Deutschlands höchster Inzidenzwert Vogtland: Druck auf Landrat Keil wächst

red

Der Vogtlandkreis hat am Freitag den höchsten Inzidenzwert in ganz Deutschland. Hat der Landkreischef Mitte Dezember versäumt, sein Gesundheitsamt zu stärken?

 
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Rolf Keil. Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Kahnert

Plauen Sachsen ist auch Anfang 2021 Negativ-Spitzenreiter in der Corona-Pandemie. Nach einer Übersicht des Robert Koch-Instituts vom Freitag gab es dort 334,5 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Der Vogtlandkreis führt mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 818,6 die Liste der Landkreise in Deutschland an. -

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Zudem ist in Südsachsen eine Diskussion um das Corona-Management von Landrat Rolf Keil entbrannt, weil es seit Mitte Dezember offenbar einen Bearbeitungsrückstau im Gesundheitsamt des Vogtlandkreises gibt. -

Der Unmut über die Situation ist groß und eint linke und rechte politische Lager. Selbst aus der eigenen Partei erfährt Keil Widerstand. Die „Freie Presse“ zitiert CDU-Landtagsabgeordneten und CDU-Kreischef Sören Voigt: „Für mich unverständlich ist, dass beim Besuch des Ministerpräsidenten am 11. Dezember 2020 im Gesundheitsamt des Vogtlandkreises und in den Tagen danach die Lage nicht in aller Deutlichkeit dargestellt wurde. Manchmal brauchen und verstehen die Menschen nur Klartext.“ -

Auch Linken-Kreischefin Janina Pfau übt via Lokalzeitung scharfe Kritik: „Es kann nicht sein, dass Menschen, die glauben, sich infiziert zu haben, im Regen stehen gelassen werden. Es wird immer offensichtlicher, dass der Landrat mit der aktuellen Situation völlig überfordert ist.“ Pfau fordert außerdem eine bessere Medienarbeit. Der Landkreis müsse stärker und aktiver nach außen kommunizieren und den Menschen erklären, was nun zu tun sei in dieser Krisensituation. „Ich halte die Kommunikation, die eine Situation im Rückblick erklärt, für problematisch“, kritisiert CDU-Landtagsabgeordneter Sören Voigt. -

Rolf Keil sieht keine Defizite. Er habe nach Bekanntwerden der Unstimmigkeiten bei den Coronazahlen umgehend gehandelt. Am 16. Dezember, fünf Tage nach dem Besuch des Ministerpräsidenten, sei das Gesundheitsamt mit 30 Soldaten und 15 weiteren Mitarbeitern aufgestockt worden. -

Keil kämpft in diesen Tagen auch an anderer Stelle. Anders als im bayerischen Nachbarlandkreis Hof entsteht das Impfzentrum in Plauen erst noch. Die Behörde hat sich für einen Standort in Treuen entschieden, der seit Tagen in der Bevölkerung kontrovers diskutiert wird, weil die Anreise für einige Vogtländer zu weit sei, trotz guter Bahn- und Busanbindung. Einige Bürger fordern ein zweites Zentrum. -

Wie in Hof kommt auch in Plauen die Festhalle als Impf-Standort nicht infrage, weil diese sonst das gesamte Jahr nicht für Veranstaltungen genutzt werden könnte, heißt es vom Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes, der die Impfzentren in Sachsen im Auftrag des Freistaates betreibt. red/SöGö - Plauen