Die derzeitige Lage sei auch nicht mit dem Frühjahr des vergangenen Jahres vergleichbar, betonte Drosten: Die Fallzahlen seien damals insgesamt niedriger gewesen, das Virus noch nicht flächig verbreitet. Inzwischen sei der Erreger zudem auch in schwer erreichbaren Teilen der Gesellschaft angekommen, wo es wenig Einsicht für die Maßnahmen gebe oder diese Botschaften gar nicht erst ankämen. "Alle diese Dinge müssen wir mit einberechnen und aufpassen, dass wir nicht blauäugig in so eine Situation reinlaufen, die dann später der Wirtschaft auf die Füße fällt."
Um beim Impfen schneller voranzukommen, plädierte Drosten für mehr Pragmatismus. Mit den Haus- und Betriebsärzten gebe es bewährte Strukturen, die auch genutzt werden sollten. Diese Ärzte wüssten auch, wer bevorzugt geimpft werden müsse. Drosten schilderte seinen Eindruck einer sehr perfektionistischen Planung zu Fragen "wie man bis ins kleinste Glied und weit in den Sommer hinein eine Terminvergabe macht". Es müsse aber gar nicht alles perfekt laufen: Wichtig sei, die großen Impfstoffmengen, die bald zu erwarten seien, möglichst rasch zu verabreichen, um eine Bevölkerungsimmunität aufzubauen.
Nach monatelangem Lockdown deuten sich in Deutschland weitere Öffnungsschritte an - allerdings abhängig vom regionalen Infektionsgeschehen und mit einer "Notbremse". Das geht aus einem vorläufigen Beschlussentwurf für die Bund-Länder-Runde an diesem Mittwoch hervor, der den Stand Montag 19.10 Uhr hat und dem Vernehmen nach noch nicht mit allen Ländern abgestimmt ist. Verknüpft werden zahlreiche Öffnungen darin auch mit massenhaften Schnelltests. Grundsätzlich soll der Lockdown auch wegen der Gefahr durch die neuen Virusvarianten bis 28. März verlängert werden.
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