Ein etwas besseres Bild ergibt sich, wenn nur die Daten der 18- bis 60-jährigen Probanden berücksichtigt werden. Curevac hält dieses Vorgehen für legitim, da bei den Über-60-Jährigen zu wenige Covid-Fälle auftraten, um statistisch abgesicherte Aussagen zur Wirkung machen zu können. Für die verbleibenden Probanden zwischen 18 und 60 ergibt sich eine Wirksamkeit von 53 Prozent gegen Covid-19-Erkrankungen beliebigen Schweregrads. Betrachtet man den besonders wichtigen Schutz vor mittelschweren und schweren Erkrankungen, liegt die Wirksamkeit bei 77 Prozent. Mit Blick auf die Verhinderung corona-bedingter Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle gibt Curevac sogar eine Wirksamkeit von 100 Prozent an. Während in der Placebo-Gruppe sechs Todesfälle gezählt wurden, gab es in der Gruppe der Geimpften keinen einzigen.
Das Ergebnis wertet der Firmenchef „nicht als Niederlage“
In der Studie wurden unter rund 40 000 Teilnehmern aus zehn Ländern in Europa und Lateinamerika 228 Covid-Fälle verzeichnet, davon 83 in der Impfgruppe und 145 in der Placebogruppe. 86 Prozent der Fälle wurden von besorgniserregenden Virusvarianten verursacht.
Dass der Impfstoff insgesamt weniger wirksam ist als Biontech/Pfizer und Moderna wertete Haas „erstmal nicht als Niederlage“. Das Vakzin habe weiterhin das Potenzial, zur Bekämpfung der weltweiten Pandemie beizutragen. Haas geht davon aus, dass die EU bei einer Zulassung die vertraglich vereinbarten 225 Millionen Impfdosen abnimmt. Genauere Angaben zum Stand des Zulassungsverfahrens machte er nicht. Man sei im Gespräch mit der EMA. Die Behörde hatte bereits zuvor mitgeteilt, dass es – anders als teilweise zu hören war – für eine Zulassung keine harte Untergrenze bei der Wirksamkeit gibt. Peter Kremsner von der Uniklinik Tübingen, der die Curevac-Studie geleitet hatte, geht jedenfalls davon aus, dass die EMA den Impfstoff zulassen wird. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach glaubt das hingegen nicht.
Altmaier: Aufgabe der Staatsbeteiligung steht nicht zur Debatte
Curevac setzt auch große Hoffnungen auf die zweite Generation seines Impfstoffs, der nach bisherigen Daten eine rund zehnmal stärkere Immunreaktion auslösen soll. Der erste Impfstoff sei „nicht das Beste, was man mit dieser Technologie erreichen kann“, räumte Technikchefin Fotin-Mleczek ein. Der Aktienkurs von Curevac war am Donnerstag erneut eingebrochen, erholte sich aber im Handelsverlauf wieder.
Die Bundesregierung wollte die aktuellen Entwicklungen bei Curevac am Donnerstag nicht kommentieren. Ein Sprecher von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) verwies lediglich auf eine Stellungnahme von Mitte Juni: Damals hatte das Ministerium unter dem Eindruck enttäuschender Zwischenergebnisse bei der Impfstoff-Studie betont, dass eine Aufgabe der Staatsbeteiligung an Curevac nicht zur Debatte stehe. Vor einem Jahr war der Bund mit 300 Millionen Euro bei Curevac eingestiegen.