Macht in den Senioren- und Pflegeheimen angekommen. Wie Landratsamts-Sprecherin Anke Rieß-Fähnrich auf Nachfrage der Frankenpost mitteilte, haben sich seit Weihnachten in den Heimen im Landkreis Wunsiedel rund 120 Menschen mit Corona infiziert. Darunter befinden sich nicht nur Bewohner, sondern auch mehrere Mitarbeiter.

Derzeit gibt es positive Fälle im AWO-Sozialzentrum Marie Bauer in Selb, im Luis-Röll-Heim in Marktleuthen, im Paul-Gerhardt-Haus in Selb, im Martin-Schalling-Haus und im K & S-Seniorenheim in Marktredwitz sowie im Alten- und Pflegeheim Sankt Michael in Bad Alexandersbad. „Bei uns sind elf Bewohner infiziert“, sagt etwa der Direktor von Sankt Michael, Peter Konrad. Die Verläufe seien zum Glück relativ mild, sodass sich die Betroffenen in ihren Zimmern in Quarantäne befänden.

An diesem Haus zeigt sich beinahe exemplarisch, wie zwingend die Impfstrategie des BRK im Landkreis ist. Zuerst müssen die Bewohner und das Personal der Seniorenheime einen Impfschutz erhalten, da hier die Gefahr eines Corona-Massenausbruchs mit all den Folgen am größten ist. Mittlerweile sind von 96 Bewohnern in Sankt Michael 83 geimpft und zudem 29 Mitarbeiter.

Noch nicht geimpft sind unter anderem die Bewohner im Marie-Bauer-Sozialzentrum der AWO in Selb. Hier haben sich in der Weihnachtszeit mehrere Bewohner und Mitarbeiter mit Corona infiziert. „Die Pflege ist durch unser eignes Personal gesichert, der Betrieb wird in allen Bereichen aufrechterhalten“, teilt Sonja Borzel vom AWO-Bezirksvorstand mit. Zur Entlastung wegen des Mehraufwands seien zusätzliche Hilfskräfte aus anderen Einrichtungen und Zeitarbeitskräfte hinzugezogen worden. „Die Lage ist angespannt, aber stabil.“

Und hier kommt der Wermutstropfen in der ambitionierten Impfstrategie: „Wir haben am Sonntag das letzte Mal geimpft. Seitdem steht uns kein Impfstoff mehr zur Verfügung“, sagt ein beinahe verzweifelt klingender Thomas Ulbrich, Geschäftsführer des Roten Kreuzes im Landkreis Wunsiedel. Liebend gerne würden er und seine Mitarbeiter sofort weitere Impfungen in den Seniorenheimen im Landkreis organisieren. Doch der Medikamenten-Kühlschrank im Wunsiedler Impfzentrum ist leer.

Am Sonntag hat Ulbrich von der Regierung die Nachricht erhalten, dass sogar voraussichtlich bis 8. oder 10. Januar kein Impfstoff für den Landkreis Wunsiedel mehr zur Verfügung stehen wird. Mittlerweile gibt es zumindest die Hoffnung, dass die BRK-Mitarbeiter Mitte der Woche doch noch 135 Impfdosen erhalten. „Sollte das der Fall sein, werden wir am Donnerstag die Aktion umgehend wieder aufnehmen.“

Bislang sind die Bewohner des Seniorenheims Epprechtstein in Kirchenlamitz, des Seniorenheims Fichtelgebirge in Arzberg, des Alten- und Pflegeheims Sankt Michael in Bad Alexandersbad und des Martin-Schalling-Hauses in Marktredwitz (bis auf die Abteilung betreutes Wohnen) geimpft worden. Lediglich jene Frauen und Männer, die sich im Klinikum befinden oder positiv getestet sind, sind nicht darunter. Einige Bewohner des K & S-Seniorenheims in Marktredwitz und des Paul-Gerhard-Hauses in Selb sind ebenfalls geimpft. Doch dann waren die Dosen aufgebraucht und kein Nachschub mehr vorhanden. Sobald neues Vakzin eingetroffen ist, beginnt die Aktion in den beiden Einrichtungen. Anschließend kommen die übrigen Häuser an die Reihe.

Dies bedeutet allerdings, dass sich auch der Beginn des Betriebs im Impfzentrum in Wunsiedel nach hinten verschiebt. Ursprünglich war geplant, dass sich bereits am heutigen Dienstag die über 80-Jährigen, die in keinem Heim leben, hätten impfen lassen können.

Der Andrang ist schon jetzt riesig. Obwohl die Telefonleitung und die E-Mail-Adresse für die Registrierung erst am Montag freigeschaltet worden sind, lagen am frühen Montagnachmittag um die 500 Anfragen vor. „Leider können wir nach wie vor keine Termine vergeben, da wir nicht wissen, wann wir im Landkreis ausrechend Impfstoff haben“, sagt Ulbrich. Ein Datum, ab wann die Terminvergabe startet, wollte er gestern nicht nennen. Er hofft, dass es ab 11. Januar eine regelmäßige und ausreichende Zuteilung des begehrten Vakzins für den Landkreis gibt. Gewiss ist angesichts der offenbar etwas chaotisch geregelten Impfstoff-Zuteilung nichts. „Zu diesen Problemen können wir nichts sagen. Aber unsere Mannschaft steht bereit und könnte sofort wieder mit dem Impfen beginnen“, sagt der BRK-Geschäftsführer.

Noch nicht eingetroffen ist auch die zentrale Bundes-Software zur Erfassung und Verarbeitung der Terminanfragen. Das BRK registriere derzeit mit eigener Software. „Dann könnten wir zumindest Termine vergeben, falls Impfstoff vorhanden sein sollte, aber die Bundessoftware noch nicht. Dass wir dann die bereits Geimpften wieder in das zentrale Programm eintragen müssen, ist das geringste Problem“, sagt Ulbrich.

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