Corona-Impfung Impfen in Moschee voller Erfolg

Schon eine halbe Stunde vor Beginn bildet sich eine Menschenschlange in Marktredwitz. Alle 120 Dosen werden vorwiegend an junge Menschen verimpft.

 
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Sie haben gemeinsam die Werbetrommel für das Impfen in der Moschee gerührt – mit Erfolg: Bürgermeister Horst Geißel, Havanur Aydin, Ditib-Vorsitzender Celal Öztürk und Cevdet Aydin. Schon eine halbe Stunde vor Impfbeginn bildete sich eine Schlange vor dem Impfmobil. Foto: Peggy Biczysko

Marktredwitz - „Mein 17-jähriger Sohn war gleich einer der Ersten, die geimpft worden sind.“ Ditib-Vorsitzender Celal Öztürk ist froh darüber. Seine Werbekampagne für das mobile Impfen in der Marktredwitzer Moschee hat sich gelohnt. „Wir hatten auf 100 Impfwillige gehofft, in sechs Stunden waren es 163. Wir sind mehr als zufrieden.“

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Werbung beim Freitags-Gebet

All jene, die gestern hier anstehen, sind glücklich darüber, sich das normale Leben ein Stück weit zurückholen zu können. Bis auf die neunjährige Tochter von Celal Öztürk ist jetzt seine gesamte Familie geimpft. „Ich fühle mich verpflichtet, mich und vor allem andere zu schützen“, verdeutlicht der Ditib-Vorsitzende, der schon seit einigen Wochen beim Freitags-Gebet ebenso für das Impfen wirbt wie in den sozialen Kanälen.

Weil etliche Besucher der Moschee – ob Syrer, Iraker, Türken oder andere Nationalitäten – die deutsche Sprache nicht so gut beherrschen, fühlen sie sich in der bekannten Umgebung wohler als in einem anonymen Impfzentrum. Die Hemmschwelle sei niedriger. „Außerdem haben wir die Leute in verschiedenen Sprachen über das Impfen aufgeklärt“, erläutert Öztürk, der für die Wartenden Kuchen aus seiner eigenen Bäckerei kredenzt. „Damit es nicht so langweilig ist“, meint er schmunzelnd. Später gibt es auch noch Pizza.

Walied Youssef fädelt die Sache ein

Die Idee, das Impf-Mobil vor der Moschee aufzubauen, stammt von Walied Youssef. Der Marktredwitzer Integrationsbeauftragte ist allerdings am Freitag im Urlaub. „Aber er hat die Sache ins Laufen gebracht“, freut sich auch zweiter Bürgermeister Horst Geißel, als er die Menschen sieht, die sich schon vor Öffnung des Impf-Mobils in die Schlange einreihen, um registriert zu werden.

Viele Nationalitäten stehen Schlange

Mustafa Eisa, der Arzt, der heute den Piks setzt, wirft einen Blick aus dem Mobil: „In der ersten halben Stunde haben wir schon fast 30 Leute geimpft.“ Sein Daumen geht nach oben. „Wäre jetzt nicht gerade Urlaubszeit, wären sicherlich weit mehr Menschen gekommen“, meint Celal Öztürk. Was auffällt, ist, dass viele jüngere Menschen für die Impfung anstehen. Jene eben, die bis vor Kurzem noch nicht priorisiert waren für den kleinen Piks, der zurückführt ins normale Leben. Iraker, Türken, Syrer – die unterschiedlichsten Nationalitäten haben sich eingereiht, um die Impfung zu bekommen. Es ist für sie ein Schritt in Richtung Normalität nach vielen Monaten des Eingeschränktseins. „Wir wollen unsere Freiheit wieder haben“, sagt einer der jüngeren Leute, etwa Mitte Zwanzig. Er ist Deutscher. Denn es ist egal, welcher Herkunft jemand ist. Das Impf-Mobil in der Moschee steht am Freitag jedem offen, nicht nur jenen, die zum Gebet kommen.

Ziel mehr als erreicht

„Unser Ziel ist es, um die hundert Leute zu impfen“, sagt der Ditib-Vorsitzende. Zwei Stunden nach Öffnung des Mobils sind schon 80 Leute geimpft. Bürgermeister Geißel ist froh über jeden einzelnen, der sich impfen lässt. „Zwar sind die Zahlen momentan noch auf relativ niedrigem Niveau, aber die Prognosen verheißen etwas anderes.“ Geißel rechnet nach dem Ende der Ferien damit, dass die Zahlen wieder nach oben schnellen, weil die meisten jüngeren Leute ja nicht vor ihrem Urlaub geimpft wurden.

Der stellvertretende Bürgermeister findet es gut, dass es jetzt endlich auch ein Impfangebot für Jugendliche ab zwölf Jahren gibt. „Jeder Geimpfte mehr ist ein Segen für die Gemeinschaft.“ Das findet auch Celal Öztürk, der dem Impf-Team für den Einsatz in der Moschee dankt.